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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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ein scharfes Klicken gehört, als er gegen das Magazin schlug. Doch die Kugel, die durch das Rohr rotiert, Björn Forsbergs Gaumen durchbohrt und den größten Teil seines Gehirns durch den Hinterkopf hinausgeschleudert hätte, verließ den Pistolenlauf nie. Sie saß noch in ihrer Messinghülse. Und diese lag in Martin Becks rechter Hosentasche, zusammen mit den fünf anderen Patronen, die sich in dem Magazin befunden hatten. Martin Beck holte eine davon heraus, rollte sie zwischen den Fingern und las den eingestanzten Text, der um den Kupfermantel des Zündhütchens lief: METALLVERKEN 38 SPL. Die Patrone war ein schwedisches, die Pistole hingegen ein amerikanisches Fabrikat, eine .38 Smith & Wesson Special, hergestellt in Springfield, Massachusetts.
    Björn Forsberg lag auf dem Schreibtisch, das Gesicht gegen die blanke Tischplatte gepresst. Sein Körper zitterte. Sekunden später glitt er zu Boden und begann zu schreien. »Es wird wohl das Beste sein, wir rufen einen Krankenwagen«, meinte Melander.
    Und so saß Rönn einmal mehr mit seinem Tonbandgerät in einem Isolierzimmer des Karolinska-Krankenhauses. Allerdings nicht in der Thoraxchirurgie, sondern in der Psychiatrie, und Gesellschaft leistete ihm diesmal nicht der verhasste Ullholm, sondern Gunvald Larsson.
    Björn Forsberg war auf verschiedene Arten behandelt worden, mit beruhigenden Spritzen und diversen anderen Methoden, und der Arzt, der für sein psychisches Wohl zuständig war, hatte sich bereits mehrere Stunden in seinem Zimmer aufgehalten. Doch der Patient schien nichts anderes sagen zu können als: »Warum habt ihr mich nicht sterben lassen?« Diese Worte hatte er ein ums andere Mal wiederholt und tat dies auch jetzt wieder.
    »Warum habt ihr mich nicht sterben lassen?«
    »Tja, das kann man sich allerdings fragen«, murmelte Gunvald Larsson, und der Arzt warf ihm einen strengen Blick zu. Tatsächlich wären sie gar nicht hier gewesen, wenn die Ärzte nicht gemeint hätten, es bestehe eine gewisse Gefahr, dass Forsberg tatsächlich starb. Man hatte darauf hingewiesen, dass er einen Schock von enormer Intensität erlitten hatte, sein Herz schwach und das Nervenkostüm zerrüttet war, und die Diagnose schließlich mit der Aussage abgerundet, der Allgemeinzustand sei ansonsten gar nicht so schlecht. Wenn man einmal davon absah, dass ihn eine Herzattacke jeden Moment umbringen konnte.
    Rönn grübelte über die Sache mit dem Allgemeinzustand nach.
    »Warum habt ihr mich nicht sterben lassen?«, fragte Forsberg wieder.
    »Warum haben Sie Teresa Camaräo nicht leben lassen?«, erwiderte Gunvald Larsson.
    »Weil es nicht ging. Ich musste sie loswerden.«
    »Jau«, sagte Rönn geduldig. »Aber warum mussten Sie das?«
    »Ich hatte keine andere Wahl. Sie hätte mein Leben kaputtgemacht.«
    »Na ja, ehrlich gesagt kommt es mir auch so ziemlich kaputt vor«, bemerkte Gunvald Larsson. Der Arzt starrte ihn streng an.
    »Sie verstehen das nicht«, sagte Forsberg. »Ich hatte sie angefleht, nie mehr wiederzukommen. Ich hatte ihr sogar Geld gegeben, obwohl ich selbst knapp bei Kasse war.
    Und trotzdem…«
    »Was wollten Sie sagen?«, fragte Rönn freundlich. »Sie hat mich verfolgt.
    Als ich an dem Abend nach Hause kam, lag sie in meinem Bett. Nackt. Sie wusste, wo ich meinen Ersatzschlüssel deponiert hatte, und konnte hinein. Und meine Frau… meine Verlobte sollte in einer Viertelstunde kommen. Es gab keinen anderen Weg.«
    »Und dann?«
    »Habe ich sie ins Pelzlager hinuntergetragen.«
    »Hatten Sie keine Angst, jemand könnte sie dort finden?«
    »Es gab nur zwei Schlüssel zu der Tür. Ich hatte den einen und Nisse Göransson den anderen. Und Nisse war verreist.«
    »Wie lange haben Sie die Leiche dort liegenlassen?«, fragte Rönn.
    »Fünf Tage. Ich wollte warten, bis es regnet.«
    »Ja, Sie haben's gern, wenn es regnet«, bemerkte Gunvald Larsson.
    »Verstehen Sie denn nicht? Sie war verrückt, sie hätte von einer Sekunde auf die andere mein ganzes Leben zerstört. Alles, was ich geplant hatte.«
    Rönn nickte vor sich hin. Das lief ja richtig gut. »Woher hatten Sie die Maschinenpistole?«, fragte Gunvald Larsson unvermittelt.
    »Ich habe sie aus dem Krieg mit nach Hause gebracht.« Forsberg schwieg einen Moment. Dann sagte er stolz: »Ich habe damit drei Bolschewisten erschossen.«
    »War es ein schwedisches Fabrikat?«, fragte Gunvald Larsson.
    »Ein finnisches. Suomi M 37.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »Wo keiner sie jemals finden wird.«
    »In der

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