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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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jemand vergeblich versuchte, sie zu sprechen. Sie hatte den Ton ausgeschaltet. Heute Morgen hätte sie Hemp warnen sollen! Wenn sie auch den deutschen Wasserschutzpolizisten Stadler kannte und als harmlos einstufte, so hatte die späte Stunde und die angebliche Landpolizistin zu ihrer höchsten Beunruhigung beigetragen. Diese Frau hatte nicht so gewirkt, als würde sie sich mit Bagatellermittlungen befassen.
    Sie musste vorsichtig sein. Eine lange Lebenszeit lag schon hinter ihr. Nicht, dass es immer leicht gewesen war, aber sie hatte einiges daraus gemacht. Außer ihrem blendenden Aussehen hatte sie in jungen Jahren keine Talente aufzuweisen. Ihr Mann brachte ihr bei, wie Kontakte geknüpft, gute Beziehungen gepflegt und zum richtigen Zeitpunkt Geschäfte gemacht wurden.
    In seiner Werft verkehrten anfangs fast ausschließlich Mitglieder der damals noch recht kleinen Haute vollée der Luxemburger Gesellschaft. Das änderte sich mit dem Aufschwung des Landes zu einem Bankenzentrum, einem Mekka für Steuerflüchtige und Sitz der Europäischen Union. Die kleine und feine Gesellschaft bekam kräftig Zuwachs und konnte auch gegenüber den früher mit gerümpfter Nase als Neureiche bezeichneten Bewerbern nicht mehr wählerisch sein.
    Madame Goedert hatte irgendwann dazugehört. Manchmal musste sie sich kneifen, wenn sie mit der Erzherzogin über irgendeinen Botschafter lästerte. He, ich bin im armen Stadtteil Grund, in ganz bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Ich war zu blöd, um im fünften Schuljahr ihren Namen richtig zu schreiben und jetzt lache ich hier mit der Firstlady.
    Es traf zu, dass im »Ländchen«, wie Luxemburg im Trierer Raum genannt wurde, alles anders war. Große Deals wurden ohne schriftliche Verträge in feinen Restaurants beim Mittagessen abgeschlossen. Jeder kannte jeden, wenn er zum inneren Kreis gehörte, egal ob Politiker, Kleriker oder Wirtschaftsboss. Darunter versteckte sich auch der ein oder andere Gangster. Wenn er aufflog, wurde die Sache meist diskret geregelt.
    Im vorliegenden Fall konnte sie darauf nicht hoffen. Das Einzige, was ihr vielleicht gegönnt wurde, war Zeit, sich aus dem Staub zu machen. Sie hatte ausgesuchte Verstecke auf den Balearen, in Samoa und in Finnland zur Auswahl. Wenn alle Stricke rissen, blieb ihr immer noch das One-Way-Ticket in Form einer knapp drei Millimeter kleinen Tablette.
    Wieder leuchtete das rote Lämpchen am Telefon.
    Sie nahm ab: »Ja?«
    »Es wird morgen Mittag erledigt. Ich brauch’ mehr Geld. Schlafen Sie gut.«
    Der Kontakt war abgebrochen. Sie hatte Hemps Stimme erkannt.
    *
    Im Keller roch es leicht modrig. Außer dem leisen Schlurfen von Waldes Birkenstocklatschen gab es kein Geräusch. Die Stahltüren waren grau lackiert. Sie trugen verblichene Aufdrucke mit Buchstaben und Zahlen, auf die er sich keinen Reim machen konnte. Wände und Decken waren hellgelb gestrichen. Es war ziemlich dunkel hier unten. Nach ein paar Metern bemerkte Walde, dass die meisten Lampen ausgeschaltet waren, als eine Art Not- oder Nachtbeleuchtung. Er orientierte sich an den grünen Hinweisen auf Fluchtwege. Am Ende des Gangs spähte er um die Ecke. Im Dämmerlicht war niemand zu sehen.
    Walde schlich weiter an grauen Stahltüren vorbei. Links ging ein schmaler Seitengang ab. Walde bemerkte ihn erst, als er in gleicher Höhe war. Er blieb stehen und lauschte. Ganz leise summte ein Motor. Vielleicht ein Aggregat?
    Walde ging weiter. Das Geräusch nahm ab. Hinter der nächsten Biegung zeigten die Pfeile der grünen Schilder in zwei Richtungen. Der eine deutete direkt auf eine Stahltür. Hinter ihr befand sich wahrscheinlich ein Treppenaufgang.
    Gegenüber leuchtete der Rufknopf eines Fahrstuhls. Die nächste Tür bestand aus zwei Flügeln. Das große P ließ auf die Pathologie schließen. Walde verspürte wenig Lust, dort hineinzuschauen. Dennoch versuchte er den Türgriff. Es war nicht abgeschlossen. Im Flur dahinter war es dunkel. Walde zögerte. Er schloss die Tür und drang weiter in die Unterwelt des Hauses ein. Wieder kreuzten sich die Gänge. Walde entschied sich für die rechte Seite. Dort, wo ein schmaler Nebengang abzweigte, hielt er unter einer Lampe an. Er breitete den Lageplan aus, in dem der Keller nicht eingezeichnet war. Den Fahrstuhl, mit dem er heruntergekommen war, fand er, aber dann wurde es schwierig. Er wollte sich an den Gegebenheiten im Erdgeschoss orientieren. Nach einer Weile gab er auf. Er hatte die Orientierung verloren.
    Er ging zurück zu

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