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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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hatten. So konnten sie einerseits Hemps Besuch fotografieren und hatten andererseits mitgekriegt, dass auch die Polizei einen Wagen mit zwei Beamten zur Observierung abgestellt hatte.
    »Shit«, Rob hackte fluchend eine Tastenkombination ein. »Schon wieder abgestürzt. Der brauch’ viel mehr Arbeitsspeicher.« Begleitet von einer kurzen Tonfolge startete der Rechner neu.
    »Sag’ mal, wir sollten Walde Bescheid geben.« Rob, der warten musste, bis sein Gerät wieder hochgefahren war, las den Text auf Ulis Monitor.
    Er bekam keine Antwort und wiederholte seinen Vorschlag.
    »Hm?«, brummte Uli zurück, der ohne Pause in die Tasten hieb.
    »Ich meine, das mit dem Schlauchboot, das sollte Walde wissen«, versuchte es Rob zum dritten Mal.
    »Ich hab’ noch nicht vergessen, wie mich diese Pressezicke behandelt hat. Die können sich das hier besorgen wie jeder andere auch«, er zeigte zum Bildschirm, wo das Seitenlayout des neuen Käsblatts nur noch wenige Lücken aufwies. »Außerdem hatten die doch selbst zwei Bullen auf Posten an der Speed III, kann ich doch nichts dafür, wenn die zu blöd sind, die richtigen Schlüsse zu ziehen.«
    Ulis Finger zuckten wieder wild über die Tasten. Rob ließ ihn in Ruhe.
    *
    Die Notbeleuchtung tauchte den Gang in blassblaues Licht. Die nächste Tür war abgeschlossen. Walde benötigte weniger als eine Minute, um das einfache Zylinderschloss zu knacken.
    An den Wänden standen dicht an dicht Aktenordner in Regalen. Zwei Schreibtische mit Rechnern und Bürostühlen mit hohen Lehnen standen sich gegenüber. Walde schrak zusammen. Im Schein der Taschenlampe zuckte der Schatten eines Menschen über die Wand. Ein lebensgroßes Skelett stand vor einer Vitrine. Walde entspannte sich wieder. Hinter den Scheiben spiegelte sich das Licht der Taschenlampe in großen Glasbehältern, deren Inhalt er geflissentlich ignorierte.
    Er hatte schon den Finger am Schalter eines Rechners, als ihm das schwache Licht hinter dem Fenster unter der Decke auffiel. Er spähte in einen Innenhof. Alle Fenster waren dunkel. Von weiter oben, außerhalb seines Blickfeldes, musste das Licht herkommen.
    Walde zog den Bademantel aus, breitete ihn über den Bildschirm und kauerte sich darunter, wie es vor hundert Jahren die Fotografen mit den Plattenkameras praktiziert hatten. Auf diese Weise wollte er vermeiden, dass der Lichtschein des Monitors von außen zu sehen war. Der Rechner fuhr hoch. Passwort! Walde stöhnte. Er zog die Schubladen am Schreibtisch auf, suchte nach Zetteln, Verstecken, wo eventuell der Code notiert war. Nichts.
    Unter dem Bildschirm klebte ein gelber Zettel. Darauf stand w.schmldt04. Ein vergesslicher Walter oder eine Waltraud Schmidt arbeitete wohl an diesem Schreibtisch.
    Er gab w.schmldt04 ein. Der Rechner akzeptierte es nicht. Er versuchte nacheinander alle ihm möglich erscheinenden Varianten. Der Zutritt zur Datenwelt des Krankenhauses blieb ihm verwehrt.
    Ohne große Hoffnung auf Erfolg versuchte er es weiter. Nach ein paar Minuten hatte er die ihm bekannten, von Kollegen verwendeten Passwörter, die Namen der letzten Päpste und Bischöfe und alle Kinder-, Katzen-, Pferde- und Hundenamen, die ihm einfielen, eingetippt. Schön, dass ihm das vermaledeite System wenigstens so viele Versuche erlaubte.
    Willkommen!
    Das Programm öffnete sich! Der Scherzkeks, der hier arbeitete, hatte VERMALEDEITE als Passwort eingegeben.
    Er begann unter dem Bademantel zu schwitzen. Die Wärme des Bildschirms und seine durch die Anspannung gestiegene Körpertemperatur erzeugten ein treibhausähnliches Klima.
    Im Dokumentenordner befanden sich verschiedene Spiele. Der Nutzer hatte ein Faible für Jagden auf Moorhühner und Wespen. Dazwischen lagen Berichte von Obduktionen. Er hatte nichts anderes erwartet.
    Das Intranet des Hauses war wieder passwortgeschützt. w.schmldt04 war das Sesam-öffne-dich. Schweißtropfen liefen Walde über die Augenbrauen. Er nahm die Brille ab und rieb die brennenden Augen. Sein Genick schmerzte von der verkrampften Haltung. Er schaltete Bildschirm und Rechner aus und reckte sich. Ein paar Minuten genoss er die Abkühlung.
    Im Dunkeln zog er sein Mobiltelefon aus der Tasche und tippte Harrys Nummer in die aufleuchtende Tastatur.
    »Ja?«, meldete sich Harry mit belegter Stimme.
    »Hast du was zum Schreiben?«, fragte Walde.
    »Wo bist du?«
    »Irgendwo im Keller an einem Rechner. Schreib’ mal zwei Passwörter auf und gib sie sofort an Grabbe weiter. Er soll versuchen, sich in

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