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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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ausschließen, Geburtsdatum und Geburtsort sind identisch«, fuhr Grabbe fort. »Gegen ihn war 1989 ein Verfahren wegen Ungereimtheiten mit den Kennnummern von verpflanzten Organen anhängig. Die Spendernieren ließen sich nicht eindeutig zurückverfolgen.« Grabbe schaute stolz in die Runde.
    »Und?«, verlor Monika als erste die Geduld.
    »Es wurde eingestellt. Die Rechtslage war damals noch ziemlich unklar. Das Transplantationsgesetz wurde erst acht Jahre später verabschiedet. Wie ich das hier sehe, hatte der Sieblich gute Anwälte. Gleich danach ist er ins Ausland gegangen. Erst Dubai und dann Indien.«
    »Wo hast du denn das alles in so kurzer Zeit her?«, staunte Harry.
    »Man muss nur wissen, wo man suchen soll und«, Grabbe grinste wieder in die Runde, »den einen oder anderen guten Kontakt haben.«
    »Und der Professor, ist der auch nicht echt?«, wollte Harry wissen.
    Grabbe schaute auf seinen Notizblock: »Sieblich hat eine Professur an der Uniklinik Mainz.«
    »Dann könnte er Madame Goedert in Luxemburg kennengelernt haben. Vielleicht haben die was miteinander«, vermutete Gabi.
    »Er ist zwanzig Jahre jünger als sie«, stellte Harry fest.
    »Nach dem, was mir erzählt wurde, steht Madame auf Boys«, beharrte Gabi.
    »Als Boy geht der Professor beim besten Willen nicht mehr durch«, konterte Harry.
    »Da gibt es noch etwas, was ich nicht ganz verstehe«, nutzte Grabbe die Gelegenheit, als die beiden schwiegen. »Der Professor soll doch eine Kapazität auf dem Gebiet der Nierentransplantation sein. Wie kommt es, dass er ausgerechnet nach Dubai geht, wo Transplantationen generell verboten sind? Das ist übrigens in der ganzen arabischen Welt so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sieblich sich in Anbetracht der drastischen Strafen getraut hat …«
    »Gut, aber danach ist er nach Indien gegangen«, unterbrach ihn Walde.
    »Da sollen die Araber, die es sich leisten können, einen wahren Transplantationstou …«, Grabbe blieb bei dem Wort dreimal hängen, bis er es endlich komplett ausgesprochen hatte, »einen Transplantationstourismus entfacht haben. Das wird in Indien ganz lax gehandhabt. Eine Niere kriegt man da für ein paar Rupien. Aber indische Nieren haben keinen besonders guten Ruf. Zum einen ist die Gefahr einer Hepatitis- oder gar HIV-Infektion gegeben und zum anderen sollen indische einfach nicht so gut wie westliche Spendernieren funktionieren.«
    »Und wie ist das hier?«, fragte Monika.
    »Die Wartezeit auf eine Spenderniere beträgt häufig mehr als fünf Jahre. Bis dahin sind viele Dialysepatienten gestorben«, Grabbe raschelte mit seinen Blättern. »Wer ein Organ bekommt, kann sich freuen, die Transplantationen gelingen immer besser.«
    »Ich hab’ da eine Frage«, sagte Gabi und warf Grabbe einen ihrer berühmten Augenaufschläge zu. »Wenn ich jetzt dringend eine Spenderniere brauche und nicht fünf Jahre warten möchte, kann sie mir doch jemand spenden?«
    »Du meinst eine Lebendspende?«, fragte Grabbe.
    »Ich kann ja schlecht jemanden dafür abmurksen, ich bin doch schließlich bei der Polizei!«, Gabi brach in herbes Gelächter aus, an dem sich sonst niemand am Tisch beteiligte.
    Grabbe hielt den linken Zeigefinger an eine Textstelle: »Für Lebendspenden gilt nur ein eingeschränkter Personenkreis: enge Verwandte und nahestehende Personen.«
    »Enge Verwandte hab’ ich keine mehr. Gehen Kollegen als nahestehende Personen durch?«
    »Nur, wenn sie mit dir verheiratet sind.«
    »Hm.« Gabi lehnte sich in ihren Stuhl zurück.
    »Gute Arbeit, Grabbe!«, gratulierte Walde seinem Kollegen, dessen Gesicht vor Freude rot anlief. »Wir müssen die Krankenanstalt der Gebenedeiten Schwestern in Steineroth genauer unter die Lupe nehmen und ab sofort diesen Professor Sieblich in die Überwachung mit aufnehmen.«
     
    Walde griff zum Telefon. Er hatte Glück, Staatsanwalt Roth war in seinem Büro und schien guter Laune zu sein: »Wie geht’s, Herr Kommissar, was kann ich für Sie tun?«
    »Womit wir gleich beim Thema wären«, antwortete Walde. »Erfüllen Sie mir drei Wünsche und mir geht es bestens.«
    »Und die wären?« Staatsanwalt Roth war wieder in den üblichen kühlen Tonfall zurückgefallen.
    »Erstens eine Durchsuchung aller Räume und Fahrzeuge, zu der Madame Liane Goedert Zutritt hat, zweitens eine Durchsuchung der Verwaltung des Krankenhauses der Gebenedeiten Schwestern, drittens eine Telefonüberwachung von Madame Goederts Mobiltelefon auf der Yacht. Die liegt zurzeit in der

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