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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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weitergehen sollte.
    »Kennen Sie den«, fragte Meier und deutete rüber zum Eingang. »Der glotzt schon die ganze Zeit hierher.«
    Walde erkannte sogleich den Mann im längs gestreiften Bademantel und den Lederpantoffeln neben dem Kippenbecken. Als sich ihre Blicke begegneten, hob Willi zaghaft den Arm, ließ ihn aber gleich wieder sinken.
    »Ist sich keine Zwillingsbruder von Oleg«, murmelte Walde kopfschüttelnd. War seine Verkleidung doch nicht so wirksam gewesen, wie er sich vorgestellt hatte? Kein Hahn krähte. Das hatte der hilfsbereite Willi nicht verdient …
    Es klingelte abermals. Der Wagen passierte die Pforte.
    Kurze Zeit später sahen sie den weißen Kombi im Schritttempo über den breiten Teerweg kommen. Vor dem Hauptgebäude bog er auf den roten Sandweg nach links ab und beschleunigte. Die beiden starrten ihm nach, bis er hinter der Kirche verschwand.
    Am Hügel gab es nur einen schmalen Fußpfad. Der Kombi musste um den zentralen Komplex herumfahren, um zum Haus F zu gelangen. Während des Gehens rief Walde in der Pförtnerloge an: »War Hemp im Wagen?«
    »Konnten wir nicht erkennen«, antwortete Grabbe.
    »Wo ist Harry …?«
    »Hier«, kam es keuchend von hinten, wo Harry gerade an Meier vorbei den Pfad hoch lief.
    »Was soll das, alle haben auf ihrem Posten zu bleiben!«, rief Walde.
    »Du hast doch bestimmt wieder keine Waffe dabei!«, versuchte es Harry.
    »Dann gib’ her«, Walde marschierte unbeirrt weiter.
    »So war das eigentlich nicht gedacht.« Harry zog seine Pistole aus dem Halfter.
    Walde drehte sich um und nahm die Waffe. Er überprüfte, ob sie gesichert war und steckte sie sich am Rücken in den Gürtel: »Danke, dann bis später.«
    Harry schaute verdutzt. Der ebenfalls laut nach Atem ringende Meier drängte sich an ihm vorbei.
    Walde winkte und war dann zwischen niedrigem Buschwerk verschwunden.
     
    Das als Station F ausgewiesene Haus ähnelte auf den ersten Blick in nichts der Backsteinarchitektur der Gebäude, die Walde bisher in Steineroth gesehen hatte. Die prachtvollen blumengeschmückten Balkons mit ihren raffiniert gestalteten schmiedeeisernen Geländern, die blauen Fensterläden auf weißem Putz, die große Terrasse mit der breiten Freitreppe zum ausladenden Rasen hätten hinter diesen Mauern eher ein Vier-Sterne-Hotel vermuten lassen als ein Krankenhaus.
     
    »Wir müssen zur Vorderseite«, Meier hielt sich nicht lange mit der Betrachtung auf. Walde folgte ihm. Er schaute auf die Uhr. Sie waren bereits etwas mehr als vier Minuten unterwegs. Der Wagen konnte schon angekommen sein. Warum hatten sich die Kollegen noch nicht gemeldet?
    Als würde er Waldes Gedanken lesen, verlangsamte Meier seine Schritte. Vor ihnen lag eine schmale Straße. Ein Taxi blockierte die Durchfahrt. Sie gingen daran vorbei und befanden sich in einem Wendekreis an der Vorderseite des Gebäudes. Die schlichte Fassade eines Zweckbaus ließ nie und nimmer vermuten, wie sich das Gebäude zur Parkseite präsentierte.
    Da waren die zwei Kollegen, die hier oben Posten bezogen hatten. Sie standen allein am Raucherplatz, den es auch hier oben gab, nur mit dem feinen Unterschied, dass ein kleines Dach vor Regen schützte.
    Mit Kopfschütteln signalisierten sie den beiden Ankommenden, dass sich noch nichts getan hatte.
    Da stimmte etwas nicht. Waldes Telefon klingelte.
    »Die sind abgebogen«, sagte eine herbe Stimme. Sie gehörte unzweifelhaft zu Gabi, aber was machte sie hier? »Okay, ich kann auch Gedanken lesen. Zwanzig Kerle, da fehlt die weibliche Intuition. Deshalb bin ich mitgekommen und hab’ mich hinter dem Kloster postiert. Und da sind die Kerle abgebogen.«
    »Wohin?«
    »Was weiß ich, zu den Gärten, zu den Fischteichen? Was Nonnen so hinter ihrem Kloster haben«, gab sie zurück. »Jedenfalls kann ich da nicht hin, nicht mit diesen Schuhen.«
    »Gabi, bleib’ bitte dran.«
    »Wissen Sie, wie man eine Konferenzschaltung macht?« Walde streckte sein zweites Handy Meier entgegen. In dem Moment klingelte es.
    »Es kommt noch ein Kombi von ›Klein‹ hier durch,« rief Grabbe.
    »Es kann auch sein, dass er irgendwo rausgefahren ist und wieder zurückkommt«, sagte Walde.
    Im anderen Telefon krächzte Gabis Stimme: »Er kommt wieder.«
    »Woher?«
    »Ich hab’ doch gesagt, dass ich nicht weiß, was da ist«, zischte Gabi. »Da kommt noch einer, sieht genauso aus wie der, der …«, sie stockte. »Der Typ am Steuer, das müsste Hemp sein.«
    Meier telefonierte kurz. »Wir sollten hier weg, die

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