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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Begeisterung gewichen. Seine Wangen färbten sich vor Aufregung rot: »Nicht nur das, er war vorher mit Sieblich zusammen an einem Krankenhaus der Gebenedeiten Schwestern in Indien.«
    »Und was soll uns das Ganze sagen?«, fragte Staatsanwalt Roth.
    »Kein Arzt bezahlt seinen Patienten den Krankenhausaufenthalt. Besonders, wenn es sich um Ölscheichs aus Dubai handelt. Oder?«, Grabbe bekam keine Widerrede. »Für mich gibt es nur eine Erklärung. Dr. Singh und Prof. Sieblich berechnen ihren arabischen Gästen eine Pauschale. Da ist alles drin. All inclusive, wie es so schön im Reisebüro heißt.«
    »Auch die Bezahlung der Spender und der Schleuser«, Staatsanwalt Roth nickte.
    Grabbe hielt ein Blatt in die Höhe: »Hier stehen vierunddreißig Namen von Menschen mit afrikanisch klingenden Namen, die meisten haben als Wohnsitz Nancy angegeben. Alle haben Rechnungen nur über die Tagessätze erhalten, keinerlei zusätzliche Leistungen. Alle Überweisungen kamen ausnahmslos vom Konto Dr. Singh. Ich bin sicher, dass ihnen von Prof. Sieblich keine Leistungen in Rechnung gestellt worden sind. Die durchschnittliche Verweildauer lag bei etwa drei Wochen. Das Alter der Patienten liegt zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren.«
    Als Grabbe geendet hatte, gab es zunächst kein Halten am Tisch. Alle redeten durcheinander und mussten erst einmal ihren Gefühlen Luft verschaffen.
    Walde wartete ein wenig ab und bat dann um Ruhe: »Nicht zu fassen, wenn das zutrifft, was ich vermute.«
    Stiermann und Roth nickten einvernehmlich.
    »Ich weiß, dass die meisten von euch diese Nacht nicht geschlafen haben«, fuhr Walde fort. »Es scheint sich gelohnt zu haben. Ich danke den beiden Kollegen für die wieder einmal hervorragende Arbeit im Team. Dazu gehören auch die beiden Kollegen, die am späten gestrigen Abend das Gespräch zwischen Madame Goedert und einem Mann – höchstwahrscheinlich handelt es sich um Hemp – abgehört haben. Daraus geht hervor, wenn ich es richtig interpretiere, dass am heutigen Nachmittag Nachschub für die in der Populis Ertrunkenen zur Klinik gebracht werden soll.«
    »Die fühlen sich wohl ziemlich sicher«, der sonst so sachliche Staatsanwalt ballte eine Faust. »Wenn wir nur mehr in der Hand hätten als diese Papiere.« Er langte über den Tisch und schlug auf Grabbes Unterlagen.
    Der versuchte, sie gleich wieder zu ordnen: »Aber das ist doch Dynamit!«
    »Bringen Sie mir einen der Spender und ich lasse sofort die ganze Klinik hochgehen. Wir haben die Namen der Leute, da sollen sich die französischen Kollegen, besser noch Europol, dahinter klemmen.« Roth schaute auf seine Uhr. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.« Er klappte seinen Notizblock zu, gab Stiermann die Hand und verließ den Raum.
    »Und?«, fragte Stiermann zu Walde gerichtet.
    »Wir schaffen das auch ohne Durchsuchungsbefehl«, antwortete dieser und erhob sich ebenfalls.
    *
    Walde stand allein an einem der offenen Fenster des Konferenzraumes und schaute auf die Kaiserthermen, wo eine große Tribüne aufgebaut wurde. Er ließ alle Informationen in seinem Kopf zusammenfließen. Dann konnte er eine Richtung finden, in die es jetzt gehen sollte.
    War die Fensterbank nicht etwas zu niedrig? Waldes Gedankengang wurde jäh unterbrochen. Ein Stoß traf ihn in den Rücken. Im letzten Moment bekam er den Fensterrahmen zu fassen. Gabi!
    »Du siehst ziemlich scheiße aus«, schrillte ihre Stimme.
    »Danke, was würde ich nur ohne deine kleinen Aufmerksamkeiten machen, Gabi?«
    Walde atmete durch. Seine Lungenflügel funktionierten noch.
    »Hier, trink’ nen Kaffee«, sie reichte ihm einen Pappbecher. »Nimm’ eine Dusche und zieh’ dir frische Klamotten an! Vergiss die Zähne nicht, du stinkst, als hättest du schon in aller Frühe Schnaps getrunken.«
    Walde verschluckte sich an dem heißen Kaffee. »Wo hast du den denn her?«
    »Meine neue Assistentin hat ihn gebrüht.« Sie winkte einer dunkelhaarigen Frau zu, die sich mit Grabbe unterhielt und dabei ein Auge auf Gabi und Walde hatte.
    »Gut!«, kam Waldes Kommentar.
    »Gell, sagenhafte Figur«, stimmte ihm Gabi bei.
    »Ich meinte den Kaffee«, korrigierte Walde.
    »Du hast Recht, Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps, wobei …«
    Walde unterbrach sie: »… man sich auch mal im Dienst einen Schnaps genehmigen sollte.«
    Gabi grinste ihn an: »Das hast du heute wohl schon hinter dir …«
    »Wenn du wüsstest, was ich heute schon alles hinter mir habe«, unterbrach sie Walde.

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