Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
»Du würdest es nicht glauben.«
    »Das ist Waldemar, Walde, darf ich dir Sonja vorstellen?«
    Vor ihm stand die gut aussehende Frau, die ihm vor ein paar Tagen auf der Treppe zum Präsidium aufgefallen war. Die Dunkelhaarige hatte einen festen Händedruck. Von nahem sah sie etwas älter aus. Sie konnte Ende zwanzig sein.
    »Ich hab’ schon von Ihnen gehört«, sie hatte eine warme, ziemlich dunkle Stimme.
    Walde wollte nicht mit einer Floskel antworten. Er schaute auf ihren Mund, ihre Augen und wieder auf den Mund. Ihm fiel spontan nichts ein. Die Stille dehnte sich an den Rand der Peinlichkeit. Gabi hätte sich eher einen ihrer hohen Absätze abgebrochen, als Walde zur Seite zu stehen.
    »Danke für den Kaffee, der ist wirklich gut«, er hatte noch gerade so die Kurve gekriegt.
    »Danke! Gabi sagt, Sie machen Musik?«, ihr Lächeln entblößte ebenmäßige Zähne.
    Walde wiegte den Kopf: »Nur ein wenig für den Hausgebrauch.« Er überlegte, was er sie fragen könnte, um weiter ihre Stimme zu hören.
    »Können wir?«, Harry hatte sich mit Stadler unterhalten und war jetzt zu ihnen getreten, ohne dass Walde es bemerkt hatte.
    Das müssen noch die Nachwirkungen des Alkohols sein, dachte Walde, als er sich wieder bewusst wurde, wo er war.
    »Wie ist es mit Umziehen?«, fragte Gabi.
    »Keine Zeit, wir müssen …«
    »Ich hab’ Feierabend, ich kann dir was aus deiner Wohnung holen«, bot Gabi an.
    »Nein, danke«, Walde zögerte.
    »Willst du in dem Aufzug den ganzen Tag verbringen?«
    »Gut«, Walde gab ihr die Schlüssel, »du weißt ja noch vom Spaghettiessen, wo es ist.«
    »Soll ich das hier mitnehmen?«, sie wedelte mit der Plastiktüte.
    Walde nickte und wandte sich Harry zu.
    *
    »Entschuldige, dass ich dich stören musste …«, Harry sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Warum?«, fragte Walde.
    »Tu doch nicht so. Du hast da gestanden wie ein pubertärer Junge, der zum ersten Mal ein Mädchen zum Tanzen auffordert«, lachte Harry. »Wegen der hast du dir vor ein paar Tagen fast den Hals verrenkt, obwohl du mir immer vorhältst, das wär’ Macho-Gehabe.«
    »Was?«
    »Den Frauen nachzuglotzen.«
    »Ach …« Walde blieb die Antwort erspart. Grabbe steuerte auf sie zu.
    »Ich wüsste, wie wir die Klinik der Gebenedeiten Schwestern in Steineroth auf den Kopf stellen könnten, Chef«, er grinste. Seine Euphorie von vorhin war noch spürbar. »Und in der Klinik wären sie obendrein noch froh, wenn die Polizei käme.«
    »Du meinst doch nicht etwa?«, fragte Harry mit wissendem Blick.
    Grabbe nickte.
    »Gibst du uns grünes Licht, Chef?«
    Walde stöhnte: »Von mir aus auch Blaulicht, wenn mir einer von euch sagt, worum es geht.«
    Grabbe schaute sich um und flüsterte: »Bombenalarm.«
    »Genau, Bombenalarm«, Harry nickte heuchlerisch.
    »Wir räumen die Gebäude und können uns ganz ungestört umsehen.«
    »Bloß nicht. Die haben über fünfhundert Patienten, viele bettlägerig, ein Teil davon auf Intensivstationen an Maschinen angeschlossen«, Walde schüttelte den Kopf. »Wenn der Anruf bei Madame Goedert kein faules Versprechen war, wird die Klinik heute Mittag interessante Neuzugänge erhalten, die wir abfangen sollten.«
    »Die Handwerkskammer geht auch anonymen Hinweisen nach, wenn jemand Schwarzarbeit meldet«, versuchte Grabbe es nochmals. »Dann müssen keine Patienten evakuiert werden.«
    »Erstens können wir uns da nicht ohne weiteres ranhängen und zweitens halten wir dann vielleicht mit einer solch auffälligen Aktion die Neuzugänge ab, falls sie …« Harry hielt inne. Stiermann kam auf sie zu.
    »Und, meine Herren, Kriegsrat im kleinen Kreis?« Der Polizeipräsident schaute auf seine Uhr. »Briefen Sie mich, wenn Sie sich eine Strategie zurechtgelegt haben. See you!«
    Walde nickte.
    »Later, Alligator«, raunte Harry dem Polizeipräsidenten nach.
    »Besorgt mal eine Topo von der Klinik«, bat Walde.
    »Liegt da vorn bereit«, kam Grabbes Antwort wie aus der Dienstpistole geschossen.
    »Wenn du jetzt auch noch ein Handtuch und Duschzeug hast, dann …«, sagte Walde.
    Grabbe machte ein konsterniertes Gesicht.
    Walde winkte ab und ging zurück zum Tisch, wo die meisten Kollegen noch rauchend und Kaffee trinkend saßen: »Wo ist die Karte?«
    Grabbe zog sie unter seinen Unterlagen hervor und breitete sie aus. Sogleich wurde es still am Tisch. Die Kollegen rückten näher heran.
    *
    Walde hatte nicht gewusst, dass dieser Wagen mit Dauner Zivilnummer noch zum Polizeibestand gehörte. Meier

Weitere Kostenlose Bücher