Endstation Oxford
der Gefriertruhe auf die Suche nach einem Fertiggericht machen würde.
Gerade als sie die traurigen Relikte in der untersten Schublade der Tiefkühltruhe durchforstete, hörte sie den Schlüssel im Haustürschloss. Peter rief: »Bin wieder da!«
Sie lief ihm entgegen und fragte: »Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht.«
»Wirklich?« Er klang erfreut. »Es wird dir gefallen zu erfahren, dass ich den ganzen Tag hart gearbeitet habe, um nicht zu sagen: Ich habe richtig rangeklotzt.«
»Hätte ich mir ja eigentlich denken können.« Sie hielt inne und hauchte einen flüchtigen Kuss in Richtung seines Gesichts. »Magst du einen Gin?«
»Gern, aber lieber nur einen kleinen. Wenn ich es richtig einschätze, erwartet mich noch Arbeit an der Küchenfront.«
Sie betrachtete sein staubverschmiertes Gesicht. »Du solltest dir vorher lieber kurz Hände und Gesicht waschen.«
»Ehrliche Arbeit, ehrlicher Schweiß.« Er grinste.
Der ereignisreiche Tag hatte ihn ganz offensichtlich in beste Laune versetzt.
»Wie wäre es mit einem schnellen Omelett?«, schlug er vor. »Im Kühlschrank ist noch ein Rest Cheddar, den könnte ich darüberreiben. Und alles Nötige für einen Salat haben wir auch im Haus.«
Estelle sah enttäuscht aus.
»Wir könnten italienisches Brot toasten und mit Biobutter dazu essen«, bot er an.
Als Estelle an ihrem dritten Gin nippte, drangen zwar Düfte aus der Küche, doch sie waren weniger einladend als gewöhnlich.
»Mist!«
Es war Samstagmorgen. Peter und Estelle saßen am Frühstückstisch. Peter las die Zeitung.
»Was ist los?«, fragte Estelle. Sie aß ihr Brot ungetoastet, weil Peter in letzter Zeit nur noch wenig Zeit für die Küchenarbeit erübrigte.
»Diese blöden Zeitungsfritzen! Hier steht ein fehlerhafter Bericht über etwas, worüber man am besten überhaupt nichts geschrieben hätte«, schimpfte er. »Wie zum Teufel haben die Kerle Wind davon bekommen?«
»Leider habe ich keine Ahnung, worum es geht, und kann dir daher auch nicht weiterhelfen.« Estelle strich noch etwas mehr Butter auf ihr Brot und spülte den Bissen mit köstlich duftendem weißen Tee hinunter.
»Ich muss herausfinden, wie das passieren konnte«, grummelte Peter, stand auf und nahm seine Kaffeetasse und ein Marmeladenbrot mit.
»Bitte nicht krümeln!«, rief Estelle hinter ihm her.
Sie griff nach der Zeitung, weil sie wissen wollte, was ihn derart aufgebracht hatte, fand aber nichts von Bedeutung und wandte sich daher den Buchbesprechungen zu. Hier gab es einen Grund zur Freude: einen Artikel über das letzte Werk einer ihrer Autoren.
Am gleichen Abend wandte sich Gaby an Austin: »Bist du damit durch?«, fragte sie und zeigte auf die letzte Wochenausgabe der Oxford Times .
»Ich hatte zu viel um die Ohren und bin nicht zum Lesen gekommen. Aber gib sie her, dann werfe ich einen kurzen Blick hinein, ehe du sie wegwirfst.«
Beinahe wäre ihm die kurze Nachricht entgangen.
»50 000 Pfund!«, rief er verblüfft.
»Wie bitte?«
»Hier steht es: fünfzig Mille für ein Buch!«
»Hat jemand seinen Roman für so viel Geld verkauft? Mensch, du könntest als Jackson Cutter vielleicht ein Vermögen verdienen!«
»Nein, jemand hat 50 000 für ein altes Buch bezahlt.«
»Bei dem Preis muss es sich ja um eine echte Antiquität handeln«, meinte Gaby.
»Eigentlich war es gar nicht mal so alt«, sagte Austin. »Es geht um eine Ausgabe von Der Herr der Ringe . Wurde die Geschichte nicht sogar verfilmt?«
»Das würde einiges erklären. Hollywood zahlt doch horrende Summen für Schauspieler, Drehbücher und so etwas. War Der Herr der Ringe nicht dieser Film, bei dem ich nach zwanzig Minuten eingeschlafen bin, und als ich nach einer Stunde wieder wach wurde, hatte ich nichts verpasst?«
»Kann schon sein«, erwiderte Austin.
Und wie Gaby feststellen musste, blieb er während des restlichen Abends sehr nachdenklich.
Am Tag vor den Weihnachtsferien freute sich Estelle, dass sie im Büro bereits um drei Uhr Schluss machen konnte. Zu Hause war noch eine Menge vorzubereiten, ehe sie und Peter am nächsten Morgen in die Karibik fliegen würden. Als sie ihren Mantel holte, war ihr Schreibtisch tatsächlich leer. Da klingelte das Telefon. Haben die Leute eigentlich kein Zuhause, schimpfte sie innerlich und warf einen Blick auf die Uhr. »Estelle Livingstone«, bellte sie in den Hörer.
»Oh ja, hallo! Hier ist Todd Erwin. Ich möchte mit Ihnen über meinen Roman sprechen.«
»Müsste ich Sie kennen? Haben Sie
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