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Endstation Oxford

Endstation Oxford

Titel: Endstation Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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sagte Peter, ohne aufzublicken, als sie das Zimmer betrat.
    »Ich wundere mich nur ein bisschen.«
    »Ja?«
    »Über die Holzkästen unten im Flur. Die können wirklich nicht dort bleiben.«
    »Schon klar. Ich wollte sie im großen Schrank im grünen Schlafzimmer unterbringen.«
    »Das halte ich für keine gute Idee. Das Zimmer soll doch zu einem Ankleidezimmer mit angeschlossenem Bad für dich umgebaut werden.«
    »Ist das denn unbedingt notwendig?«
    »Aber sicher. Die Pläne sind längst fertig. Der Umbau beginnt innerhalb der nächsten vierzehn Tage. Es ist dir bestimmt angenehmer, exakt eingepasste Regale und eine sinnvolle Aufhängevorrichtung für deine Kleidung zu haben. So kannst du viel leichter Ordnung halten.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich meine Bürosachen fürs Erste trotzdem gern hier oben unterbringen.«
    »Aber höchstens für ein, zwei und auf keinen Fall mehr als drei Tage.«
    »Einverstanden«, sagte Peter.
    Sie sah, dass er den kleinen Beistelltisch als Schreibtisch benutzte. Er saß auf einem so niedrigen Hocker, dass seine Knie beinahe sein Kinn berührten, und durchstöberte eine ganze Sammlung von Katalogen und Indexkarten. Auf seinem Laptop flimmerte eine langweilige Website, und er machte sich Notizen auf einem linierten Schreibblock.
    »Was machst du da?«, erkundigte sie sich neugierig.
    »Ich arbeite.«
    »Gut«, gab sie zurück, obwohl ihre Neugier längst noch nicht gestillt war. »Aber bitte, in Zukunft möchte ich keine alten Holzkästen mehr hier im Haus sehen. Wir sind hier schließlich nicht in einer Lagerhalle. Und wo wir gerade dabei sind: Wie lange fährst du deinen Wagen eigentlich schon?«
    »Den Peugeot? Höchstens zehn Jahre«, antwortete er. Estelle bemühte sich, ihn ihre Bestürzung nicht merken zu lassen. »Er war damals ein echtes Schnäppchen: drei Jahre alt, keine Hunderttausend auf dem Tacho und groß genug, um einen ganzen Kleiderschrank zu transportieren.«
    »Sag bitte nicht, dass du vorhast, auf Flohmärkte zu gehen.«
    »Aber nein, natürlich nicht.«
    Jetzt hatte sie ihn verärgert, das spürte sie und wollte die Scharte wieder auswetzen. »Würde es bei deinen Kunden nicht einen besseren Eindruck machen, wenn dein Auto ein wenig neuer und sauberer wäre?«
    »Sie würden denken, dass ich zu viel Profit aus meinen Büchern schlage. Aber ich kann den Wagen gerne um die Ecke parken, wenn es dir unangenehm ist, dass er vor dem Haus steht.«
    »Nun sei doch nicht gleich beleidigt. Ich dachte nur, du würdest dich über ein etwas schickeres Auto freuen. Einen Neuwagen zum Beispiel.«
    Während sie noch sprach, dämmerte es Estelle, dass Peter wohl noch nie einen Neuwagen gekauft hatte. Und nach seinem trotzigen Gesicht zu schließen, hatte er auch nicht die Absicht, es je zu tun.
    »Wenn es dich glücklich macht, fahre ich ihn gern durch die Waschanlage.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu.
    Seltsam, wie schnell das Internet zu einer Art Sucht werden kann, dachte Estelle. Kaum fängt man an, nach etwas zu googeln, wird man von einem Link zum anderen geführt, und im Handumdrehen ist ein Nachmittag vorüber, ohne dass man etwas zu Ende gebracht hat. Im Gegensatz zu Peter war sie sehr konsequent im Umgang mit dem Internet, sah nur alle zwei Stunden nach neuen E-Mails und googelte höchstens einmal am Tag. Sie würde bei Gelegenheit mit ihm reden müssen, um ihm klarzumachen, dass die intensive Nutzung des Netzes der Konzentration abträglich und unterm Strich reine Zeitverschwendung war. Außerdem war die Bildschirmarbeit nicht gut für die Haut und sorgte für steile Falten zwischen den Augenbrauen, aber das würde sie für sich behalten.
    »Bleib nicht zu lange hier oben«, sagte sie.
    »Bin schon unterwegs«, entgegnete Peter und gab einen neuen Suchbegriff ein.
    Zwei Tage später kam Estelle von der Arbeit heim und fand das Haus in tiefster Dunkelheit. Es war weder das Klirren von Eiswürfeln in Gläsern zu hören, noch war gekocht worden, denn Peter war überhaupt nicht zu Hause.
    Das setzte dem Ganzen nun wirklich die Krone auf! Estelle gönnte sich einen besonders großen Gin Tonic. Sollte sie etwa nach einem harten Arbeitstag auch noch selbst für ihr Abendessen sorgen? Plötzlich musste sie unwillkürlich lächeln. Schließlich zeigte ihre Reaktion, wie sehr sie sich seit ihrer Hochzeit bereits an Peters Kochkünste gewöhnt hatte. Sie beschloss, ihm noch zwanzig Minuten zu geben, ehe sie den Notstand ausrufen und sich in

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