Endstation Oxford
Schutzeinbände, mit Teeflecken und Eselsohren.«
Frances lächelte. »Wie wäre es mit einem Kaffee?«, schlug sie vor. »Möglicherweise habe ich sogar ein paar Kekse im Haus. Allerdings ohne Schokolade. Ben fürchtet, ich könnte irgendein wertvolles Buch ruinieren, wenn ich im Umkreis von hundert Metern um den Laden Schokolade esse.«
Zwar handelte es sich um Instantkaffee, wie Peter sofort feststellte, doch war er immer noch besser als der aufgewärmte Kaffeerest vom Frühstück, den Emma ihm angeboten hatte.
»Bei Ihrer Hochzeit saßen Ben und ich am gleichen Tisch mit Adela Carston«, erzählte Frances, als sie mit ihren Tassen im Hinterzimmer Platz genommen hatten.
»Adela? Ich fürchte, ich habe sie an diesem Tag höchstens ganz kurz gesprochen. Wie war sie?«
»Altersverwirrt, würde ich sagen.«
»Ja, auch sie wird nicht jünger.«
»Sie sind nicht zufällig heute Morgen bei ihr gewesen?«, fragte Frances.
»Wie kommen Sie denn darauf?« Zu spät bemerkte Peter, wie nervös seine Antwort klang.
»Sie sprach beim Mittagessen über die Bücher ihres Mannes, und ich dachte, dass sie vielleicht ein paar davon verkaufen wollte.«
»Ich glaube, an diesem Tag hatte ich ganz andere Dinge im Kopf.« Peter lächelte. »Und als ich mit ihr sprach, hat sie mich nicht einmal erkannt.«
»Ja, das passiert ihr dann und wann. Vor allem, wenn sie müde ist. Trotzdem glaube ich, dass sie meistens sehr genau weiß, was sie tut. Ben besucht sie ziemlich regelmäßig, um nach ihr zu sehen.«
»Ach wirklich? Hat sie denn keine Angehörigen?« Peters Instinkt hatte ihn also nicht getrogen: Ben schnüffelte um Victors Sammlung herum. Gut, dass er Frances nichts von seinem Besuch bei Adela erzählt hatte.
»Sie hat zwar eine Tochter und einen Enkel, trotzdem schauen wir ab und zu nach ihr«, antwortete Frances. »Zwar war Victor kein regelmäßiger Kunde, aber die Geschäftsverbindung bestand sehr lang.«
»Dann haben Sie sicher eine Liste der Bücher, die er bei Ihnen gekauft hat, oder?«
»Die meisten Käufe fanden vor meiner Zeit statt. Leider kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, falls Sie sich für seine Sammlung interessieren. Er hielt seine Bücher immer streng unter Verschluss und sprach mit niemandem darüber. Übrigens saß auch Edgar Livingstone mit uns am Tisch. Er war der Meinung, dass Victor im Grunde keine Ahnung von Büchern hatte.«
»Soviel ich weiß, war Victor ein ziemlich selbstherrlicher Mensch. Ich bezweifele, dass er sich guten Ratschlägen zugänglich zeigte.«
»Auf jeden Fall hat er die arme Adela ganz schön herumkommandiert.«
»Ich finde es sehr nett von Ihnen und Ben, dass Sie sich um die alte Dame kümmern.« Peter bemühte sich, jeglichen Sarkasmus aus seiner Stimme herauszuhalten. »Ich muss jetzt wieder los. Vielen Dank für den Kaffee und einen schönen Gruß an Ben. Schade, dass ich ihn nicht angetroffen habe, aber ich versuche es einfach später noch einmal telefonisch. Glauben Sie, dass er am späten Nachmittag zu erreichen ist?«
»Rufen Sie lieber morgen Vormittag an.«
Peter fiel auf, dass während der ganzen Zeit kein einziger Kunde in den Laden gekommen war. Auch das Telefon hatte nicht geklingelt. Wie schafften es die Akins nur, unter diesen Umständen zu überleben? Wahrscheinlich haben sie geerbt, die Glücklichen. Und ihre Mutter hat ihnen vor einigen Jahren ein großes Haus in North Oxford hinterlassen. Peter vermutete, dass sie es verkauft, den Erlös aufgeteilt und sich davon jeder eine kleine Wohnung oder ein Reihenhäuschen gekauft hatten.
Er freute sich, als er endlich in sein Cottage zurückkehren konnte. Dann würde er eben warten, bis er sicher sein konnte, dass es wirklich etwas zu feiern gab.
8
Bei ihrer Rückkehr freute sich Estelle schon auf den Gin, den ihr Peter sicherlich bereits eingeschenkt hatte. Doch das Wohnzimmer war leer, und auch aus der Küche kam ihr kein appetitlicher Duft entgegen. Dafür hörte sie aus dem grünen Schlafzimmer in der oberen Etage Schritte.
»Was machst du da oben, Peter? Komm und leiste mir Gesellschaft bei einem Drink.«
Estelle schenkte sich ein großzügiges Glas ein. Peters Anteil fiel etwas weniger generös aus. Allmählich gewöhnte sie sich daran, die Freude und den Ärger ihres Arbeitstages mit jemandem zu teilen und vermisste Peters Anwesenheit und Aufmerksamkeit. Was machte er bloß dort oben? Nachdem er zehn Minuten später immer noch nicht aufgetaucht war, ging sie nachsehen.
»Bin schon unterwegs«,
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