Endstation Oxford
Haus will. Da hat er es weggeschafft.‹ Ich fragte sie, wo er den Schrank hingebracht hätte. Sie dachte einen Moment nach und meinte dann: ›Vielleicht in sein Cottage.‹ Wir beschlossen, ins Auto zu steigen und hinzufahren. Über die M40 ist es nicht weit bis in die Chilterns. Wir nahmen meinen Wagen.«
»Mussten Sie nicht befürchten, dass Sie Peter dort antreffen würden?«
»Sie rief ihn an, um das auszuschließen. Er war bei seiner Schwägerin, die ihn zum Abendessen eingeladen hatte. Sein Bruder wohnt offenbar in einem schicken, umgebauten Bauernhof mit gut gefüllter Tiefkühltruhe und einem nie versiegenden Vorrat an Alkohol. Peter würde uns also sicher nicht überraschen, wenn wir uns beeilten, meinte Estelle. Und so machten wir es dann auch. Sie hinterließ ihm weder einen Zettel noch sonst eine Nachricht, sondern nahm nur Mantel und Handschuhe, wickelte sich eine Art Schal um den Hals, und schon ging es los.«
Austin legte eine kurze Pause ein, als müsse er nachdenken, was später an diesem Samstag passierte. Kate vermutete, dass es ihm ein gutes Stück peinlicher war, den Rest der Geschichte zu erzählen, und dass er dabei vielleicht ein bisschen mehr lügen musste als bisher.
»Estelle hatte einen Schlüssel«, fuhr Austin schließlich fort. »Wir kamen also problemlos ins Haus. Das Cottage ist winzig und braucht dringend ein paar vernünftige Fenster und eine Dachluke über der Treppe. Estelle erzählte mir, dass sie bereits Handwerker beauftragt habe, das Häuschen nach ihren Vorstellungen zu modernisieren. Die Frau hat echt gute Ideen und Ahnung von Immobilien. Wenn sie mit dem Cottage fertig ist, hat sie es in ein schnuckliges kleines Ferienhäuschen verwandelt.«
»Hoffentlich sieht Peter das ebenso positiv«, bemerkte Kate trocken. Würden das Tweedjackett mit den Lederflicken und die Cordhosen zu Estelles Vorstellungen passen?
»Und der Katalog?«, hakte Craig nach.
»War nicht dort. Wie schon gesagt – das Häuschen ist winzig, und wir brauchten nicht lange, um alles abzusuchen. Wir haben sogar im Schuppen nachgesehen. Es gibt nicht viele Stellen, wo man einen Schrank dieser Größe verstecken kann. Zum Schluss waren wir wirklich sauer. Estelles Vokabular ist für eine so feine Dame übrigens bemerkenswert drastisch, finden Sie nicht?«
»Oh doch«, bestätigte Kate.
»Wie ging es weiter?«, wollte Craig wissen. »Haben Sie Estelle nach London zurückgefahren?«
»Wir hatten eine Diskussion«, gestand Austin.
»Eine recht lebhafte Diskussion, kann ich mir vorstellen.« Craig nickte.
»Das können Sie laut sagen. Estelle warf mir vor, ich hätte mir alles nur aus den Fingern gesaugt und ergriff Partei für ihren Mann. ›Fahren Sie mich sofort zurück nach London‹, forderte sie, als wäre ich ein Taxifahrer oder ihr Privatchauffeur. Aber ich hatte nicht vor, so schnell aufzugeben. Und außerdem ging sie mir ganz schön auf die Nerven – oh pardon, das hätte ich nicht sagen sollen.«
»Sie stiegen also ins Auto und fuhren nach Oxford«, half Kate ihm auf die Sprünge.
»Ich brachte sie in die Musterwohnung auf meiner Baustelle. Dort war alles, was sie brauchte. Sogar Kaffee in der Küche. Später am Abend fuhr ich noch einmal vorbei und brachte ihr ein paar Lebensmittel. Natürlich habe ich sie eingeschlossen. Raus konnte sie nicht, und gehört hätte sie dort auch niemand. Aber Sie können sich sicher vorstellen, dass ich die Tür ziemlich rasch schließen musste, als ich ihr die Lebensmittel brachte.«
»Und wie ging es am nächsten Tag weiter?«, erkundigte sich Craig.
»Ich rief Peter Hume an und sagte ihm, dass ich den Katalog wolle.«
»Und wie reagierte er darauf?«, fragte Kate.
»Er behauptete, nicht zu wissen, wo er ist.«
»Ziemlich unwahrscheinlich«, stellte Kate fest.
»Daraufhin erklärte ich ihm, dass ich die Bücher zurückfordere, weil er kein Recht gehabt hätte, sie aus dem Haus meiner Großmutter zu holen. Er sagte, das wäre nicht mehr möglich.«
»Wissen Sie, wo er die Bücher aufbewahrte?«
»Er wollte es mir nicht verraten. Auch wollte er nicht damit herausrücken, wie viele Bücher es waren. Ich sagte, wenn er sie schon nicht zurückgäbe, wolle ich wenigstens einen Anteil vom Umsatz, wenn er sie verkauft.«
»Vermutlich ging er darauf auch nicht ein, oder?«, mutmaßte Craig.
»Er hat nur gelacht und gesagt, dass er nichts Unrechtmäßiges getan hätte und dass es mir nicht zustehen würde, irgendwelche Forderungen zu stellen.«
»Was
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