Endstation Oxford
beigefügt, dass das Buch nicht in ihr Programm passe. Dabei hatte sie im Vorfeld noch gesagt, der Text wäre vielversprechend. So etwas schmerzt, wissen Sie? Sie machte mir Hoffnungen, um diese gleich darauf wieder zu zerstören. Das war wirklich nicht nett. Und dann kommt ihr Mann und schwatzt meiner Großmutter mein Erbe ab – ausgerechnet jetzt, da ich eine kleine Finanzspritze für mein Unternehmen bitter nötig hätte.«
»Ich glaube eigentlich nicht, dass er ihr die Bücher abgeschwatzt hat. Sie hat ihn angeschrieben, und er bot ihr mehr, als sie ursprünglich dafür haben wollte.«
»Aber ich sollte die Bücher erben.«
»Vielleicht brauchte Adela Geld.«
»Mag sein. Trotzdem hätte sie zuvor mit mir sprechen sollen.«
»Dann wurden Sie in Estelles Haus also wütend.«
»Ich gebe zu, dass ich mich noch einmal ordentlich umsah, nachdem ich das Foto gefunden hatte«, gestand Austin. »Waren Sie schon einmal dort? Wissen Sie, wie gut es den beiden geht? Allein die Küche muss ein Vermögen gekostet haben.«
»Haben Sie bei Ihrem Streifzug durch das Haus irgendetwas Brauchbares gefunden?«, fragte Craig.
Austin lachte auf. »Eine Flasche fünfzehn Jahre alten Malt-Whiskys, die in der Küche herumstand. Zunächst goss ich mir nur einen anständigen Schluck in einen Kristalltumbler – mir war klar, dass ich noch fahren musste –, dann steckte ich die ganze Flasche ein.«
»Und den Katalog haben Sie nicht gefunden?«
»Nein, verdammt! Wo zum Teufel kann dieser verfluchte Hume das Ding versteckt haben?«
»Keine Ahnung«, sagte Kate.
»Aber jetzt verstehen Sie, warum ich mit ihm reden wollte. Die beiden durften einfach nicht so davonkommen und dabei all meine Hoffnungen zerstören. Ich will doch wirklich nicht mehr als etwas von dem Geld, das mir zusteht, damit mein Bauvorhaben in Jericho wieder ins Rollen kommt. Danach hätte ich keine finanziellen Probleme mehr. Und wenn ich endlich einen Agenten finden könnte, würden meine Bücher sicher schnell zu Bestsellern. Mehr verlange ich doch gar nicht. Den beiden geht es so gut, dass ihnen sicher egal ist, für welchen Preis die Sammlung letztlich verkauft wird.«
»Ich glaube kaum, dass es Peter finanziell jemals wirklich gut ging«, entgegnete Kate. »Außerdem dürfte ihm inzwischen aufgefallen sein, dass Estelles Geschmack ziemlich kostspielig sein kann.« Ihre Meinung über Austins literarische Ambitionen behielt sie lieber für sich.
»Ich vermute, nach Weihnachten fuhren Sie ein weiteres Mal nach London, um Peter aufzusuchen«, fuhr Craig fort.
»Das war Samstag vor acht Tagen. Am Nachmittag. Peter war nicht da, aber Estelle war zu Hause. Ich erklärte ihr die Situation, öffnete ihr die Augen über das Geschäftsgebaren ihres Mannes und sagte ihr, wie tief mich ihre Ablehnung getroffen hatte. Ich mag vielleicht stark wirken, aber wenn es um meine Kunst geht, kann ich äußerst empfindsam sein. Wenn man so will, hat das Ehepaar Livingstone-Hume mich in jeder Hinsicht ruiniert.«
»Wie hat Estelle reagiert?«, erkundigte sich Kate interessiert.
»Zunächst war sie stinksauer. Sie sagte, dass sie keine Schreibkurse für Anfänger geben könne, und ich solle ihr dankbar sein, dass sie so ehrlich zu mir war, denn es mache keinen Sinn, unrealistische Ziele zu verfolgen. Wir stritten uns ein bisschen und kamen dann auf ihren verdammten Mann zu sprechen. Sie hat mir so interessiert zugehört, dass ich fast ein wenig überrascht war.«
»Inwiefern?«
»Ich habe ihr alles erzählt, was ich wusste. Für sie war es absolut neu, das konnte ich sofort erkennen. Er scheint ihr sein äußerst lukratives Geschäft verschwiegen zu haben.«
»Noch wissen wir nicht, ob es wirklich so lukrativ war«, wiegelte Craig ab. »Möglicherweise stellt sich der Ankauf ja auch als kapitaler Fehler heraus.«
»Ach ja? Ich konnte jedenfalls sehen, wie sie im Geiste zwei und zwei zusammenzählte. Einen Tag ist er ein ausgemachter Geizkragen, am nächsten bietet er ihr einen Urlaub in der Karibik und blättert einiges für einen Neuwagen hin. Sein letztes Auto hat er, wie sie mir sagte, sechzehn Jahre lang gefahren. Estelle ist eine intelligente Frau und verstand sofort, dass wir den Katalog brauchten, um feststellen zu können, wie viel er tatsächlich verdient hatte. Ich habe ihn ihr also beschrieben. ›Ach, das alte Ding‹, sagte sie. ›Ich dachte, es wäre irgendein gebrauchtes Möbelstück, das er mitgebracht hat, und gab ihm zu verstehen, dass ich es nicht hier im
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