Endstation Oxford
Ledersofa Platz genommen hatten.
»Sie ist meine Agentin«, klärte Kate ihn auf. Das Sofa war so glatt, dass Kate ins Rutschen geriet und mit dem Stiefel auf dem Teppich bremsen musste.
»Und Sie?«, wandte sich Austin an Craig.
»Ich kenne Estelle nicht persönlich. Ich habe Kate lediglich als Freund begleitet.«
»Und wie kommen Sie darauf, dass ich mehr über den Verbleib Ihrer Agentin wissen könnte als Sie?«
»Es war eine Vermutung. Wir wissen nicht, wo sie ist, und suchen nach ihr«, sagte Kate ganz offen.
»Aber ich habe Ihrem Freund doch bereits gesagt, dass ich ihr nur mein Manuskript geschickt habe und von ihr abgelehnt wurde. Glauben Sie etwa, sie würde sich hier bei mir aufhalten?«
»Sie waren vermutlich ganz schön sauer auf sie«, mutmaßte Craig. »Vor allem nachdem Sie herausgefunden haben, dass Estelles Ehemann bei Ihrer Großmutter war und einige der Bücher gekauft hat.«
»Ich glaube, er hat viel zu wenig dafür bezahlt«, antwortete Austin. »Aber woher wissen Sie überhaupt davon?«
»Ich sagte Ihnen doch bereits, dass ich mit Ihrer Großmutter befreundet bin. Sie hat mir alles erzählt. Sie freute sich sehr über den Verkauf der Bücher, aber ich fragte mich gleich, ob ihre Tochter und ihr Enkel ebenso zufrieden sind.«
»Meine Mutter und ich glauben, dass Adela über den Tisch gezogen wurde. Dieser Typ muss ein Gangster sein.«
»Estelle ist nicht dumm. Sie hätte Peter sicher nicht geheiratet, ohne etwas so Wichtiges über ihn zu wissen«, sagte Kate und hoffte, dass sie recht hatte.
»Bei Frauen weiß man das nie. Von einem Charmeur lassen sie sich nur allzu leicht hinters Licht führen.«
Wir sollten wieder auf das Wesentliche zurückkommen, dachte Kate. »Wissen Sie genau, aus welchen Büchern die Sammlung Ihres Großvaters besteht? Gibt es einen Katalog?«, fragte sie.
»Und wissen Sie vielleicht, ob die Bücher in einem guten Zustand waren?«, fügte Craig hinzu.
»Warum sollte ich Ihnen das alles beantworten? Es handelt sich hier um eine reine Privatsache. Eine Familienangelegenheit. Ich glaube, Sie gehen jetzt besser.«
»Nein, es ist keine Familienangelegenheit«, widersprach Craig und blieb sitzen. »Hier geht es um sehr viel mehr. Wir glauben nämlich, dass Sie Estelle Livingstone gegen ihren Willen mehrere Tage in Ihrer Musterwohnung festgehalten haben. Und wir werden mit unserem Verdacht zur Polizei gehen, sobald wir dieses Haus verlassen haben.«
»Es sei denn, Sie erzählen uns alles, was Sie wissen«, fügte Kate hinzu.
Austin blickte Kate und Craig nacheinander an und versuchte abzuschätzen, wie ernst es ihnen war und wie viel sie bereits wussten.
»Ich habe nichts Schlimmes verbrochen und ihr kein Härchen gekrümmt«, begann er schließlich.
»Das freut uns. Und die Polizei wird sicher ebenfalls zufrieden sein.«
Austin seufzte. »Okay. Ich erzähle Ihnen alles, was ich weiß. Danach gehen Sie. Und kein Wort zur Polizei, einverstanden?«
»Abgemacht«, versprach Kate. »Und wie war das jetzt mit dem Katalog?«
»Ja, es gibt einen. Eine altmodische Kartei in einem Holzschrank. Leider ist dieser verschwunden, deshalb wissen wir nicht genau, welche Bücher Adela verkauft hat. Auch über den Zustand der Bücher ist uns nichts bekannt, denn keinem Familienmitglied wurde je gestattet, sie auch nur anzuschauen. Wir sind uns allerdings ziemlich sicher, dass Victor – so hieß mein Großvater – sie auf die bestmögliche Weise aufbewahrte. Nach seinem Tod vor mittlerweile elf Jahren wurde die arme Adela leider immer tüdeliger, und wir können nur vermuten, wie die Bücher heute aussehen. Ich nehme an, Peter Hume wusste nicht wirklich, was er gekauft hat. Wahrscheinlich hat Adela ihm nur ein paar Ansichtsexemplare gezeigt, und er hat die Sammlung daraufhin auf gut Glück gekauft. Aber wieso interessiert Sie das?«
»Ich bin dabei, einen Roman zu schreiben. Estelle ist meine Agentin, und ich brauche dringend ihre Unterstützung«, sagte Kate. »Aber sie ist verschwunden. Und sobald ich versuche, etwas über ihren Verbleib zu erfahren, kommt immer wieder die Rede darauf, dass Peter Hume Adelas Bücher gekauft hat. Ich habe keine Ahnung, ob dieser Umstand tatsächlich irgendetwas mit Estelle zu tun hat, aber ich werde es herausfinden.«
»Wir glauben, dass Sie nach London gefahren sind, um mit Peter zu sprechen, dort aber auf Estelle gestoßen sind und sie überredet haben, mit Ihnen nach Oxford zu kommen. Am Mittwochmorgen wollte sie wieder nach Hause,
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