Endstation Oxford
willst du die Bücher aufbewahren, während du auf interessierte Kundschaft wartest?«
»Während der ersten beiden Monate ließ ich sie, wo sie waren, denn dort waren sie am besten aufgehoben. Nachdem ich den Katalog durchforstet hatte, nahm ich einige Bände mit, von denen ich wusste, dass ich sie für gutes Geld verkaufen konnte, und bezahlte Adela in drei Raten. Bis Weihnachten hatte ich die 40 000 beisammen und bezahlte die letzte Rate Ende Dezember. Zwischenzeitlich habe ich mit Adela vereinbart, die Bücher an Ort und Stelle zu lassen. Ich kümmere mich um sie und habe natürlich auch ein neues Schloss anbringen lassen. Für die Bücher, die ich gerade zum Verkauf anbiete, habe ich ebenfalls einen Platz gefunden. Das ist alles geregelt.«
»Dann hast du jetzt also Geld.«
»Nein.«
»Warum? Was zum Teufel ist schiefgelaufen?«
Peter zeichnete ein kompliziertes Muster aus einander überschneidenden Kreisen in eine der Bierpfützen auf dem Tisch, antwortete aber nicht.
»Nimmst du noch ein kleines Bier?«, fragte Myles.
»Ich bin dran«, entgegnete Peter und ging langsam zur Bar.
In den letzten zwei Wochen scheint er um Jahre gealtert, dachte Myles, als sein Bruder mit zwei doppelten Cognacs zurückkam.
»Du hast hoffentlich nicht vergessen, dass du noch fahren musst.«
»Ich fahre doch nur bis zum alten Cottage. Mach dir nicht ins Hemd.«
»Also? Was ist schiefgelaufen?«
»Jemand hat Wind von dem Deal bekommen, mich bei Estelle angeschwärzt und behauptet, ich hätte Adela um ein Vermögen geprellt.«
»Aber genau genommen hast du das doch auch.«
»Ich habe ihr gegeben, was sie verlangt hat. Sogar mehr. Sie hätte vielleicht noch andere Händler anschreiben sollen, um herauszufinden, was die Sammlung wirklich wert ist. Möglicherweise hat sie das sogar getan, aber anscheinend ist niemand über die Katzen und den düsteren Keller hinaus vorgedrungen. Du bist doch Anwalt, du müsstest doch wissen, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen.«
»Rein vom Gesetz her nicht. Was allerdings die moralische Seite angeht, bin ich etwas im Zweifel.«
»Und das muss ich mir ausgerechnet von dir anhören!«
»Kannst du nicht mit Estelle reden? Oder ihr ein teures Geschenk kaufen?«
»Ach, es ist alles viel komplizierter. Ich sitze auf einer Goldmine und kann sie nicht zu Geld machen. Wenn die Leute von einem weiteren Verkauf erfahren, dann …«
Die Tür zum Gastraum wurde aufgerissen. Mit einem Schwall kalter Luft kam eine rotgesichtige Frau in einem Kamelhaarmantel und mit einer schneegesprenkelten grünen Baskenmütze herein.
»Da treibst du dich also herum!«, keifte sie, trat auf ihren Tisch zu und setzte sich auf einen der freien Stühle. »Eigentlich hätte ich es mir denken können.«
»Hallo Cathy«, grüßte Peter höflich.
»Was geht es dich an, wo ich mich mit meinem Bruder treffe?«, fuhr Myles sie an. Er ärgerte sich, dass Cathy sie ausgerechnet in dem Augenblick unterbrochen hatte, als Peter zum interessanten Teil der Geschichte kam.
»Wenn ihr euch Cognac gönnt, will ich auch etwas trinken. Hol mir einen Gin Tonic, Peter.« Gehorsam stand Peter auf und ging erneut zur Bar.
»Ich dachte, du wolltest nur noch über deinen Anwalt mit mir reden«, sagte Myles.
»Und ich dachte, du würdest für die Hypothek und das Schulgeld der Mädchen aufkommen«, erwiderte Cathy.
»Nun, auf keinen Fall bezahle ich weiter für dein Abo im Fitnessstudio. Bist du überhaupt jemals dort gewesen?«
»Ich rede vom Schulgeld«, beharrte Cathy. »Und von der Hypothek, die mindestens ebenso wichtig ist.«
»Bei mir herrscht momentan ziemlich Ebbe.«
»Ach ja, und deswegen schnorrst du wieder mal deinen Bruder an, nicht wahr?«
»Das ist jetzt wirklich nicht fair«, sagte Peter, der zurückgekommen war und Cathy ihr Glas reichte. Myles war froh, dass Peter nicht verriet, wie oft er ihm schon aus der Patsche geholfen hatte.
»Trink deinen Gin, und hör auf, so ein Theater zu machen«, fuhr Myles Cathy an. »Peter hat da eine Gaunerei laufen, die uns alle reich machen wird.«
»Ich dachte immer, du wärst der Hochstapler in der Familie. Schließlich sind wir immer noch dabei, uns finanziell von deinem letzten kleinen Glücksspiel zu erholen.«
Es hat keinen Sinn, sich auf ein Gespräch einzulassen, wenn sie in dieser Verfassung ist, dachte Myles und sah zu, wie sie ihren halben Gin mit einem einzigen Schluck hinunterspülte. Danach beruhigte sie sich etwas und wandte sich an Peter: »Erzähl
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