Endstation Oxford
doch mal!«
»Es handelt sich keineswegs um eine Gaunerei«, erklärte Peter, »sondern um ein ehrliches Geschäft, das leider ein wenig in die Hose gegangen ist. Daher werde ich wohl niemanden reich machen können – am wenigsten mich selbst.«
»Außerdem hat Estelle ihn verlassen!«, posaunte Myles heraus.
»Jetzt schon? Was hast du angestellt?«
»Sie hat mich nicht verlassen. Myles bringt wieder einmal alles durcheinander.«
»Darin ist Myles einsame Spitze. Wusstest du das nicht?«
»Ach ja, und du bist nur eine nette, unkomplizierte Frau und nicht etwa eine Zicke, deren Lebensinhalt darin besteht, Kreditkarten zu sammeln und sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis ans Limit zu belasten«, knurrte Myles.
»Jetzt übertreibst du aber! So bin ich doch gar nicht, Peter, oder?«
»Ich habe jedenfalls nicht die geringste Lust, hier herumzusitzen und mich von euch als Blitzableiter missbrauchen zu lassen«, sagte Peter und stand auf. Auf unsicheren Beinen verließ er den Pub und schwankte zu seinem Auto.
»Nun«, sagte Cathy, nachdem die Tür hinter ihm zugeschlagen war. »Am besten, du erklärst mir jetzt gleich, was los ist.«
»Viel weiß ich nicht, denn wenn du dich erinnerst, bist du mitten in unser Gespräch geplatzt. Außerdem sollte ich Peter nach Hause bringen. Er kann beim besten Willen nicht mehr fahren.«
»In Ordnung. Aber sieh zu, dass du dabei den Rest der Geschichte aus ihm herausbekommst. Ich will alles wissen. Wenn da irgendwelches Geld zu holen ist, käme uns das sehr gelegen.«
Die Tür fiel ein zweites Mal ins Schloss, und Cathy musste ihren Gin allein austrinken. Dabei fiel ihr ein, dass sie ja eigentlich nicht mehr mit Myles hatte reden wollen. Doch das hatte sie im Eifer des Gefechts völlig vergessen. Nun, hier saß es sich ebenso gemütlich wie zu Hause. Die Kinder waren bei der Großmutter, was ihr Gelegenheit bot, einen ungestörten Abend zu verbringen.
Sie dachte eben darüber nach, ob sie noch einen weiteren Drink riskieren konnte, ehe sie nach Hause fuhr, als sich jemand an ihren Tisch setzte.
Überrascht blickte sie auf. »Myles? Ich hatte nicht erwartet, dich so schnell wiederzusehen.«
»Ich habe Peter heimgefahren und dem Wirt erklärt, dass Peters Auto auf dem Parkplatz stehenbleiben wird. Morgen holen wir es dann ab. Warte, ich besorge dir etwas zu trinken.«
»Ich hätte gern ein Glas chilenischen Weißwein.«
Es ist wirklich einfacher, sich auf neutralem Gebiet zu begegnen, dachte er, als er sich ihr gegenübersetzte. Zwar stritten sie sich noch immer, aber nicht so heftig und so böse wie zu Hause.
»Könnte ich vielleicht ein paar Tage nach Hause kommen?«, fragte er. »Heute Nacht schlafe ich bei Peter, aber morgen …«
»Die Tatsache, dass wir miteinander reden, heißt noch lange nicht, dass ich dich zurückhaben will«, sagte Cathy.
»Vermissen die Mädchen mich?«
»Jedenfalls vermissen sie das Geld, das du ihnen immer in die Hand drückst, wenn sie darum bitten.«
Sie sahen einander für einen Moment schweigend an.
»Wie war das jetzt mit Peter und Estelle?«, fragte Cathy. »Hat sie ihn wirklich verlassen? Und hast du den Rest der Geschichte herausbekommen?«
»Sie hat ihn nicht verlassen. Die ganze Sache ist viel komplizierter. Peter hat 40 000 Pfund für einen Haufen Bücher ausgegeben, die ein Vermögen wert sind. Aber jetzt hat sich jemand eingemischt, und Peter sitzt ganz tief in der Scheiße. Er kann die Bücher nicht verkaufen, sonst sieht er seine Estelle nicht wieder. Und der Bank schuldet er noch 15 000, die er ohne Bücherverkauf nicht hat.«
»Soll das heißen, dass Estelle entführt worden ist? Von wem?«
»Ich glaube, er weiß es wirklich nicht.«
»War er bei der Polizei?«
»Er scheint zu hoffen, dass er alles ohne sie regeln kann.«
»Kannst du irgendetwas für ihn tun?«
»Das weiß ich noch nicht. Aber wenn ich es schaffe, das Geschäft offiziell für legal zu erklären, könnte eine Menge für uns dabei herausspringen.«
»Himmel, ich wusste zwar, dass du gerne mal ein Risiko eingehst – aber die Geschichte hat es wirklich in sich.«
»Ich arbeite an einem Plan.«
»Lass dir bloß nicht zu viel Zeit.«
»Möchtest du noch etwas trinken?«
»Ich muss zurück. Gleich will noch ein Freund vorbeikommen.«
»Ein Freund?«
»Einfach nur ein Freund.«
Myles hätte gern Näheres gewusst, aber Cathy war bereits auf dem Sprung.
Zum Teufel mit den Frauen! Gäbe es auch nur die geringste Hoffnung, wieder mit Cathy
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