Endstation Sehnsucht - Endstation Glueck?
es dir auch.“
„Hast du denn wenigstens etwas Leckeres gekocht?“
„Du solltest nicht sprechen. Versuch’ deine Kraft zu sparen.“
„Ist das auch etwas, was du bei dem Erste-Hilfe-Kurs gelernt hast, den du niemals besucht hast?“
Sie spürte, wie ihr Mund zuckte, und unterdrückte ein Lachen. Sie wusste, dass James versuchte, sie von ihren Sorgen abzulenken. Und das, obwohl es ihm alles andere als gut ging und er mit Sicherheit selber um sich besorgt war. Sein selbstloses Verhalten rief starke Emotionen bei ihr hervor, und sie hörte auf zu reden. Sie hatte Angst, dass sie sonst in Tränen ausbrechen würde.
Mittlerweile waren sie im Cottage angekommen. Für Jenifer glich es einem sicheren Hafen während eines heftigen Sturms.
„Endlich.“
Sie stieß die Tür auf und lud ihn auf dem Sofa im Wohnzimmer ab. James stöhnte, während er sich auf den Rücken legte.
Doch er hatte anscheinend weder ein gebrochenes Rückgrat noch eine andere Fraktur. Das hatte sie bereits feststellen können. Er hatte sich lediglich einen Muskel gezerrt, was zwar schmerzhaft, aber nicht tödlich war.
Jennifer blieb neben dem Sofa stehen, faltete die Arme über der Brust und sah ihn wütend an.
„Jetzt gib es endlich zu, James. Es war unglaublich kindisch von dir, anzunehmen, dass du dich alleine um den Baum kümmern könntest.“
„Ich habe nur getan, was getan werden musste. Ich habe mit ihm gekämpft, und der Baum hat verloren. Der gezerrte Muskel ist Kollateralschaden.“
Jennifer seufzte resigniert auf. „Du musst deine Sachen ausziehen. Die sind klitschnass. Ich bringe dir gleich etwas von Dad. Es wird dir zwar nicht sonderlich gut passen, aber du wirst schon klarkommen. Morgen hole ich dir dann etwas aus der Villa.“ Sie hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass sie und James einige Zeit unter demselben Dach verbringen würden.
Er hatte die Augen geschlossenen und gab einen zustimmenden Laut von sich.
„Und dann hole ich dir etwas gegen die Schmerzen. Dad hat immer Schmerzmittel da, für Notfälle.“
„Ich nehme keine Tabletten!“
„Pech gehabt!“
Sie ging hoch ins Schlafzimmer ihres Vaters. Sie war sich nicht sicher, ob seine Sachen James passen würden. Trotzdem nahm sie das größte T-Shirt, das sie finden konnte, sowie einen Pullover und eine Jogginghose mit elastischem Bund.
„Hier ist etwas zum Anziehen“, sagte sie, als sie zurück ins Wohnzimmer kam. Dank des Kaminfeuers war es hier wundervoll warm.
„Aber zuerst die Schmerztabletten.“ Sie reichte ihm ein Glas Wasser und zwei Tabletten und sah ihm dabei zu, wie er diese widerwillig schluckte.
„Du würdest eine sehr gute Mutter abgeben“, erklärte James grinsend. Doch Jennifer war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Er hatte sich absolut idiotisch verhalten. Wie immer war er sich seiner Sache so sicher gewesen, dass es ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen war, dass es vielleicht keine allzu gute Idee war, bei heftigem Schneefall einen Baum zu fällen. Sie hatte sich seinetwegen große Sorgen gemacht. Außerdem ärgerte es sie, dass er sie mit einer Mutter verglichen hatte. Sie wollte nicht, dass er in ihr jemanden sah, auf den man sich während einer Krise verlassen konnte, jemanden, der auch dem schlimmsten Wetter trotzte. Ein großes, kräftiges Mädchen, das mit jedem Mann mithalten konnte. Es wäre ihr viel lieber gewesen, wenn er sie für zierlich und zerbrechlich gehalten hätte – für eine Frau, die seinen Schutz benötigte. Jedoch war Jennifer klar, dass diese Gedanken im Grunde genommen kindisch waren. Es schien, als ob sie in seiner Nähe permanent Gefahr lief, in Verhaltens- und Denkmuster zu verfallen, die sie eigentlich schon vor Jahren abgelegt hatte.
„Ich gehe kurz raus, damit du dich umziehen kannst“, sagte sie. „Und dann mache ich uns etwas zu essen.“
Sie drehte sich um und war im Begriff den Raum zu verlassen, aber er ergriff ihre Hand und brachte Jennifer so dazu, sich zu ihm umzudrehen.
„Ich will nicht, dass du denkst, dass ich dir nicht dankbar für deine Hilfe bin. Ich bin dir sehr dankbar“, sagte er leise.
„Ist schon gut“, erwiderte Jennifer mit heiserer Stimme.
„Ich weiß, dass du überrascht warst, mich bei deiner Ankunft hier vorzufinden“, sagte er. „Aber ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ich habe dich vermisst.“
Jennifer wollte ihn anschreien und ihm verbieten, solche Dinge zu sagen. Wie sollte sie denn auf ein solches Geständnis reagieren? Nach all den
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