Endstation Sehnsucht - Endstation Glueck?
mir gegenüber verpflichtet fühlst.“
„Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“
Jennifer begleitete James zur Tür. Sie verabredeten, dass er später zum Essen kommen würde. James würde das schlechte Wetter weniger ausmachen als ihr. Er witzelte, dass er irgendwo im Haus noch ein paar Ski haben müsse, woraufhin Jennifer höflich lächelte.
Und dann war er fort. Jennifer war alles andere als glücklich darüber, dass sie und er sich quasi im Streit getrennt hatten. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie versuchen musste, endlich mit der Vergangenheit abzuschließen und einen Weg zu finden, mit ihm auszukommen. Ihr Herz sagte ihr jedoch etwas anderes. Sie verbrachte den größten Teil des Tages damit, ihre Schränke aufzuräumen. Sie konnte kaum glauben, wie viele unnötige Dinge sich über die Jahre angesammelt hatte.
Danach schaltete sie ihren Computer ein und begann zu arbeiten. Sie schaffte es auch, mit Patric zu telefonieren. Während sie mit ihm sprach, konnte sie kaum glauben, dass sie einmal gedacht hatte, dass sie und er füreinander bestimmt waren.
Jennifer versuchte die ganze Zeit, nicht auf die Uhr zu sehen und sagte sich wiederholt, dass es ihr egal war, ob James zum Abendbrot rüberkam oder nicht. Aber sie hatte nichts gegen Gesellschaft. Alleine Pasta zu essen, während es draußen schneite, war alles andere als vergnüglich. Sie sagte sich auch immer wieder, dass es sie nicht interessierte, ob sie ihn beleidigt hatte, indem sie sein Angebot ausgeschlagen hatte, für ihn zu arbeiten und in einer Firmenwohnung zu wohnen. Sie wusste jedoch, dass sie diplomatischer hätte sein können.
Schließlich gestand sie sich jedoch ein, dass sie sich etwas vormachte. Sie freute sich darauf, ihn wiederzusehen. Ähnlich wie ein Drogenabhängiger, der nicht genug von der Quelle seiner Sucht bekommen konnte, sehnte sie sich nach dem Gefühl, das seine Nähe bei ihr hervorrief.
Um sechs blickte sie ungeduldig auf die Uhr auf dem Kaminsims. Kurz darauf klingelte ihr Handy. Bei dem Gedanken, dass James am anderen Ende der Leitung sein könnte, um abzusagen, fühlte sie Enttäuschung in sich aufsteigen.
3. KAPITEL
„Wenn du mich anrufst, um zu sagen, dass du nicht mit mir zu Abend essen kannst, dann mach dir bitte keine Sorgen. Ich habe sowieso noch sehr viel zu tun. Außerdem habe ich so Zeit, einige meiner Freunde anzuru…“
„Jennifer, bitte lass mich ausreden!“
„Wie bitte?“
„Du musst genau tun, was ich dir sage. Zieh dir warme Kleidung an und komm zur Baumgruppe hinter dem Cottage. Du weißt schon, wo ich meine.“
„Was ist los, James? Du machst mir Angst!“
„Ich hatte einen kleinen Unfall.“
„Du … was?“
Jennifer sprang so schnell auf, dass ihr schwindelig wurde. Sie fühlte Panik in sich aufsteigen. „Was ist passiert?“
„Vor ein paar Tagen hat es hier etwas gestürmt. Einige Äste sind abgebrochen, und ein Baum drohte umzukippen. Leider steht er sehr nah bei den Hochspannungsleitungen.“
„Bist du auf dem Weg hierher über einen Ast gestolpert?“
„Mach dich nicht lächerlich. Glaubst du wirklich, dass sich so unbeholfen bin? Nachdem ich heute Morgen das Cottage verlassen hatte, bin ich zurück zum Haus gegangen. Dort habe ich etwas gearbeitet. Dann hielt ich es für eine gute Idee, den Baum abzusägen, damit er nicht in die Hochspannungsleitungen fällt.“
Sie musste plötzlich daran denken, wie er als Fünfzehnjähriger einen der gewaltigen Bäume, die neben dem Haus standen, hinaufgeklettert war. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie er mit der Kettensäge in der rechten Hand nach einem Ast gegriffen hatte, der teilweise bereits abgebrochen war. Seine Eltern hatten zu ihm raufgeschrien, dass er sofort runterklettern solle. James war auf dem Land aufgewachsen und hatte bei allen anfallenden Aufgaben immer gerne selber Hand angelegt. Ihm war es dabei immer egal gewesen, ob er sich dadurch in Gefahr brachte. Er hatte Herausforderungen geliebt, und Jennifer hatte diese Eigenschaft an ihm sehr bewundert.
„Ich kann nicht glauben, dass du so dumm sein konntest!“, schrie sie ins Telefon. „Du bist keine 16 mehr, James! Gib mir fünf Minuten und beweg dich nicht!“ Dann legte sie auf.
Während sie sich einen Pullover überstreifte und sich einen dicken Schal um den Hals wickelte und aus dem Haus stürmte, musste sie an all die Dinge denken, die James zugestoßen sein konnten. Vielleicht hatte er sich eine Gehirnerschütterung zugezogen. Dann
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