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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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gefahren.
    Unvermittelt stand sie auf
    und ging zur Treppe im hinteren Teil der Kabine. Kennt Ihr Fahrer, oder wie man ihn nennt, eigentlich den Weg? Ich habe das Gefühl, wir brauchen eine Ewigkeit für die Rückfahrt.
    Sie drückte eine
    Hälfte der Schwingtür auf und blickte aufmerksam hinaus, aber die Gebäude zu beiden Seiten des Kanals sagten ihr nichts.
    Ja, zurück dauert es länger , log Brunetti ohne schlechtes Gewissen. Viele Kanäle dürfen nur in einer Richtung befahren werden, so daß wir ganz um den Bahnhof herum müssen, um zum Piazzale Roma zu kommen.
    Er sah, daß sie gerade in den Canale di Can-nareggio einfuhren. In knapp fünf Minuten würden sie da sein.
    Sie drängte sich durch die Schwingtür nach draußen und stellte sich aufs Deck. Ein plötzlicher Windstoß zerrte an ihrer Mütze, und sie drückte sie mit der einen Hand auf den Kopf, nahm sie dann ab und hielt sie in der Hand. Ohne die steife Kopfbedeckung war sie mehr als hübsch.
    Er ging hinauf und trat neben sie. Sie bogen gerade nach rechts in den Canal Grande ein.
    Es ist sehr schön hier , sagte sie. Dann fragte sie in anderem Ton:
    Woher sprechen Sie so gut Englisch?
    Ich habe es in der Schule und auf der Universität gelernt, au-
    ßerdem war ich eine Zeitlang in den Staaten.
    Aber Sie sprechen sehr gut.
    Danke. Sprechen Sie Italienisch?
    Un poco , antwortete sie, lächelte dann und fügte hinzu: Molto poco.
    Vor ihnen tauchte der Anleger des Piazzale Roma auf. Er trat an ihr vorbei und griff nach der Leine, um sie bereit zu haben, während Monetti den nächsten Pfahl anlief. Er warf das Seil über den Pfahl und befestigte es fachmännisch mit einem Seemannsknoten. Monetti stellte den Motor ab, und Brunetti sprang auf den Anlegesteg. Dr.
    Peters nahm wie selbstverständlich seinen Arm, als sie von Bord ging. Dann ließ sie ihn los, und sie gingen nebeneinander zu dem Wagen, der immer noch vor der Carabinieriwache stand.
    Der Fahrer stieg aus, als er sie kommen sah, salutierte und öffnete ihr die hintere Tür. Sie zog den Rock ihrer Uniform zurecht und glitt auf den Rücksitz. Brunetti hob die Hand, um zu verhindern, daß der Fahrer die Tür hinter ihr zuschlug. Danke, daß Sie gekommen sind, Doctor , sagte er, wobei er seine Hand aufs Wagendach legte und sich zum Sprechen hinunterbeugte.
    Keine Ursache , antwortete sie, ohne sich groß dafür zu bedanken, daß er sie nach San Michele gebracht hatte.
    Ich freue mich darauf, Sie in Vicenza wiederzusehen , sagte er, gespannt auf ihre Reaktion.
    Diese kam plötzlich und ausdrucksstark, und er sah kurz wieder dieselbe Angst aufblitzen wie in dem Moment, als sie die Wunde gesehen hatte, an der Foster gestorben war.
    Warum?
    Er lächelte nichtssagend.
    Vielleicht kann ich mehr darüber her-
    ausfinden, warum er umgebracht wurde.
    Sie beugte sich vor und zog am Türgriff. Ihm blieb nichts übrig, als dem Gewicht der zufallenden Tür auszuweichen. Er sah, wie sie sich vorbeugte und etwas zum Fahrer sagte, dann fuhr das Auto davon. Brunetti blieb stehen und sah zu, wie es sich in den fließenden Verkehr des Piazzale Roma einordnete und die ansteigende Straße hinauf in Richtung Brücke fuhr. Oben verlor er es aus den Augen, ein neutrales, hellgrünes Fahrzeug, das von einem Ausflug nach Venedig zum Festland zurückkehrte.

    5
    Brunetti machte sich nicht die Mühe, noch einmal in die Carabinieristation hineinzusehen, ob man seine Rückkehr mit dem Captain auch registriert hatte, sondern ging direkt zum Boot zurück, wo er Monetti wieder bei seiner Zeitung fand. Vor Jahren hatte einmal irgendein Ausländer – wer, wußte er nicht mehr – etwas darüber gesagt, wie langsam Italiener lasen. Daran mußte Brunetti seither jedesmal denken, wenn er beobachtete, wie sich jemand auf der ganzen Strecke von Venedig bis Mailand mit einer einzigen Zeitung beschäftigte; Monetti hatte bestimmt reichlich Zeit gehabt, aber er schien immer noch auf den ersten Seiten zu sein. Vielleicht hatte die Langeweile ihn gezwungen, noch einmal von vorn anzufangen.
    Danke, Monetti , sagte er, als er an Deck trat.
    Der junge Mann blickte auf und lächelte.
    Ich habe versucht, so
    langsam wie möglich zu fahren, Commissario. Aber es ist die Pest mit all diesen Irren, die sich einem ans Hinterteil heften und viel zu dicht auffahren.
    Brunetti teilte seine Meinung über italienische Fahrer. Er war schon Anfang Dreißig gewesen, als er Auto fahren gelernt hatte, zwangsweise, weil er für drei Jahre nach Neapel versetzt

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