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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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gut mit dem Vermieter aus. Seine Frau ist Italienerin, das fördert das Verhältnis zu den Nachbarn.
    Und der Junge?
    Ist wieder hier. Zurück aus dem Krankenhaus in Deutschland.
    Und wie geht es ihm?
    Seit diesem Monat geht er wieder zur Schule. Es ist offenbar alles in Ordnung, aber eine Nachbarin sagt, daß er eine schlimme Narbe am Arm hat. Wie von einer Brandwunde.
    Brunetti trank seinen Kaffee aus, stellte die Tasse auf den Tresen und sagte:
    Fahren wir also hin, und unterwegs erzähle ich dir, was ich weiß.
    Während Ambrogiani sie durch verschlafene Gassen und Alleen fuhr, berichtete Brunetti, was er aus den Büchern erfahren hatte, und erzählte von dem fotokopierten Krankenblatt von Kaymans Sohn und dem Artikel in der medizinischen Zeitschrift.
    Das klingt, als hätte die Dottoressa oder Foster zwei und zwei zusammengezählt. Aber es erklärt noch nicht, warum beide ermordet wurden.
    Du glaubst das also auch?
    fragte Brunetti.
    Ambrogiani wandte den Blick von der Straße und sah Brunetti an.
    Ich habe keine Sekunde geglaubt, daß Foster bei einem Raubüberfall umgebracht wurde, und an eine Überdosis glaube ich auch nicht. Egal wie gut sie beides hingedreht haben.
    Ambrogiani bog in eine noch kleinere Straße ein und hielt hundert Meter von einem weiß getünchten Haus, das etwas von der Straße zurückversetzt und von einem Drahtzaun umgeben war. Die Eingangstüren zu dem Doppelhaus befanden sich über den Toren einer Zweiergarage. In der Einfahrt lagen nebeneinander zwei Fahrräder, so ungezwungen, wie nur Fahrräder daliegen können.
    Erzähl mir mehr über diese Chemikalien , sagte Ambrogiani, als er den Motor abstellte.
    Ich habe gestern abend noch versucht,
    etwas darüber in Erfahrung zu bringen, aber niemand, den ich gefragt habe, schien Genaueres zu wissen, außer daß sie gefährlich sind.
    Viel mehr habe ich bei meiner ganzen Lektüre auch nicht gelernt , räumte Brunetti ein.
    Es gibt da ein ganzes Spektrum, ein
    echter Todescocktail. Sie sind leicht herzustellen, und die meisten Fabriken brauchen offenbar einige davon, oder sie fallen bei dem, was sie herstellen, als Nebenprodukte ab. Die Probleme beginnen, wenn man sie loswerden will. Früher konnte man sie fast überall deponieren, aber das ist jetzt nicht mehr so einfach. Zu viele Leute haben sich beschwert, daß sie so etwas nicht vor ihrer Haustür haben wollen.
    Stand nicht mal etwas in den Zeitungen über einen Frachter,

    >Karen B< oder so ähnlich, der bis Afrika kam, dann umkehren muß-
    te und schließlich in Genua landete?
    Als Ambrogiani es erwähnte,
    erinnerte auch Brunetti sich an die Schlagzeilen über den Giftfrach-ter , der versucht hatte, seine Ladung in einem afrikanischen Hafen zu löschen und keine Erlaubnis zum Anlegen erhalten hatte. So hatte das Schiff offenbar wochenlang auf dem Mittelmeer gekreuzt, und die Presse hatte sich der Sache ebenso begeistert angenommen wie jener verrückten Delphine, die alle paar Jahre versuchten, den Tiber hinaufzuschwimmen. Schließlich hatte die >Karen B< Genua ange-laufen, und das war das Ende der Geschichte gewesen. Als wäre sie in den Wellen des Mittelmeers versunken, war die >Karen B< von den Seiten der Zeitungen und den Bildschirmen des italienischen Fernsehens verschwunden. Und die giftige Ladung, eine ganze Schiffsladung, war ebenso vollständig verschwunden, und niemand wußte oder fragte, wie. Oder wohin.
    Ja, aber ich weiß nicht mehr, was sie geladen hatte , sagte Brunetti.
    Wir hatten hier noch nie einen solchen Fall , sagte Ambrogiani, der es nicht für nötig hielt, zu erklären, daß er mit wir
    die Ca-
    rabinieri und mit dem
    Fall
    eine illegale Müllkippe meinte.
    Ich
    weiß nicht einmal, ob es unsere Aufgabe ist, danach zu suchen oder jemanden dafür zu verhaften.
    Keiner von beiden mochte das Schweigen brechen, das der Gedanke nach sich zog. Schließlich sagte Brunetti: Interessant, nicht?
    Daß offenbar niemand dafür verantwortlich ist, den Gesetzen Geltung zu verschaffen? Falls es Gesetze gibt.
    Ja.
    Bevor sie dem noch weiter nachgehen konnten, öffnete sich die linke Eingangstür des Hauses, das sie beobachteten, und ein Mann trat heraus. Er kam die Treppe herunter, machte das Garagentor auf und bückte sich, um die beiden Fahrräder auf den Rasen neben der Auffahrt zu legen. Als er in der Garage verschwand, stiegen Brunetti und Ambrogiani zugleich aus dem Auto und gingen auf das Haus zu.
    In dem Moment, als sie das Tor im Zaun erreicht hatten, kam langsam ein

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