Endstation Venedig
beiden so. . .
Ihm
fehlte das richtige Wort, und er brach ab.
Glauben die Leute hier, daß Dr. Peters sich wegen Foster eine Überdosis gespritzt hat?
Diesmal war es der Sergeant, der überrascht war.
Sonst würde
die ganze Geschichte ja keinen Sinn ergeben, oder? Sie war doch Ärztin. Wenn jemand wußte, wieviel von dem Zeug man sich spritzen muß, dann doch wohl sie.
Ich nehme es an , sagte Brunetti, dem seine Worte wie Verrat vorkamen.
Aber eine komische Sache ist es doch , meinte der Amerikaner.
Wenn ich nicht so mit meinen Sorgen um Danny beschäftigt gewesen wäre, hätte ich Foster vielleicht doch noch etwas sagen können, was ihm geholfen hätte, die Stelle zu finden, die er suchte.
Und was ist das?
fragte Brunetti, bemüht, seine Frage ganz beiläufig klingen zu lassen.
An dem Tag da oben in den Bergen habe ich zwei von den Lastwagen gesehen, die auch hierher kommen. Sie sind in eine Schotterstraße eingebogen, die ein Stück weiter unten von der Straße wegführte. Als Foster mich fragte, habe ich einfach nicht daran gedacht. Ich wünschte, es wäre mir eingefallen. Damit hätte ich ihm womöglich viel Mühe ersparen können. Er hätte nur Mr. Gamberetto fragen müssen, wo seine Laster an dem Tag waren, und er hätte die Stelle gefunden.
Mr. Gamberetto?
erkundigte Brunetti sich höflich.
Ja, das ist unser Vertragsspediteur. Seine Lastwagen kommen zweimal die Woche, um Problemmüll abzuholen. Medizinabfälle aus dem Krankenhaus, wissen Sie, und aus der Zahnklinik. Ich glaube, er nimmt auch das Zeug aus unserem Fuhrpark mit. Öl aus den Transformatoren und vom Ölwechsel. Auf den Lastwagen steht nicht sein Name oder so etwas, aber sie haben einen roten Streifen an der Seite, und genau solche habe ich an dem Tag beim Lago di Barcis gesehen.
Er hielt inne und wurde nachdenklich.
Ich weiß nicht,
warum mir das nicht eingefallen ist, als Foster mich gefragt hat. Aber an dem Tag hatten sie Danny gerade nach Deutschland gebracht, und ich konnte wohl nicht richtig klar denken.
Sie
arbeiten
in
der
Beschaffungsstelle,
Sergeant,
nicht
wahr?
fragte Ambrogiani.
Falls es dem Amerikaner seltsam vorkam, daß Ambrogiani dies wußte, ließ er es sich nicht anmerken.
Ja, stimmt.
Haben Sie je mit diesem Mr. Gamberetto gesprochen?
Nee. Hab ihn nie gesehen. Ich kenne nur seinen Namen aus dem Vertrag.
Kommt er nicht, um die Verträge zu unterschreiben?
wollte
Ambrogiani wissen.
Nein, einer unserer Offiziere fährt zu ihm. Wahrscheinlich springt dabei eine Essenseinladung für ihn heraus. Anschließend kommt er mit dem unterschriebenen Vertrag zurück, und wir bear-beiten ihn dann weiter. Brunetti mußte Ambrogiani nicht ansehen, um zu wissen, daß auch ihm der Gedanke durch den Kopf ging, es springe wahrscheinlich für irgend jemanden eine ganze Menge mehr heraus als nur ein Essen.
Ist das der einzige Vertrag, den Sie mit Mr. Gamberetto haben?
Nein, Sir. Er soll auch unser neues Krankenhaus bauen. Das sollte eigentlich schon angefangen sein, aber dann kam der Golfkrieg, und alle Bauprojekte wurden zurückgestellt. Jetzt sieht es aus, als würde sich langsam wieder etwas tun, und ich nehme an, der Baubeginn ist im Frühjahr, sobald der Boden bearbeitet werden kann.
Ist es ein großer Vertrag? fragte Brunetti. Es hört sich jedenfalls so an, ein Krankenhaus.
Ich weiß die genaue Summe nicht, weil es schon so lange her ist, daß ich den Vertrag in der Hand hatte, aber sie wird wohl so um die zehn Millionen Dollar liegen. Allerdings wurde der Vertrag vor drei Jahren abgeschlossen, und in der Zwischenzeit sind die Preise ja gestiegen.
Da dürften Sie recht haben , meinte Brunetti, und bevor einer von ihnen noch etwas sagen konnte, ertönte vom Haus her wildes Bellen. Als die drei Männer sich umdrehten, wurde die Eingangstür ein Stück aufgestoßen, und ein großer schwarzer Hund kam heraus und die Treppe heruntergestürmt. Mit irrem Gebell raste das Tier direkt auf Kayman zu, sprang an ihm hoch und leckte nach seinem Gesicht. Dann beschnüffelte es die beiden Italiener und rannte ein paar Meter weiter auf den Rasen, um Wasser zu lassen und gleich wieder an Kayman hochzuspringen, so daß es mit der Nase fast an seine stieß.
Runter mit dir, Kitty Kat , befahl er ohne jede Strenge im Ton. Die Hündin schnellte wieder hoch und stubste ihn an.
Laß
das, dummes Mädchen, ab!
Der Erfolg war gleich Null, das Tier
rannte nur davon, um Anlauf für den nächsten stürmischen Sprung zu nehmen, und
Weitere Kostenlose Bücher