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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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Auto aus der Garage. Es fuhr rückwärts auf das Tor zu, der Mann stieg bei laufendem Motor aus und wollte das Tor aufmachen. Entweder sah er die beiden Männer nicht, oder er hatte beschlossen, sie nicht zu beachten. Er entriegelte das Tor, schob es auf und ging auf die offene Tür seines Wagens zu.
    Sergeant Kayman?
    rief Brunetti in den Motorenlärm.
    Beim Klang seines Namens drehte der Mann sich um und sah zu ihnen herüber. Beide Polizisten traten vor, blieben aber am Tor stehen, um nur ja nicht unaufgefordert das Anwesen des Mannes zu betreten. Daraufhin winkte der Mann sie herein und griff in seinen Wagen, um den Motor abzustellen.
    Er war groß und blond und ging leicht vornübergebeugt, eine Haltung, die vielleicht früher einmal seine Größe kaschieren sollte, inzwischen aber zur Gewohnheit geworden war. Er bewegte sich mit jener lässigen Leichtigkeit, die bei Amerikanern so häufig zu beobachten ist und die sie so gut in Freizeitkleidung aussehen läßt und so linkisch im offiziellen Anzug. Er kam mit offenem, fragendem Gesicht auf sie zu, ohne zu lächeln, aber auch keineswegs mißtrauisch.
    Ja?
    fragte er auf englisch.
    Suchen Sie mich?
    Sergeant Edward Kayman?
    fragte Ambrogiani.
    Ja. Was kann ich für Sie tun? Bißchen früh, nicht?
    Brunetti trat vor und streckte die Hand aus.
    Guten Morgen,
    Sergeant. Ich bin Guido Brunetti von der Polizei in Venedig.
    Der Amerikaner begrüßte Brunetti mit kräftigem Händedruck.
    Da sind Sie aber ein ganzes Ende weg von zu Hause, Mr. Brunetti, oder?
    fragte er, wobei er aus den beiden T zwei D machte.
    Es war freundlich gemeint, und Brunetti lächelte ihn an.
    Das
    kann man sagen. Aber ich wollte Ihnen ein paar Fragen stellen, Sergeant.
    Ambrogiani lächelte nur und nickte, machte aber keine Anstalten, sich vorzustellen. Er überließ Brunetti die Unterhaltung.
    Na, dann fragen Sie mal , sagte der Amerikaner und meinte dann:
    Tut mir leid, daß ich Sie nicht auf einen Kaffee ins Haus bitten kann, aber meine Frau schläft noch, und sie bringt mich glatt um, wenn ich die Kinder wecke. Samstag ist der einzige Tag, an dem sie ausschlafen kann.
    Das verstehe ich , sagte Brunetti.
    Bei mir zu Hause ist das
    ganz genauso. Ich mußte mich heute morgen wie ein Einbrecher aus der Wohnung schleichen.
    Sie grinsten sich verständnisinnig an ob der unglaublichen Tyrannei schlafender Ehefrauen, und Brunetti begann:
    Es geht um Ihren Sohn.
    Daniel?
    fragte der Amerikaner.
    Ja.
    Das dachte ich mir.
    Es scheint Sie nicht zu überraschen , bemerkte Brunetti.
    Der Sergeant stellte sich neben seinen Wagen und lehnte sich dagegen, bevor er antwortete. Brunetti nahm die Gelegenheit wahr, sich zu Ambrogiani umzudrehen und ihn auf italienisch zu fragen: Kannst du folgen?
    Der Carabiniere nickte.

    Der Amerikaner stellte die Beine überkreuz und zog eine Schachtel Zigaretten aus der Hemdtasche. Er hielt sie den Italienern hin, aber beide schüttelten den Kopf. Er zündete sich eine an, wobei er die Flamme des Feuerzeugs mit den Händen sorgsam vor nicht-vorhandenem Wind schützte, dann verstaute er Zigarettenschachtel und Feuerzeug wieder in der Hemdtasche.
    Die Sache mit der Ärztin, ja?
    fragte er, wobei er den Kopf in
    den Nacken legte und eine Rauchfahne in die Luft blies.
    Wie kommen Sie darauf, Sergeant?
    Dazu muß man wohl kein Hellseher sein, oder? Sie war Dannys Ärztin, und sie war verdammt nochmal ganz schön von der Rolle, als sein Arm so schlimm wurde. Immer wieder hat sie ihn gefragt, was passiert ist, und dann kam dieser Freund von ihr, den es in Venedig erwischt hat, und hat mich geradezu bombardiert mit Fragen.
    Sie wußten, daß die beiden befreundet waren?
    Brunetti war
    ehrlich überrascht.
    Na ja, geredet haben die Leute darüber erst, als er tot war, aber ich nehme an, daß doch einige es vorher gewußt haben. Ich gehörte nicht dazu, aber ich habe ja auch nicht mit ihnen gearbeitet. Schließlich sind wir nur ein paar Tausend Leute hier, und wir leben und arbeiten praktisch auf Tuchfühlung. Da kann man nichts geheimhalten, jedenfalls nicht sehr lange.
    Was für Fragen hat er Ihnen denn gestellt?
    Vor allem wollte er die genaue Stelle wissen, wo Danny an dem Tag herumgelaufen ist. Und was wir da noch gesehen haben. So was alles.
    Und was haben Sie ihm gesagt?
    Ich habe ihm gesagt, daß ich es nicht mehr weiß.
    Sie wußten es nicht mehr?
    Jedenfalls nicht genau. Wir waren an dem Tag irgendwo über Aviano, in der Nähe vom Lago di Barcis. Aber auf dem Rückweg aus

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