Endstation Wirklichkeit
einem der glücklichsten Momente seines Lebens entwickelt. Nur noch übertroffen von dem Augenblick, als Mike und er ein Liebespaar wurden. Es war eines der wenigen Highlights seiner Vergangenheit, das nun in seinen Gedanken auflebte.
Bisher!
Doch irgendetwas war anders. Die Erinnerung an den schönen Moment in seinem Leben löste nicht nur das Gefühl von Freude in ihm aus, wie es das hätte tun sollen. Was auch immer er bisher als Anfang des traurigen Endes dieser Entwicklung interpretiert hatte, war nicht mehr als ein unbedeutendes Geschehnis gewesen. All die Ereignisse und Situationen, denen er die Schuld an seiner heutigen Lage zugewiesen hatte, waren nur ein Vorwort, das den eigentlichen Anfang vom Ende bereitet hatte. Es hatte Türen geöffnet und Wege geebnet. Aber das wirklich bedeutende Ereignis, das erste Kapitel dieser qualvollen Geschichte, hatte letztendlich erst an diesem einen Morgen begonnen. Eine neue Seite im Buch seines Lebens war aufgeschlagen worden, doch die Farbe des Textes hatte sich schon bald geändert. Denn nach dem Höhepunkt der damaligen Bestrebungen, die Ziele seines Lebens zu erreichen, war er in einen tiefen Abgrund gefallen. Er war haltlos auf der anderen Seite des Berges, den er erklommen hatte, hinabgestürzt.
Die Farbe wandelte sich langsam in ein tiefes Rot, ein unnatürliches, unwirkliches Rot. David erkannte den grausamen Zusammenhang zwischen Glück und Unglück, und dass das Rot die Farbe von Blut war, seines Blutes, das aus unzähligen Wunden seiner gequälten Seele rann. Mit ihm hatte das Leben seine Geschichte weitergeschrieben.
Gnadenlos. Unerbittlich. Unaufhaltsam.
Und ohne dass er das Ende hätte voraussehen können.
***
Mike saß gegenüber von David. Sein Mund öffnete sich immer weiter. Auch seine Augen wurden größer.
„Mike? Was sagst du dazu?“
Mike brachte vor Überraschung kein Wort heraus. Stattdessen sah er David ungläubig und voller Bewunderung an.
David hatte ihm in kurzen Sätzen und mit überschwänglichem Tonfall von den Neuigkeiten erzählt. Nun wartete er gespannt auf dessen Reaktion.
Doch Mike hockte nur mit erstauntem Gesichtsausdruck da und reagierte nicht. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit erwachte er aus seiner Apathie.
„Du nimmst mich auf den Arm! Das ist ein Scherz!“ Mike blickte David fragend an. Er glaubte nicht, was er ihm gerade mitgeteilt hatte. Das klang alles zu schön, um wahr zu sein.
„Nein, das ist kein Scherz. Ich habe die Hauptrolle! Und ich habe eine Woche Zeit, mich in die Rolle einzuarbeiten.“
Mike sprang auf und jubelte laut. „Das ist ja super! Mein Freund hat die Hauptrolle bekommen! Ich kann’s noch gar nicht fassen. Du wirst ein Star!“
David lachte. „Mal langsam! So weit sind wir noch nicht. Warten wir erst mal ab.“
Mike umarmte David augenblicklich und drückte ihn ganz fest. „Ich gratuliere dir! Und ich freue mich für dich. Ich bin mir sicher, du wirst es schaffen.“
Nach einem Moment des Schweigens verflochten sich seine Blicke mit Davids und ihre Lippen fanden sich zu einem langen, intensiven Kuss.
***
Die Neuentdeckung des Jahres
Hollywood feiert seinen neuen Star David Edwards
Frank Carda hat wieder einmal bewiesen, dass er zu Hollywoods besten Regisseuren zählt. Mit seinem neuesten Film „Rebellion der Liebe“ gelang ihm nicht nur ein neues Meisterwerk, sondern er machte seine jüngste Neuentdeckung David Edwards über Nacht zu einem gefeierten Star.
„Es war eigentlich reiner Zufall!“, kommentiert Carda sichtlich zufrieden. „David war für eine kleine Nebenrolle vorgesehen, überzeugte aber mit seinem schauspielerischen Talent. So entschied ich mich, ihm die Rolle des Stuart Kenneth’ zu geben.“
Gestern Abend fand die Premiere in L.A. statt. Selbstverständlich waren die Stars dabei anwesend.
Senator Krane fand nach der Vorstellung bezeichnende Worte: „Die Geschichte ist einfach fesselnd, und Mr Edwards trifft mit seiner Darbietung genau den wunden Punkt der Handlung und damit die Herzen der Zuschauer.“ Seine Frau fügt mit sichtlich geröteten Augen hinzu: „Ich habe noch nie so etwas Mitfühlendes erlebt!“
Es ist David Edwards erste Rolle, und obwohl keinerlei schauspielerische Ausbildung oder Erfahrung brillierte er in der Rolle. Er kommentiert die Begeisterung über seine Darbietung mit den Worten: „Es war doch nichts Besonderes. Ich habe lediglich das Drehbuch gelesen und die Rolle verstanden.“
Peter
Weitere Kostenlose Bücher