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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
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immer wieder nach dem Warum.
    Warum hatte er es zugelassen, diesen riesigen Fehler zu begehen? Warum war er nicht stark genug gewesen, sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu werden? Warum war er schwach geworden und hatte der Lust nachgegeben?
    Und warum hatte Mike so reagiert?
    Warum hatte Mike sein Geständnis nicht als ehrliche Einsicht über einen begangenen Fehler gesehen? Warum hatte er ihm nicht verziehen? Warum hatte er seinen Fehler zum Anlass genommen, ihre Beziehung, ihre Liebe und ihre gemeinsame Zukunft zu beenden?
    Die Gedanken an die letzte, grausame Entscheidung von Mike brach bei David erneut den Damm. Er begann bitterlich zu weinen. Trotz all der Warums fand die eine Tatsache, die er nicht leugnen oder aus der Welt schaffen konnte, den Weg aus dem Chaos seiner Emotionen: Er allein trug die Schuld an Mikes Schicksal.

 
    Teil 4
    Zwischen Traum und Wirklichkeit

1
     
    A ufgrund des Erfolges seines ersten Films veränderte sich Davids Leben völlig. Er, der aus einfachen Verhältnissen vom Land kam, lebte jetzt ein großzügiges Leben und genoss seinen Wohlstand.
    Die Zeit nach der Premiere war mehr als aufregend und spannend gewesen. Der schnell zunehmende Grad seiner Bekanntheit hatte zu endlosen Einladungen und Terminen geführt. In den ersten Wochen hatten ihn ein TV-Sender und eine Radiostation zu Talkshows und Interviews eingeladen. Dazu waren zahlreiche Fototermine gekommen. Eine beachtliche Anzahl neuer Drehbücher war ihm vorgelegt worden, und fast jedes angesagte Filmstudio hatte Kontakt zu ihm aufgenommen, um ihn für eine Produktion zu gewinnen.
    Mike und er hatten nur noch wenig gemeinsame Zeit, und er war froh, dass dieser dennoch Verständnis dafür aufbrachte und ihn dabei unterstützte, jede Gelegenheit zu ergreifen, seine Karriere voranzutreiben. Er hatte sogar bereits mit ihm darüber gesprochen, ob sie sich als Paar in der Öffentlichkeit zu erkennen geben sollten. Aber nachdem auch das Filmstudio meinte, es sei wohl besser, noch damit zu warten, entschieden sie sich, ihr „Outing“ zu verschieben.
    David sah auf die Uhr. Los Angeles lag zwölf Stunden hinter Moskau, wo er sich gerade aufhielt, um einige Szenen seines nächsten Films zu drehen.
    Das Hotel, in dem er während der Dreharbeiten wohnte, lag nur zehn Minuten vom Kreml entfernt und bot ihm allen nur erdenklichen Luxus. Jeden Morgen wurde er von einer Limousine abgeholt und zum Set gefahren.
    Bereits seit vier Tagen hielt sich das Filmteam in Moskau auf, und obwohl David sich hier wohlfühlte und ihm das Arbeiten Spaß machte, hoffte er, bis zum Ende der folgenden Woche wieder zurück nach L.A. fliegen zu können. Zurück zu Mike.
    David sah noch einmal auf die Uhr, bevor er Mike anrief. Sein Freund dürfte wohl von den nächtlichen Dreharbeiten wieder zu Hause sein und auf seinen täglichen Anruf warten. Das Telefonat dauerte fast eine Stunde, und David freute sich, Mikes Stimme zu hören.
    Nach dem Gespräch entschied er sich, den hoteleigenen Pool zu besuchen und sich anschließend in der Sauna zu entspannen. Für neun Uhr war später ein gemeinsames Abendessen der Schauspielkollegen im Restaurant des Hotels geplant.
    David nahm schnell eine Dusche, zog sich einen Bademantel über und verließ dann seine Suite. Drei Stockwerke höher, in der obersten Etage des Hotels, befand sich die riesige Pool- und Saunalandschaft, in der zu dieser Zeit kaum Gäste anwesend waren. Leise Musik drang aus verborgenen Lautsprechern, und es war angenehm warm in der gesamten Anlage, während sich draußen der bekannte russische Winter mit dichtem Schneefall und eisigen Temperaturen behauptete.
    David suchte sich eine der freien Liegen, entledigte sich des Bademantels und sprang in den Pool. Das angenehm warme Wasser streifte nicht nur die Anspannung der heutigen Dreharbeiten von ihm ab, sondern hüllte ihn in eine wohltuende Stille ein. Mit kräftigen Zügen tauchte er durch das riesige Becken, bis seine Lungen ihm signalisierten, dass es Zeit wurde, das Wasser zu verlassen. Begierig sog er frische Atemluft ein und ließ sich auf der Oberfläche mit geschlossenen Augen treiben.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Dreh. Er ging noch einmal jede Szene durch, in der er vor der Kamera gestanden hatte, überprüfte, ob er mit sich selbst zufrieden war und ob seine Darstellung dem Drehbuch entsprach und seinen eigenen Ansprüchen gerecht wurde.
    Schließlich wand er sich aus dem Wasser und machte es sich auf der Liege bequem. Er

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