Endstation Wirklichkeit
nicht.“
„Wir müssen die Dreharbeiten aus einem wichtigen Grund für eine Woche unterbrechen. In dieser Woche haben Sie Zeit, sich in die Rolle des Stuart Kenneth einzuarbeiten. Das ist die richtige Rolle für Sie.“
Noch immer wusste David nicht, was der Produzent wollte.
„Wie meinen Sie das? Ich meine, wozu ...“
„David, wir bieten Ihnen an, die Besetzung des Stuart Kenneth’ in unserem Film zu übernehmen. Ben Morgan ist raus! Mr Carda ist der festen Überzeugung, dass Sie der einzig Richtige für diese Rolle sind. Ja, er meinte sogar, das wäre Ihre Rolle. So, als wäre sie für Sie geschaffen worden. In einer Woche fangen wir an. Vorausgesetzt, Sie sind einverstanden?“ Miller schmunzelte, als er Davids überraschten Gesichtsausdruck erblickte. Damit hatte der junge Mann wohl nicht gerechnet.
David schluckte und versuchte, die wild durcheinander purzelnden Gedanken zu ordnen.
Hatte er das gerade richtig verstanden? Ben Morgan war gefeuert worden, und er sollte jetzt die Hauptrolle spielen?
„Ähm ... hab ich das jetzt richtig aufgefasst? Ich ...“
„Ja, David, ich biete Ihnen die Hauptrolle an. Wir sind der Meinung, dass Sie der Richtige dafür sind“, wiederholte Miller. „Frank Carda hat es sehr gefallen, was Sie ihm gestern vorgespielt haben. Also, was ist? Kann ich Sie für diese Rolle gewinnen?“
David brauchte nur eine Sekunde lang zu überlegen. „Ja, natürlich. Wenn Sie glauben, ich wäre der Richtige, dann bin ich einverstanden!“
Sein Herz schlug heftig vor Aufregung, und er hatte das Gefühl, seine Ohren würden glühen. Er hatte sich gedanklich schon mit seinem Rauswurf beschäftigt. Und jetzt das! Er sollte die Hauptrolle spielen!
„Das freut mich, David. Also abgemacht, ich lasse Ihnen in den nächsten Tagen den Vertrag zuschicken. Ich denke, Sie werden mit den Konditionen zufrieden sein. Bringen Sie den Vertrag bitte zum Drehbeginn mit. Sie haben wie gesagt eine Woche Zeit, sich einzuarbeiten. Glauben Sie, dass Sie das schaffen werden?“
David nickte zustimmend. „Natürlich. Kein Problem. Ich werde das schaffen!“
Der Produzent lächelte zufrieden und erhob sich hinter seinem Schreibtisch. David tat es ihm gleich.
„Schön, David. Das ist die richtige Einstellung. Dann heiße ich Sie nochmals herzlich willkommen an Bord. Ich bin zuversichtlich, dass wir einen großartigen Film schaffen werden. Ich freue mich auf das Ergebnis.“
David verabschiedete sich und verließ das Büro. Als er wieder auf dem Studiogelände stand, legte er den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und sog die frische Vormittagsluft in seine Lungen. Für Sekunden genoss er die warmen Sonnenstrahlen.
Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ganz bestimmt würde er sich in seinem Bett wiederfinden, sobald er die Augen öffnete. Es handelte sich sicherlich nur um einen Traum. Um einen wunderschönen, aber eben nur um einen Traum.
Doch als er die Lider wieder aufschlug, stand er immer noch auf dem Studiogelände und hielt das Drehbuch in der Hand.
Also war es doch wahr! Er war soeben zum Hauptdarsteller einer großen Filmproduktion geworden. Er, der Niemand, der noch keine zehn Minuten vor einer Kamera gestanden hatte.
Die Nervosität, die er noch vor einer halben Stunde empfunden und ihm feuchte Hände und ein unangenehmes Gefühl im Magen verursacht hatte, war einer prickelnden Überraschung gewichen. Jetzt, nachdem er das Gespräch mit dem Produzenten hinter sich gebracht hatte, gipfelte das Wechselspiel seiner Gefühle in einem innerlichen Jubel.
Er brauchte so schnell wie möglich eine Ablenkung. Irgendetwas, das seine Gefühle wieder in ein normales Gleichgewicht brachte. Und es gab nur eines, was er jetzt unbedingt tun wollte, was er tun musste! Seine Emotionen, sein Verstand und sein Herz sagten ihm unmissverständlich, dass er diese freudige Wendung mit nur einer Person teilen wollte. Ja, er musste sofort Mike die Neuigkeit überbringen, um mit ihm dieses Glücksgefühl zu teilen.
5
D er Lärm und der Fahrtwind eines hinter ihm vorbeifahrenden Lastwagens rissen David aus den Gedanken und zwangen ihn zurück in die Realität. Es war einer jener Momente, der ihn nicht verzweifeln ließ. Ganz im Gegenteil. Die Gefühle, die er mit dieser Erinnerung verband, standen in krassem Widerspruch zu seinen heutigen Empfindungen.
Ja, dieser Tag hatte mit Unsicherheit und einer fast nicht auszuhaltenden Angst begonnen. Und dann hatte sich der Morgen binnen einer halben Stunde zu
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