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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
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Tiefe. So war es nicht verwunderlich, dass die anwesenden Leute im Kino kaum eine sichtbare Reaktion zeigten. Es herrschte gespanntes Schweigen, und alle verharrten in aufmerksamer Neugierde. Er konnte beim besten Willen nicht abschätzen, was die Menschen dachten und fühlten, wie der Film bei ihnen ankam, und seine Ungeduld steigerte sich von Minute zu Minute. Was würde geschehen, wenn die Zuschauer und Kritiker die Darbietung und seine schauspielerischen Bemühungen nicht mochten? Würden sie ihn auslachen, ihn verhöhnen? Er konnte es nicht bewerten, und seine Aufregung wuchs immer weiter.
    Dann war schließlich der Moment gekommen. Die finale Szene des Films verblasste auf der Leinwand und der übliche Abspann erschien. Kein Laut war im Kino zu hören, keine Reaktion des Publikums sichtbar.
    Er konnte seine Nervosität kaum noch zügeln, und es schien Stunden zu dauern, bis auch die Liste der Filmbeteiligten und diverse Danksagungen die Leinwand passiert hatten, sich der Vorhang lautlos schloss und das Licht im Saal langsam wieder die Dunkelheit vertrieb.
    Noch immer lag eine unsichtbare, beinahe greifbare Stille über den Menschen, und er befürchtete bereits, dass der Film sowie er beim Publikum durchgefallen waren.
    Sekunden verstrichen, bevor der erste Zuschauer sich von seinem Sitz erhob und laut zu applaudieren begann. Immer mehr Menschen standen auf und zollten dem Streifen und damit auch den Darstellern ihren Respekt. Nach etwa fünfzehn Sekunden schwoll der zunächst spärliche Applaus vereinzelter Zuschauer zu einem infernalischen Konzert mehrerer Hundert Personen an.
    Die Begeisterung der Anwesenden wurde endlich sichtbar. Hörbar! Er spürte sie mit jeder Faser seines Körpers.
    Und dann mischten sich in die Geräuschkulisse der klatschenden Hände Hurra-Rufe. Nach etwa einer Minute wussten die Verantwortlichen des Films und er, dass ihnen ein neues Meisterwerk gelungen war und sie den Geschmack und die Erwartungen der Zuschauer nicht nur getroffen, sondern übertroffen hatten.
    Jetzt hielt es kaum noch jemanden an seinem Platz. Menschen versammelten sich um den Regisseur und die Schauspieler. Sie begannen, Myriam Bonetti und ihn begeistert zu umringen. Er wusste gar nicht, welche Hand er zuerst ergreifen und schütteln sollte.
    Seine Anspannung löste sich schlagartig in diesen wenigen Sekunden. Er sehnte sich nach Mike. Sein Blick wanderte suchend umher, um seinen Freund in der Menge zu finden, aber es waren einfach zu viele Leute, die ihn umlagerten und beglückwünschten.
    Es schien ihm, als wollten der Jubel und die Gratulationen niemals enden. Nach einer endlosen Zeit bewegten sich die Menschen langsam in Richtung Foyer. Automatisch zogen sie ihn, Myriam, den Regisseur und viele andere mit sich. Draußen vor dem Kinosaal warteten weitere Presseleute, und ein wahres Blitzlichtgewitter schlug ihnen entgegen.
    Endlich fand er auch Mike in der Menge wieder, der mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht auf ihn zukam.
    „Ich gratuliere dir! Das war klasse! Ich bin so stolz auf dich.“
    „Danke, Mike. Ich fühle mich so glücklich. Den Leuten scheint es auch gefallen zu haben.“
    „Gefallen? ... Nein, sie sind begeistert! Du hast es tatsächlich geschafft! Nun bist du ein Hollywood-Star!“

6
     
    U nwillkürlich hielt David die Luft an. Ja, an diesem Abend hatte er es wirklich geschafft gehabt. Er hatte sein Ziel erreicht und seinen Traum verwirklicht. Endlich war all das Realität geworden, wovon er immer geträumt und was er sich herbeigesehnt hatte. Er erinnerte sich genau an das Glücksgefühl nach der Premiere, als das nervöse Warten auf die Reaktionen in das berauschende Gefühl von Zufriedenheit gewechselt war. Sein Traum war tatsächlich wahr geworden. An jenem Tag hätte sein Leben nicht perfekter sein können. Er hatte alles, was er je hatte haben wollen.
    Doch was war ihm davon geblieben? Der Bogen der Emotionen schloss sich und führte ihn schnell wieder zurück in die Gegenwart. Heute war das Ganze nicht mehr als eine bloße Erinnerung.
    Der Regen hatte aufgehört, ganz so, als wollte sich das Wetter seinen Gedanken anpassen, ihn aufmuntern und Mut zusprechen. Aber die Realität war alles andere als glücklich. Heute, da er alles verloren hatte, was ihm einst so wichtig gewesen war, wich das Glück einem anderen Wort. Einem, das viel negativer war und seiner Verzweiflung neue Nahrung lieferte: Schuld!
    Seine Schuld!
    Niemand konnte ihm diese Last abnehmen. Dennoch suchte er

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