Endstation
Profis, denn für sie war Telecomp eine Art Rummelplatz voll komplizierter, technischer Spielsachen. Sie arbeiteten hart, aber unregelmäßig. Häufig fingen sie erst am späten Nachmittag an und fuhren im Morgengrauen nach Hause.
Zu McPhersons Ärger ließen sie sich bei Gruppenbesprechungen und Konferenzen nur selten blicken. Aber sie waren zweifellos gut.
Gerhard trug Cowboystiefel, Jeans und Seidenhemden mit Perlenknöpfen. Er war im Alter von dreizehn Jahren weithin berühmt geworden, als er sich hinter seinem Elternhaus in Phoenix eine sieben Meter hohe Feststoffrakete baute. Diese Rakete verfügte über ein bemerkenswert hochentwickeltes Steuerungssystem, und Gerhard war sicher, sie in eine Umlaufbahn schießen zu können. Seine Nachbarn sahen die Spitze der Rakete über der Garage emporragen und liefen voller Besorgnis zur Polizei. Schließlich wurde die US-Army verständigt.
Die Militärexperten untersuchten Gerhards Rakete und transportierten sie zu Versuchszwecken nach White Sands. Leider zündete die zweite Raketenstufe vor der Trennung, und die Rakete explodierte in drei Kilometer Höhe. Aber inzwischen besaß Gerhard schon vier Patente auf seinen Steuerungsmechanismus, mehrere Universitäten und Industriefirmen hatten ihm Stipendien angeboten. Er lehnte sämtliche Angebote ab, ließ sich von seinem Onkel die Patentgebühren bezahlen und kaufte sich einen Maserati, als er alt genug für den Führerschein war. Er arbeitete bei Lockhead in Kalifornien, kündigte aber nach einem Jahr, als er feststellte, daß er ohne Diplom keine Karriere machen konnte. Seinen Kollegen paßte es nicht, daß ein Siebzehnjähriger mit einem Maserati Ghibli herumführ und vorzugsweise nachts arbeitete. Man warf ihm mangelnden »Teamgeist« vor.
Dann gewann ihn McPherson für die Neuropsychiatrische Abteilung, wo er elektronische Aggregate entwik-kelte, die mit menschlichen Gehirnen zusammenwirken sollten. McPherson hatte als Chef der Neuropsychiatrischen Abteilung zuvor eine ganze Anzahl von Bewerbern geprüft, die in dieser Tätigkeit eine »echte Aufgabe« oder »eine interessante Anwendungsmöglichkeit neuer Systeme« sahen. Gerhard erklärte, die ganze Geschichte mache ihm einfach Spaß, und er wurde sofort eingestellt.
Richards’ Werdegang war ganz ähnlich. Nach Abschluß der Oberschule hatte er sechs Monate lang studiert und war dann zum Wehrdienst eingezogen worden. Eigentlich sollte er nach Vietnam kommen, aber er hatte begonnen, elektronische Suchgeräte zu verbessern. Seine Verbesserungsvorschläge bewährten sich. So näherte er sich dem Kriegsschauplatz nie weiter als bis Santa Monica. Nach seiner Entlassung kam auch er in die Neuropsychiatrische Forschungsabteilung.
Die Zauberzwillinge. Janet Ross mußte lächeln.
»He, Janet«, sagte Gerhard.
»Wie geht’s, Janet?« fragte Richards.
Sie waren für ihre legere Art bekannt. Als einzige Mitarbeiter wagten sie’s, McPherson »Rog« zu nennen. Und McPherson duldete es.
»Alles in Ordnung«, sagte sie. »Wir haben unsere Stufe drei durch die große Visite gejagt. Ich will jetzt zu ihm.«
»Wir überprüfen gerade noch den Computer«, erklärte Gerhard. »Scheint alles okay zu sein.« Er deutete auf ein Mikroskop, das inmitten einer Vielzahl elektronischer Meßgeräte stand.
»Wo ist er?«
»Auf dem Objekttisch.«
Sie sah genauer hin. Ein durchsichtiges Plastikpäckchen von der Größe einer Briefmarke lag auf dem Objektivträger des Mikroskops. Durch die Plastikhülle sah sie auf engstem Raum eine verblüffende Menge winzigster elektronischer Bauelemente montiert. Vierzig Anschlußstellen ragten aus der Hülle. Mit Hilfe des Mikroskops überprüften die Zauberzwillinge mit haarfeinen Sonden der Reihe nach die Anschlußstellen.
»Die logischen Kreise werden zuletzt kontrolliert«, sagte Richards. »Wir haben für alle Fälle noch ein Reservesystem.«
Janet ging hinüber zu den Karteischränken und sah sich die Testkarten an. Nach einer Weile fragte sie: »Habt ihr hier noch Psychodex-Karten?«
»Hier bei mir«, antwortete Gerhard. »Fünfstellig oder n-stellig?«
»N-stellig«, antwortete sie.
Gerhard öffnete eine Schublade und nahm eine Karteikarte heraus. Dann griff er nach einer dünnen Plastiktafel. An einer Metallkette hing eine bleistiftähnliche Metallsonde.
»Das ist doch nicht für Stufe drei, oder?«
»Doch«, sagte sie.
»Aber Sie haben an ihm doch schon so viele Psychodex-Tests gemacht …«
»Nur noch einen einzigen für die
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