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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Jahre lang kontinuierlich gewachsen und nahm nun den gesamten vierten Stock ein. Während alle Etagen in einem toten, kalten Weiß gestrichen waren, erstrahlte die Neuropsychiatrie in den vier Grundfarben. Die bunte Umgebung sollte die Patienten optimistisch und fröhlich stimmen, aber bei Janet Ross bewirkte sie stets das Gegenteil. Sie sah darin eine falsche, künstliche Heiterkeit, wie in einem Pflegeheim für geistig zurückgebliebene Kinder.
    Sie trat aus dem Aufzug und betrachtete die Empfangshalle. Eine Wand war leuchtend blau, die andere rot gestrichen. Nicht nur die Farben, sondern auch vieles andere in der Neuropsychiatrie stammte von McPherson. Seltsam, dachte sie, wie offenkundig eine Organisation die Persönlichkeit ihres Kopfes widerspiegelt. McPherson selbst verfügte über einen grenzenlosen Optimismus und schuf auch stets um sich eine vergnügte Kindergartenatmosphäre.
    Aber es gehörte schon eine Menge Optimismus dazu, Harry Benson zu operieren. In der Abteilung war es jetzt ruhig, weil die meisten Mitarbeiter schon nach Hause gegangen waren. Sie ging den Flur entlang, vorbei an den bunten Türen mit handgezeichneten Aufschriften, wie :
    SONO-ENZEPHALOGRAPHIE, KORTEXFUNKTIONEN, EEG, RAS-AUSWERTUNG, PARIETAL-T und, ganz am Ende des Ganges, TELECOMP. Die Arbeit, die hier geleistet wurde, war ebenso kompliziert wie die Aufschriften auf den Türen. Dabei war das nur der Patientenflügel oder, wie McPherson es nannte, die »Anwendung«.
    Die Anwendung wurde häufig der Entwicklung gegenübergestellt, dem Forschungsflügel mit seinen Chemietroden, Computersimulatoren und Elad-Szenarios. Ganz zu schweigen von den großen Projekten wie »George« und »Martha« oder »Form Q«. Die Entwicklung war der Anwendung immer um zehn Jahre voraus, und dabei war auch die Anwendung schon sehr weit fortgeschritten. Vor einem Jahr hatte McPherson sie gebeten, eine Gruppe von Fachjournalisten durch die Abteilung zu führen. Daß seine Wahl auf sie fiel, begründete er damit, daß sie »eine solche dumme Ziege« sei. Das klang aus seinem Mund seltsam und in gewisser Weise schockierend, weil er sonst so höflich und väterlich war.
    Aber einen unvergleichlich größeren Schock hatten die Reporter erlitten. Janet hatte die Absicht gehabt, ihnen sowohl die Anwendung als auch die Entwicklung zu zeigen, aber nachdem die Journalisten die Anwendungsabteilung erlebt hatten, waren sie so erregt und erschüttert gewesen, daß sie die Führung hatte abbrechen müssen. Später grübelte sie noch oft darüber nach. Diese Journalisten waren doch keine Anfänger gewesen. Es waren durchweg Leute, die seit Jahren von einer wissenschaftlichen Demonstration zur anderen gondelten, denen kaum noch etwas imponierte, trotzdem hatten die Dinge, die sie ihnen da vorführte, sie sprachlos gemacht. Ihr selbst war wohl der Blick dafür verlorengegangen, denn sie arbeitete seit drei Jahren in der Neuropsychiatrie und hatte sich allmählich in das eingepaßt, was hier geschah: Dieses Zusammenspiel von Mensch und Maschine, von isoliertem Menschenhirn und Elektronengehirnen. Nichts davon erschien ihr mehr phantastisch, noch fühlte sie sich dadurch provoziert. Sie sah darin einfach eine Möglichkeit, weiterzukommen und etwas zu schaffen. Obgleich sie so dachte, war sie gegen die Operation an Benson. Sie hatte sich von Anfang an dagegen ausgesprochen. Sie hielt Benson für den ungeeigneten Kandidaten, und noch gab es eine letzte Gelegenheit, das zu beweisen. Am Ende des Flurs blieb sie vor der Tür mit der Aufschrift telecomp stehen und lauschte dem gedämpften Summen der Resultatdrucker. Sie vernahm Stimmen und öffnete die Tür. Telecomp war das Herz der Neuropsychiatrischen Forschungsabteilung. Ein großer Raum voller elektronischer Geräte. Wände und Decken hatte man schalldicht gemacht, ein Überbleibsel aus jener Zeit, als die Resultatdrucker noch laut klappernde Fernschreiber waren. Jetzt wurden dafür lautlos arbeitende Kathodenstrahlröhren verwendet oder Druckmaschinen, die die einzelnen Buchstaben mit einer Düse sprühten, anstatt sie mechanisch zu tippen. Gedämpftes Summen und Zischen der Sprühdosen, mehr hörte man nicht. McPherson hatte auf diese Umstellung bestanden, weil er meinte, das Klappern störe die Patienten, die man hier behandelte.
    Gerhard und sein Assistent Richards waren da. Man nannte sie die Zauberzwillinge. Gerhard war erst vierundzwanzig, Richards noch jünger. Im Grunde genommen betrachteten sich die beiden nicht als

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