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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Augenblick sprechen?« fragte sie. »Natürlich«, sagte Gerhard. Er beugte sich näher zu ihr. »Was gibt’s?«
    »Ich wollte Sie etwas fragen: Können Sie Benson von hier aus über den Hauptcomputer kontrollieren?«
    »Sie meinen, ob man den implantierten Computer kontrollieren kann?«
    »Ja.«
    Gerhard zuckte die Achseln. »Ich denke schon, aber wozu? Wir wissen doch, daß das eingepflanzte Gerät tadellos funktioniert »Ich weiß«, sagte sie. »Aber würden Sie es trotzdem tun. Nur zur Vorsicht.«
    Gerhard schwieg. Aber in seinen Augen stand eine Frage. »Tun Sie es, bitte.«
    »Okay«, sagte er. »Sobald die weg sind, schalte ich ein Kontrollprogramm.« Er nickte zu den anderen hinüber. »Der Computer wird ihn halbstündlich überprüfen.« Sie runzelte die Stirn. »Viermal in der Stunde?«
    »Geht es nicht alle zehn Minuten?«
    »Okay«, sagte er. »Also alle zehn Minuten.«
    »Danke«, murmelte sie. Sie trank ihren Becher leer, sie fühlte, wie sich die Wärme in ihrem Magen ausbreitete, und verließ den Raum.

4
    Ellis saß in einer Ecke des Krankenzimmers Nr. 710 und sah dem halben Dutzend Technikern zu, die sich am Bett zu schaffen machten. Zwei Leute aus dem Strahlenlabor überprüften eventuelle Streustrahlungen. Ein Mädchen aus dem chemischen Labor nahm eine Blutprobe zur Kontrolle der Steroid-Anteile. Ein EEG-Techniker stellte die Monitoren neu ein. Außerdem warfen Gerhard und Richards einen letzten Blick auf die fertig geschalteten Drähte.
    Benson rührte sich nicht. Er atmete ruhig, sah zur Decke empor und ließ alles über sich ergehen. Es schien ihn gar nicht zu berühren, daß man ihn anfaßte, seinen Arm hob oder die Decke zurechtzog. Er starrte nur unverwandt nach oben.
    Ellis bemerkte die Hände eines Strahlentechnikers, die stark behaart aus den Manschetten seines weißen Kittels ragten. Für einen Augenblick lagen sie auf den weißen Verbänden am Halse Bensons. Ellis mußte an die vielen Affen denken, die er operiert hatte. Das war doch nichts weiter gewesen als eine technische Fingerübung, wenn man auch noch so sehr tat als ob - es war und blieb ein Affe und kein Mensch. Unterstellt, man schnitt ihn versehentlich von einem Ohr zum anderen auseinander, was machte das aus? Niemand würde Fragen stellen, es gäbe keine Verwandten, keine Rechtsanwälte würden sich darum kümmern, keine Presse, nichts. Es kommen ja nicht einmal Briefe vom Beschaffungsamt, die nachfragen, was denn mit all diesen Achtzigdollaraffen geschähe. Das Schicksal dieser Tiere kümmert niemanden. Und ihm war es auch einerlei. Er war nicht daran interessiert, den Affen zu helfen, sondern er wollte Menschen heilen.
    Benson regte sich. »Ich bin müde«, sagte er. Er sah hinüber zu Ellis.
    »Seid ihr bald fertig?« fragte Ellis.
    Die Techniker traten nacheinander vom Bett zurück, nickten, sammelten ihre Instrumente und Aufzeichnungen ein und verließen das Zimmer. Als letzte verabschiedeten sich Gerhard und Richards. Dann war Ellis mit Benson allein.
    »Möchten Sie schlafen?« fragte Ellis.
    »Ich komme mir vor wie eine verdammte Maschine. Wie ein Auto in einer komplizierten Werkstatt. Ich habe das Gefühl, repariert zu werden.«
    Benson wurde zornig. Ellis spürte geradezu, wie sich alles in ihm spannte. Fast hätte er nach Schwestern und Pflegern gerufen, um Benson festzuhalten, wenn der Anfall kam. Aber er blieb sitzen.
    »Das ist doch Quatsch«, sagte Ellis.
    Benson funkelte ihn an und atmete schwer.
    Ellis beobachtete die Monitoren über dem Bett. Die Hirnströme wurden unregelmäßig, die Kurvenform meldete den nahenden Anfall.
    Benson rümpfte die Nase. »Was riecht hier so?« fragte er. »Das ist ja schrecklich.«
    Über dem Bett blinkte jetzt ein rotes Schriftzeichen STIMULATION auf. Fünf Sekunden lang tanzten die Hirnwellen in einem Gewirr weißer Linien durcheinander.
    Seine Pupillen weiteten sich. Dann glätteten sich die Kurven wieder, und Bensons Pupillen zogen sich auf normale Größe zusammen.
    Er sah zum Fenster hinaus und betrachtete die Nachmittagssonne. »Wissen Sie«, sagte er, »wir haben wirklich einen sehr schönen Tag, nicht wahr?«
    Ohne besonderen Grund kam Janet Ross um 23 Uhr noch einmal ins Krankenhaus. Sie hatte einem Pathologen, der sie schon seit Wochen bedrängte, endlich nachgegeben und sich von ihm ins Kino einladen lassen. Sie hatten sich einen Krimireißer angesehen, weil der Kollege behauptete, sich für keine anderen Filme zu interessieren. Bis zum fünften Mord hatte sie

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