Endstation
H.F.
1. WELCHE ELEKTRODEN WERDEN AKTIVIERT NUR 7,31
2. WELCHE SPANNUNG WIRD AN ELEKTRODEN
GELEGT 5 MV
3. WIE LANGE WIRD ELEKTRODE SIEBEN AKTIVIERT 5 S.
Nach einer Pause leuchteten die Fragen für Elektrode einunddreißig auf. Gerhard tippte die Antworten ein. McPherson sagte zu Morris: »Irgendwie ist das schon lustig. Wir geben dem Minicomputer unsere Anweisungen. Er bekommt seine Instruktionen vom großen Computer, der bekommt sie wiederum von Gerhard, und Gerhard besitzt einen noch größeren Computer als alle zusammen.«
»Vielleicht«, sagte Gerhard lachend.
Der Schirm leuchtete wieder auf:
SCHALTDATEN GESPEICHERT. FERTIG ZUR
PROGRAMMIERUNG DER NEBENSTATION.
Morris seufzte. Er hoffe, nie in seinem Leben so weit zu kommen, daß ein Computer ihn als »Nebenstation« bezeichnete.
Gerhard tippte weiter. Nur ein leises Klicken war zu hören. Auf den anderen Fernsehschirmen sahen sie die Schaltung im Inneren des kleinen Computers. Einzelne Stellen leuchteten abwechselnd auf, wenn sie endgültig geschaltet wurden.
BENSON, H.F. FERTIG GESCHALTET. IMPLANTIERTES GERAET LIEST JETZT EEG DATEN UND LIEFERT ENTSPRECHENDES FEEDBACK.
Das war schon alles. Morris war irgendwie enttäuscht. Er hatte gewußt, daß die Sache so verlaufen würde, hatte aber dennoch eigentlich etwas Dramatischeres erwartet.
Gerhard überprüfte noch einmal das ganze System. Das Ergebnis war negativ. Die Schrift auf dem Schirm erlosch. Dann kam die Schlußmeldung: COMPUTERSYSTEM 360 DES UNIVERSITAETS KRANKENHAUSES DANKT IHNEN FUER DIE UEBERWEISUNG DIESES INTERESSANTEN PATIENTEN ZUR THERAPIE.
Gerhard lächelte. Drüben im anderen Raum unterhielt sich Benson immer noch leise mit Janet Ross. Keinem der beiden war aufgefallen, daß sich etwas verändert hatte.
3
Janet Ross war nach Beendigung der Stimulationen tief deprimiert. Sie stand auf dem Flur und sah Benson nach, der weggeschoben wurde. Noch einmal leuchtete der weiße Verband an seinem Hals auf, dann war er mit seiner Krankenschwester um die nächste Biegung verschwunden.
Sie ging nach der anderen Richtung weg, vorbei an den verschiedenfarbenen Türen der NPFA. Unwillkürlich mußte sie an Arthurs gelben Ferrari denken. Ein wunderbares, elegantes Spielzeug. Sie wünschte sich nach Monte Carlo, um dort in ihrem Kleid von Balenciaga aus Arthurs Ferrari zu steigen, die Treppe zum Casino hinaufzugehen und einmal mit nichts wichtigerem spielen zu können als nur mit Geld.
Sie sah auf die Uhr. »Großer Gott, erst 12 Uhr 15.« Sie hatte noch den halben Tag vor sich. Ob der Beruf einer Kinderärztin Spaß machte? Wahrscheinlich schon. Babys am Bauch kitzeln, ein paar Injektionen geben, den Müttern Ratschläge erteilen, wie man die Kinder stubenrein kriegt. Ein schönes Leben!
Sie dachte noch einmal an die Bandagen um Bensons Schulter, dann betrat sie Telecomp. Sie hatte gehofft, Gerhard allein sprechen zu können, aber sie waren alle da: McPherson, Morris, Ellis. Alle beieinander. In strahlender Laune prosteten sie sich mit Kaffee zu. Jemand drückte ihr einen Becher in die Hand. McPherson legte ihr väterlich den Arm um die Schultern.
»Ich glaube, heute haben wir Benson auf Sie gehetzt.«
»Ja, das stimmt«, sagte sie mit einem mühsamen Lächeln.
»Aber das dürften Sie ja gewöhnt sein.«
»Eigentlich nicht«, antwortete sie.
Es wurde stiller im Raum, die Stimmung legte sich etwas. Das tat ihr zwar leid, ließ sich aber nicht ändern. So amüsant fand sie es nicht, einen Menschen durch Elektroschocks sexuell zu erregen. Physiologisch mochte das interessant sein, es war vielleicht auch erschreckend oder mitleiderregend, aber bestimmt nicht amüsant. Warum fanden das alle nur so verdammt komisch? Sie konnte das nicht nachempfinden.
Ellis zog ein flaches Fläschchen aus der Hosentasche und goß ihr eine klare Flüssigkeit in den Kaffee. »Auf irische Art schmeckt er besser«, sagte er augenzwinkernd. Sie nickte und sah hinüber zu Gerhard.
»Austrinken, ex!« rief Ellis.
Gerhard unterhielt sich gerade mit Morris. Es schien ein ernstes Gespräch zu sein. Sie hörte Morris sagen: »Würden Sie mir bitte die Biene reichen.«
Gerhard lachte.
Morris lachte auch. Also offenbar ein Witz. »Alles in allem nicht schlecht«, sagte Ellis. »Was meinen Sie?«
»Sehr gut«, murmelte sie und trank einen kleinen Schluck. Sie ließ Ellis und McPherson stehen und ging hinüber zu Gerhard. Er war für einen Augenblick allein, weil Morris sich frischen Kaffee holte.
»Kann ich Sie einen
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