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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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bei sich trägt, und sie zu ihren Zwecken entschärfen.
    Pater Captain de Soya schert sich einen Scheißdreck um die Paranoia von Erzbischöfin Silvaski oder die Kirchenpolitik auf TC2. Ihm ist nur daran gelegen, die Fluchtroute der Farcasterportale hier zu unterbrechen. Am fünften Tag nach seinem Übergang in den Raum um Tau Ceti schafft er die fünfhundert Meter von der St. Paul’s Cathedral und dem Palast der Erzbischöfin bis zum Fluss – Teil eines unbedeutenden Nebenflusses, der kanalisiert durch die Stadt fließt, aber einst Teil des Tethys.
    Die riesigen Farcasterportale, die immer noch stehen, weil den Ingenieuren zufolge jeder Versuch, sie zu demontieren, eine thermonukleare Explosion nach sich ziehen könnte, wurden schon vor langer Zeit mit Flaggen der Kirche verhängt, aber sie folgen hier dicht aufeinander – der Tethys wand sich hier nur zwei Kilometer von Portal zu Portal am geschäftigen Regierungspalast und den formellen Gärten des Hirschparks entlang. Heute können Pater Captain de Soya, seine drei Soldaten und die rund zwanzig wachsamen, der Erzbischöfin Silvaski treu ergebenen Pax-Soldaten in ihrer Begleitung am ersten Portal stehen und die Rasenfläche am Ufer hinabschauen zu einem dreißig Meter langen Gobelin (Thema: das Martyrium des Heiligen Paulus), der vom weiten Portal herabhängt, das hinter den blühenden Pfirsichbäumen des bischöflichen Palastgartens deutlich zu sehen ist.
    Da dieser Abschnitt des Tethys heute im Privatgarten Ihrer Eminenz liegt, sind auf der gesamten Länge des Kanals und auf allen Brücken, die ihn überspannen, Wachen postiert. Die uralten Artefakte, die einstmals Farcasterportale waren, genießen keine spezielle Aufmerksamkeit, aber die Offiziere der Palastwache versichern de Soya, dass weder Schiffe oder unbefugte Personen diese Portale passiert haben noch an den Kanalufern gesichtet wurden.
    De Soya besteht darauf, dass eine ständige Wache auf den Portalen postiert wird. Er möchte, dass sie neunundzwanzig Stunden täglich von Kameras überwacht werden. Er möchte Sensoren, Alarmanlagen und Stolperdrähte. Die örtlichen Pax-Truppen beraten sich mit ihrer Erzbischöfin und fügen sich zähneknirschend in diese noch so geringfügige Beschneidung ihrer Souveränität. De Soya verzweifelt fast angesichts dieser sinnlosen politischen Winkelzüge.
    Am sechsten Tag wird Corporal Kee von einem rätselhaften Fieber befallen und ins Krankenhaus eingewiesen. De Soya glaubt, dass es eine Folge ihrer Auferstehung ist: Jeder von ihnen hat insgeheim die Erschütterungen, Stimmungsumschwünge und kleineren Wehwehchen erduldet. Am siebten Tag kann Kee wieder aufstehen und bittet de Soya eindringlich, ihn aus dem Krankenhaus zu holen und von dieser Welt wegzubringen, aber nun besteht die Erzbischöfin darauf, dass de Soya an diesem Abend an einer Messe zu Ehren Seiner Heiligkeit Papst Julius teilnimmt. De Soya kann sich schwerlich weigern, und so kommt es, dass der einfache Priester-Krieger von MadredeDios und die elegante Erzbischöfin am Abend – umgeben von Szeptern und monsignori mit rosa Knöpfen, unter den gigantischen Insignien Seiner Heiligkeit, der dreifachen Krone und den gekreuzten Schlüsseln (die auch auf dem päpstlichen Diskey zu sehen sind, den de Soya jetzt um den Hals trägt), inmitten von Weihrauch, weißen Mitras und Glockenläuten und vom feierlichen Gesang eines sechshundertköpfigen Kinderchors begleitet – das Mysterium von Christi Kreuzigung und Auferstehung feiern. Sergeant Gregorius empfängt an diesem Abend die Kommunion aus de Soyas Hand – wie an jedem Tag ihrer Suche –, ebenso wie ein paar Dutzend andere, die auserwählt wurden, die Hostie zu empfangen, das Geheimnis ihrer Kruziform-Unsterblichkeit in diesem Leben, während dreitausend Gläubige beten und im Halbdunkel der Kathedrale zusehen.
    Am achten Tag verlassen sie das System, und zum ersten Mal heißt Pater Captain de Soya den Tod als Möglichkeit zur Flucht willkommen.
    Sie erwachen in einer Krippe auf Heaven’s Gate, einer ehedem unwirtlichen Welt, die zu Zeiten des Netzes terrageformt wurde, sodass für Schatten spendende Bäume und eine gewisse Behaglichkeit gesorgt war, inzwischen aber weitgehend wieder zu brodelnden Schlammpfützen, giftigen Sümpfen und einer lebensfeindlichen Atmosphäre mit der gleißenden Strahlenquelle Wega Primus am Himmel verkommen ist. Der idiotische Computer der Raphael hat sich für diese Abfolge der alten Welten des Flusses Tethys entschieden,

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