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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Waffen und töteten Unschuldige ebenso wie feindliche Soldaten. Ich wusste, es war albern, auf diese Weise zu moralisieren, aber obwohl ich hoffte, dass die winzigen Ladungen lediglich die Flugzeuge in Brand setzen würden, wollte ich sie nicht zur Explosion bringen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.
    Diese Männer – und möglicherweise Frauen und Kinder – hatten uns nichts getan.
    Langsam, übertrieben langsam, grotesk langsam hob ich den Kopf und sah zu einem der nächstgelegenen Fenster hinein. Ein Blick und ich duckte mich sofort wieder. Der Lärm von Töpfen und Pfannen drang aus einem hell beleuchteten Küchenbereich – Kombüse, verbesserte ich mich, da es sich hier ja um eine Art von Schiff handelte. Wie dem auch sei, ein halbes Dutzend Leute hielten sich darin auf, allesamt Männer, alle im richtigen Alter für das Militär, aber nicht in Uniform, sondern in Unterhemden und Schürzen, in denen sie putzten, aufräumten und Geschirr spülten. Offenbar kam ich zu spät zum Essen.
    Ich hielt mich dicht an der Wand, ging gebückt den gesamten Steg entlang, huschte eine andere Treppe hinunter und blieb vor einer längeren Fensterreihe stehen. Hier, im Schatten einer Ecke, wo zwei Module zusammentrafen, konnte ich in einige der Fenster an der Westwand sehen, ohne den Kopf vor einem heben zu müssen. Es handelte sich um eine Kantine oder eine Art Speisesaal. Etwa dreißig Männer – ausschließlich Männer! – saßen vor Kaffeetassen. Manche rauchten Rekom-Zigaretten.
    Mindestens ein Mann schien Whiskey zu trinken: zumindest aber eine bernsteinfarbene Flüssigkeit aus einer Flasche. Ich hätte nichts gegen einen Schluck einzuwenden gehabt, was immer es sein mochte.
    Viele von ihnen trugen Khaki, aber ich konnte nicht sagen, ob es sich um eine hiesige Uniform handelte oder nur um die traditionelle Bekleidung von Sportfischern. Pax-Uniformen sah ich keine, das war eindeutig gut.
    Vielleicht war es doch nur eine Fischereiplattform, ein Hotel für reiche Trottel von anderen Welten, denen es nichts ausmachte, eine jahrelange Zeitschuld zu bezahlen – besser gesagt, Freunde und Verwandte zu Hause zahlen zu lassen –, um den Nervenkitzel zu erleben, etwas Großes oder Exotisches zu töten. Verdammt, vielleicht kannte ich ein paar von den Typen: heute Fischer, bei ihrem Besuch auf Hyperion Entenjäger. Ich wollte nicht hineingehen und es herausfinden.
    Etwas zuversichtlicher ging ich den langen Steg entlang, wo das Licht der Fenster auf mich fiel. Es schien keine Wachen zu geben. Keine Posten.
    Vielleicht brauchten wir gar keine Ablenkung – vielleicht konnten wir mit dem Floß einfach an diesen Typen vorbeisegeln, Mondschein hin oder her.
    Sie würden schlafen oder trinken und lachen, und wir würden einfach der Strömung direkt durch das Farcasterportal folgen, das ich jetzt keine zwei Klicks entfernt im Nordosten sehen konnte, ein vager dunkler Umriss vor dem Sternenhimrnel. Wenn wir das Portal erreichten, würde ich eine vorher programmierte Frequenz senden, die nicht den Plastiksprengstoff zündete, den ich versteckt hatte, sondern die Zünder entschärfte.
    Ich betrachtete das Portal, als ich um eine Ecke bog und buchstäblich mit einem Mann zusammenstieß, der dort an der Wand lehnte. Zwei weitere standen an der Reling. Einer hielt ein Nachtsichtfernglas in den Händen und sah nach Norden. Beide Männer an der Reling waren bewaffnet.
    »He!«, schrie der Mann, mit dem ich zusammengestoßen war.
    »Entschuldigung«, sagte ich. Diese Szene hatte ich definitiv noch nie in einem Holodrama gesehen.
    Die beiden Männer an der Reling trugen Flechetteminigewehre an Schlaufen und hatten die Unterarme mit dieser achtlosen Arroganz darauf liegen, die Militärs seit zahllosen Jahrhunderten einstudieren. Nun bewegte einer seine Waffe so, dass der Lauf in meine Richtung zeigte. Der Mann, mit dem ich zusammengestoßen war, hatte sich gerade eine Zigarette angezündet. Nun schüttelte er das Streichholz aus, nahm die brennende Zigarette aus dem Mund und starrte mich an.
    »Was machst du hier?«, herrschte er mich an. Der Mann war jünger als ich – schätzungsweise Anfang zwanzig Standard –, und jetzt konnte ich sehen, dass er eine Abart der Uniform anhatte, wie sie die Bodentruppen des Pax trugen – mit den Streifen eines Lieutenants, vor denen ich auf Hyperion zu salutieren gelernt hatte. Sein Dialekt war ausgeprägt, aber ich konnte ihn nicht einordnen.
    »Luft schnappen«, sagte ich kläglich. Ein Teil von

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