Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
persönlich das Landungsboot und lässt Corporal Kee als Posten für Notfälle an Bord der Raphael zurück.
Das ist die Situation, vor der de Soya gegraut hat – man kann unmöglich feststellen, ob das Mädchen hier durchgekommen ist, mit oder ohne Schiff.
Der Abschnitt zwischen den inaktiven Farcasterportalen ist der längste bisher – fast zweihundert Kilometer –, und obwohl sie mit dem Landungsboot immer wieder über dem Dschungel und den Flussufern dahinfliegen, lässt sich unmöglich sagen, ob jemand hier vorbeigekommen ist, es gibt keine Zeugen zu befragen und keine Pax-Soldaten, die man als Wachtposten zurücklassen könnte.
Sie landen auf einer Insel nicht weit vom oberen Farcaster, wo de Soya, Gregorius und Rettig ihre Alternativen diskutieren.
»Es ist drei Standardwochen her, seit das Schiff den Farcaster auf Renaissance V. passiert hat«, sagt Gregorius. Das Innere des Landungsboots ist eng und zweckdienlich: Sie unterhalten sich in ihren Flugsitzen. Gregorius’ und Rettigs Kampfpanzer hängen im EVA-Spind wie zweite Häute aus Metall.
»Wenn sie durch eine Welt wie diese gekommen sind«, sagt Rettig, »sind sie wahrscheinlich einfach mit dem Schiff weitergeflogen. Es besteht kein Grund, weshalb sie den Fluss hätten hinunterfahren sollen.«
»Stimmt«, sagt de Soya. »Aber es besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Schiff beschädigt wurde.«
»Aye«, sagt der Sergeant, »aber wie schlimm? Könnte es weiter flugtauglich gewesen sein? Kann es sich selbst repariert haben? Könnte es möglicherweise einen Reparaturstützpunkt der Ousters angesteuert haben?
Wir sind hier nicht weit vom Outback entfernt.«
»Oder das Mädchen könnte das Schiff weggeschickt haben und durch den nächsten Farcaster gegangen sein«, sagt Rettig.
»Vorausgesetzt, eins der anderen Portale funktioniert«, sagt de Soya müde. »Dass das auf Renaissance Vector nicht nur ein Glückstreffer war.«
Gregorius stemmt seine riesigen Hände auf die Knie. »Aye, Sir, das ist lächerlich. Eine Nadel im Heuhaufen suchen, wie man früher zu sagen pflegte... verglichen mit dem hier wäre das ein Kinderspiel.«
Pater Captain de Soya schaut zu den Fenstern des Landungsboots hinaus.
Die hohen Farne wiegen sich in einem lautlosen Wind. »Ich habe das Gefühl, dass sie den alten Fluss bereist. Ich glaube, sie wird die Farcaster benutzen. Ich weiß nicht, wie – vielleicht mit der Flugmaschine, die sie irgendwie aus dem Tal der Zeitgräber herausgeholt hat, vielleicht mit einem Schlauchboot, einem gestohlenen Boot –, ich glaube eben, dass sie den Tethys benutzt.«
»Was können wir hier tun?«, fragt Rettig. »Wenn sie bereits durchgekommen ist, haben wir sie verpasst. Wenn sie noch nicht eingetroffen ist... nun, wir könnten ewig warten. Wenn wir hundert Erzengel-Schiffe hätten, damit wir Soldaten auf jede dieser Welten befördern könnten...«
De Soya nickt. In den Stunden seines Gebets schweift sein Geist häufig zu dem Gedanken ab, wie viel einfacher diese Aufgabe wäre, wenn die Erzengel einfache Roboterraumschiffe wären, die in die Systeme des Pax übersetzen, die Befugnis des päpstlichen Diskey übermitteln, die Suche befehlen und wieder aus dem System hinausspringen würden, ohne auch nur einmal abzubremsen. Soweit er weiß, baut der Pax keine Roboterschiffe – der Hass der Kirche auf die KIs und ihre Abhängigkeit von zwischenmenschlichen Kontakten verbieten das geradezu. Und soweit er weiß, existieren nur drei Kurierschiffe der Erzengel-Klasse – die Michael, die Gabriel , die ihm seine Botschaft brachte, und sein eigenes Schiff, die Raphael. Im Renaissance-System hatte er das andere Kurierschiff ebenfalls auf die Suche schicken wollen, aber die Michael hatte dringende Pflichten des Vatikan zu erfüllen gehabt. Intellektuell versteht de Soya, weshalb diese Suche einzig und allein seine Sache ist.
Aber nun haben sie fast drei Wochen gebraucht, um zwei Welten zu untersuchen. Ein vollautomatischer Erzengel hätte in weniger als zehn Standardtagen in sämtliche Systeme springen und den Funkspruch absetzen können... bei der derzeitigen Geschwindigkeit brauchen de Soya und die Raphael vier oder fünf Standardjahre. Der erschöpfte Priester-Captain verspürt den Drang zu lachen.
»Da ist immer noch ihr Schiff«, sagt er brüsk. »Wenn sie ohne es weiterreisen, haben sie zwei Möglichkeiten – sie schicken das Schiff anderswohin, oder sie lassen es auf einer der Tethys-Welten zurück.«
»Sie sagen ›sie‹,
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