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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Sperrfeldern der Klasse zwanzig gehalten; es herrschte allerorten Überfluss, Hügel und Terrassen waren grün von Gras und Getreide, die künstlich angelegten Berge bewaldet und voll von Bächen und Kleintieren. Isozaki sah das alte italienische Dorf unter ihnen vorbeiziehen und wusste, dass die friedliche Vision trügerisch war: Die umliegenden Pax-Stützpunkte konnten jedes Schiff und jede existierende Flotte vernichten, während das Innere des Asteroiden Castel Gandolfo von Garnisonen durchzogen war, in denen sich mehr als zehntausend Schweizergardisten und Elitesoldaten des Pax aufhielten.
    Der Ramscout morphte Tragflächen und legte die letzten zehn Kilometer mit lautlosen elektrischen Pulsjets zurück. Isozaki sah Schweizergardisten in voller Gefechtsmontur aufsteigen, um das Schiff die letzten fünf Klicks zu eskortieren. Strahlendes Sonnenlicht funkelte auf ihren fließdynamischen Panzern und transparenten Visieren, als sie den Ramscout umkreisten und sich dem Castel mit tödlich langsamer Geschwindigkeit näherten. Isozaki sah, wie mehrere der Soldaten Sonden auf das Schiff richteten: Sie bestätigten mit Tiefenradar und Infrarot, was ihre verschlüsselten Anzeigen ihnen über Anzahl und Identität von Passagieren und Besatzung verrieten.
    In der Seite eines Steinturms des Castels ging eine Tür auf, und der Ramscout schwebte hinein, die Pulsjets kühlten ab, Schweizergardisten zogen das Schiff mit dem blauen Leuchten ihrer Schwebetornister an Ort und Stelle.
    Die Luftschleuse wurde geschlossen. Die acht Schweizergardisten gingen als Erste die Rampe hinunter und stellten sich in zwei Reihen auf, während der Oberst Kenzo Isozaki hinunter- und hinausgeleitete. Der Präsident suchte nach einer Lifttür oder Treppe, aber das gesamte Landedeck des Turms senkte sich ab. Motoren und Ausrüstung arbeiteten geräuschlos. Nur die vorübergleitenden Wände des Turms verrieten die Bewegung abwärts und seitwärts in die unterirdischen Eingeweide von Castel Gandolfo.
    Sie hielten an. In einer Mauer aus kaltem Stein tat sich eine Tür auf.
    Lichter erhellten einen Korridor aus poliertem Edelstahl mit schwebenden Okularstangen aus Fiberglas, die in Abständen von zehn Metern alles beobachteten. Der Oberst machte eine Geste, worauf Isozaki die Prozession den hallenden Tunnel hinabführte. Am Ende hüllte blaues Licht sie alle ein, als weitere Sonden sie innen wie außen durchsuchten. Eine Glocke erklang, ein weiteres Irisschott erschien und ging auf. Sie betraten ein förmlicheres Wartezimmer. Drei Personen standen auf, als Isozaki und seine Eskorte eintraten.
    Verdammt, dachte der Präsident des Pax Merkantilus. Anna Pelli Cognani war da und trug ihr bestes Freseidenkleid, ebenso Helvig Aron und Kennet Hay-Modhino, Isozakis Kollegen im Vorstand der Pankapitalistischen Liga Unabhängiger Katholischer Transstellarer Handelsorganisationen.
    Verdammt, dachte Kenzo Isozaki wieder, doch sein Gesicht blieb vollkommen ausdruckslos, als er seinen Kollegen stumm zunickte. Sie werden uns alle für mein Vorgehen zur Rechenschaft ziehen. Wir werden exkommuniziert und hingerichtet.
    »Hier entlang«, sagte der Oberst der Schweizergarde und öffnete eine kunstvoll geschnitzte Tür. Der Raum dahinter war dunkler. Isozaki roch Kerzen, Weihrauch und schwitzenden Stein. Er stellte fest, dass die Schweizergardisten nicht mit ihnen durch die Tür kommen würden. Was immer dort wartete, wartete nur auf ihre Gruppe.
    »Danke, Oberst«, sagte Präsident Isozaki mit liebenswürdiger Stimme.
    Mit entschlossenen Schritten ging er voraus in die weihrauchschwangere Dunkelheit.
    Es war eine kleine Kapelle, vollkommen dunkel, abgesehen von roten Votivkerzen in einem schmiedeeisernen Kerzenhalter an einer Steinmauer und zwei bogenförmigen Buntglasfenstern hinter einem schlichten Altar am gegenüberliegenden Ende. Sechs weitere Kerzen brannten auf dem schmucklosen Altar, während Flammen in Kohlepfannen auf der den Fenstern gegenüberliegenden Seite ein rötlicheres Licht in den langen, schmalen Raum warfen. Es gab nur einen Stuhl, groß, mit gerader Rückenlehne und einem Samtkissen, der links vom Altar stand. In die Rückenlehne war etwas eingeschnitzt, das auf den ersten Blick wie eine Kruziform aussah, sich aber bei genauerem Hinsehen als das dreifache Kreuz des Papstes entpuppte. Altar und Stuhl standen auf einem flachen Steinpodest.
    Der Rest der Kapelle war ohne Stühle oder Bänke, aber auf beiden Seiten des Mittelgangs, den M. Isozaki,

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