Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Cognani, Hay-Modhino und Aron entlangschritten, waren rote Samtkissen auf den Steinboden gelegt worden.
Es gab vier Kissen – zwei auf beiden Seiten des Gangs – die frei waren.
Die Vorstandsmitglieder des Merkantilus tauchten die Finger in das Steinbecken mit Weihwasser, bekreuzigten sich, beugten ein Knie vor dem Altar und knieten auf den Kissen nieder. Bevor er den Kopf zum Gebet senkte, sah sich Kenzo Isozaki in der kleinen Kapelle um.
Unmittelbar vor dem Altar kniete der Vatikanische Außenminister Simon Augustino Kardinal Lourdusamy – im rötlichen Licht ein Berg in Schwarz und Rot, dessen Kinnbacken den Priesterkragen verdeckten, während er den Kopf zum Gebet gesenkt hielt –, und hinter ihm kniete die Vogelscheuchengestalt seines Attachés, Monsignore Lucas Oddi. Auf der anderen Seite, auf Höhe von Lourdusamy, kniete der Großinquisitor des Heiligen Offiziums, John Domenico Kardinal Mustafa, mit geschlossenen Augen im Gebet. An seiner Seite befand sich der berüchtigte Geheimdienstagent und Folterknecht Pater Farrell.
Auf Lourdusamys Seite des Mittelgangs waren drei Offiziere der Pax-Flotte auf den Knien: Admiral Marusyn – dessen silbernes Haar im roten Licht glänzte –, seine Adjutantin Admiral Marget Wu und jemand, dessen Gesicht Isozaki erst nach einem Augenblick erkannte – Admiral Aldikacti.
Auf der Seite des Großinquisitors kniete Kardinal Du Noyer, Präfektin und Präsidentin von Cor Unum. Du Noyer war eine gesunde Frau Mitte siebzig mit kantigem Unterkiefer und kurz geschnittenem Haar. Ihre Augen hatten die Farbe von Feuersteinen. Isozaki kannte den Mann in mittleren Jahren nicht, der im Gewand eines Monsignore hinter dem Kardinal kniete.
Die letzten vier knienden Gestalten waren die Aufsichtsräte des Merkantilus – Aron und Hay-Modhino auf der Seite des Großinquisitors, Isozaki und Pelli Cognani auf der des Staatssekretärs. Isozaki zählte insgesamt dreizehn Leute in der Kapelle. Keine Zahl von glücklicher Vorbedeutung, dachte er.
In diesem Augenblick ging lautlos eine Geheimtür in der Wand rechts vom Altar auf, und der Papst betrat in Begleitung von vier Männern die Kapelle. Die dreizehn Anwesenden in der Kapelle erhoben sich hastig von den Knien und blieben mit gesenkten Köpfen stehen. Kenzo Isozaki hatte gerade noch Zeit, zwei der Männer als Adlaten des Papstes und den dritten als Leiter des päpstlichen Sicherheitsdienstes zu identifizieren –
gesichtslose Funktionäre –, aber der vierte Mann, der Mann in Grau, war Ratgeber Albedo. Nur Albedo blieb beim Papst, als Seine Heiligkeit durch den Raum ging, seinen Ring küssen ließ und die Köpfe der versammelten Männer und Frauen berührte, die wieder auf die Knie sanken. Schließlich setzte sich Seine Heiligkeit Papst Urban XVI. auf den Stuhl mit der hohen Lehne, und Albedo stellte sich hinter ihn. Die dreizehn Würdenträger in dem Raum erhoben sich sofort.
Isozaki senkte den Blick, sein Gesicht blieb eine Studie der Gelassenheit, aber das Herz pochte ihm gegen die Rippen. Wird Albedo uns alle bloßstellen? Haben diese Gruppen alle heimlich versucht, mit dem Core Verbindung aufzunehmen? Wird Seine Heiligkeit uns zur Rede stellen, hier wegbringen, die Kruziformen entfernen und uns danach hinrichten lassen?
Isozaki hielt es für wahrscheinlich.
»Brüder und Schwestern in Christo«, begann Seine Heiligkeit, »Wir sind erfreut, dass Sie eingewilligt haben, Unserer heutigen Einladung Folge zu leisten. Was Wir an diesem heimlichen und verschwiegenen Ort sagen müssen, ist über Jahrhunderte ein Geheimnis geblieben und muss unbedingt in diesem Kreis bleiben, bis die offizielle Erlaubnis, es anderen mitzuteilen, vom Heiligen Stuhl erteilt wird. Solchermaßen beschwören und überantworten Wir Sie alle beim Schmerz der Exkommunizierung und dem Verlust Ihrer Seele dem Licht Jesu Christi.«
Die dreizehn Männer und Frauen murmelten Gebete und Zustimmung.
»In den vergangenen Monaten und Jahren«, fuhr Seine Heiligkeit fort,
»haben seltsame und schreckliche Ereignisse stattgefunden. Wir haben sie aus der Ferne mitverfolgt – einige haben Wir mit Hilfe unseres Herrn Jesu Christi vorausgesehen –, und bei vielen haben Wir gebetet, dass sie an Uns vorübergehen mögen, damit Unserem Volk, Unserem Pax und Unserer Kirche eine Prüfung von Willenskraft, Glauben und Kraft erspart bleibe.
Aber die Ereignisse nehmen den Lauf, den der Herr ihnen gibt. Nicht einmal Seinem getreuesten Diener ist es möglich, sämtliche
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