Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Soldatenrasse... geschaffen, deren einzige Aufgabe darin besteht, diese Aenea aufzuspüren und gefangen zu nehmen, bevor sie die tödliche Kontamination verbreiten kann. Die erste Soldatin wurde vor vier Jahren aktiviert und trug den Namen Rhadamanth Nemes. Es gibt nur wenige weitere dieser Jäger/Sucher, aber sie sind dafür gerüstet, alle Hindernisse zu überwinden, die die abtrünnigen Elemente des Core ihnen in den Weg legen können... sogar das Shrike.«
    »Das Shrike wird von den Ultimaten und anderen abtrünnigen Elementen des Core kontrolliert?«, fragte Pater Farrell. Er meldete sich zum ersten Mal zu Wort.
    »Wir nehmen es an«, antwortete Kardinal Lourdusamy. »Der Dämon scheint mit dieser Aenea im Bunde zu sein... ihr zu helfen, die Seuche zu verbreiten. Auf dieselbe Weise scheint es den Ultimaten gelungen zu sein, gewisse Farcasterportale für sie zu öffnen. Der Teufel hat einen Namen...
    und Verbündete... in unserer Zeit gefunden, fürchte ich.«
    Albedo hielt einen Finger hoch. »Ich sollte betonen, dass selbst Nemes und unsere anderen Jäger/Sucher gefährlich sind... wie alle derart engstirnigen Konstrukte. Wenn das Kind gefasst wurde, werden diese Cybridwesen terminiert werden. Nur die schreckliche Gefahr, die die Aenea-Seuche darstellt, rechtfertigt ihre Existenz.«
    »Heiliger Vater«, sagte Kenzo Isozaki, der die Hände zum Gebet zusammengepresst hatte, »was können wir sonst noch tun?«
    »Beten«, sagte Seine Heiligkeit. Seine dunklen Augen waren Brunnen der Qual und Verantwortung. »Beten und unsere Heilige Mutter Kirche in ihrem Bemühen unterstützen, die Menschheit zu retten.«
    »Der Kreuzzug gegen die Ousters wird weitergehen«, sagte Kardinal Lourdusamy. »Wir werden sie auf Distanz halten, so lange es geht.«
    »Zu diesem Zweck«, sagte Ratgeber Albedo, »hat der Core den Gideon-Antrieb entwickelt und arbeitet an neuen Technologien zur Verteidigung der Menschheit.«
    »Wir werden unsere Suche nach dem Mädchen fortsetzen... inzwischen dürfte sie eine junge Frau sein, glaube ich«, fügte Lourdusamy hinzu. »Und wenn sie gefasst wird, wird sie isoliert werden.«
    »Und wenn sie nicht gefasst wird, Eure Exzellenz?«, fragte Großinquisitor Kardinal Mustafa.
    Lourdusamy antwortete nicht.
    »Wir müssen beten«, sagte Seine Heiligkeit. »Wir müssen Christus in dieser Zeit der größten Gefahr für unsere Kirche und unsere menschliche Rasse um Beistand bitten. Wir müssen tun, was wir können, und uns dann noch mehr abverlangen. Und wir müssen für die Seelen aller Brüder und Schwestern in Christi beten – sogar, ganz besonders, für die Seele des Kindes Aenea, das seine Rasse unwissentlich dieser Gefahr aussetzt.«
    »Amen«, sagte Monsignore Lucas Oddi.
    Während alle anderen in der kleinen Kapelle niederknieten und die Köpfe neigten, stand Seine Heiligkeit Papst Urban XVI. auf, trat an den Altar und begann, eine Danksagungsmesse zu lesen.

14

    Aenea.
    Ihr Name kam vor jedem anderen bewussten Gedanken. Ich dachte an sie, bevor ich an mich selbst dachte.
    Aenea.
    Und dann kamen die Schmerzen und der Lärm und der Ansturm von Nässe und Schaukeln. Hauptsächlich waren es die Schmerzen, die mich weckten.
    Ich schlug ein Auge auf. Das andere schien von getrocknetem Blut oder anderen Substanzen verklebt zu sein. Bevor ich mich erinnerte, wer oder wo ich war, spürte ich die Schmerzen von unzähligen Blutergüssen und Schnittwunden, aber auch von etwas weitaus Schlimmerem in meinem rechten Bein. Dann fiel mir ein, wer ich war. Und dann fiel mir ein, wo ich gewesen war.
    Ich lachte. Genauer gesagt, ich versuchte zu lachen. Meine Lippen waren aufgeplatzt und geschwollen, Blut oder Eiter hatte mir einen Mundwinkel zugeklebt. Das Lachen kam als eine Art von debilem Stöhnen heraus.
    Ich war auf einer Welt, die nur aus Atmosphäre und Wolken und Blitzen bestand, von einer Art Lufttintenfisch verschluckt worden. Noch in diesem Augenblick wurde ich im lärmenden Magen der Bestie verdaut.
    Es war laut. Explosiv laut. Rumpeln, Knallen und ein pochendes, klatschendes Geräusch. Wie Regen auf dem Blätterdach eines tropischen Waldes. Ich blinzelte mit dem einen Auge. Dunkelheit... dann ein Stroboskop weißen Lichts... Dunkelheit mit roten Netzhautechos... mehr weißes Licht.
    Ich erinnerte mich an die Tornados und das Gewitter von der Größe eines Planeten, die auf mich zugerast waren, als ich mit dem Kajak unter dem Parasegel schwebte, bevor die Bestie mich verschluckt hatte. Aber das war