Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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dem Fall nicht wieder richtig erholt, und die Dschungelhochebene, wo Aenea und A. Bettik herausgekommen waren, bildete ein Labyrinth zugewachsener Ruinen, die überwiegend von Krieg führenden Stämmen von Neo-Marxisten und Nachfahren amerikanischer Ureinwohner bevölkert wurden, eine explosive Mischung, die durch umherstreifende abtrünnige Banden von ARNisten, die versuchten, sämtliche bekannten Dinosaurierarten der Alten Erde wieder zu beleben, weiter destabilisiert wurde.
    Aenea erzählte die Geschichte lustig – wie sie A. Bettiks blaue Haut und damit seinen offensichtlichen Androidenstatus mit dicken Schichten der dekorativen Gesichtsbemalung verbargen, die die Eingeborenen benutzten, die Kühnheit eines sechzehnjährigen Mädchens, das Geld verlangte – oder, in diesem Fall, Essen und Felle im Tausch –, bevor es die Aufsicht über die Bauarbeiten in den alten ixionischen Städten Canbar, Iliumut und Maoville übernahm. Aber es hatte funktioniert. Nicht nur hatte Aenea daran mitgearbeitet, drei der alten Stadtzentren und zahllose Privathäuser zu renovieren, sie hatte auch eine Reihe von »Diskussionskreisen« gegründet, die Zuhörer von einem Dutzend der Krieg führenden Stämme anzogen.
    Hier wurde Aenea vorsichtig, das wusste ich, aber ich wollte wissen, worum es bei diesen »Diskussionskreisen« gegangen war.
    »Um Sachen eben«, sagte sie. »Sie brachten ein Thema zur Sprache, ich lieferte einige Ansatzpunkte zum Nachdenken, und die Leute haben geredet.«
    »Hast du sie gelehrt?«, fragte ich und dachte an die Weissagung, wonach das Kind des Cybrids von John Keats Diejenige Die Lehrt sein würde.
    »Im sokratischen Sinne schon, denke ich«, sagte Aenea.
    »Was ist das... ach ja.« Ich erinnerte mich an Plato, zu dem sie mich in der Bibliothek von Taliesin gedrängt hatte. Platos Lehrmeister Sokrates hatte gelehrt, indem er Fragen gestellt und die Wahrheit herausgelockt hatte, die die Menschen bereits in sich trugen. Mir war diese Technik bestenfalls höchst fragwürdig vorgekommen.
    Sie fuhr fort. Manche Mitglieder ihrer Diskussionsgruppe waren zu begeisterten Zuhörern geworden, jeden Abend wiedergekommen und ihr gefolgt, als sie von einer Ruinenstadt auf Ixion zur nächsten zog.
    »Du meinst Jünger«, sagte ich.
    Aenea runzelte die Stirn. »Ich mag dieses Wort nicht besonders, Raul.«
    Ich verschränkte die Arme und betrachtete das Alpenglühen, das die Wolken viele Kilometer unter uns beleuchtete, sowie das gleißende Abendlicht auf dem nördlichen Gipfel. »Du magst es nicht mögen, aber mir scheint es das richtige Wort zu sein, Spatz. Jünger folgen ihrer Lehrmeisterin, wohin sie auch geht, und versuchen, ein bisschen an ihrem Wissen teilzuhaben.«
    »Studenten folgen ihrem Tutor«, sagte Aenea.
    »Na gut«, sagte ich, weil ich ihre Geschichte nicht durch ein Streitgespräch unterbrechen wollte. »Erzähl weiter.«
    Über Ixion gäbe es nicht mehr viel zu erzählen, sagte sie. Sie und A. Bettik hielten sich etwa ein dortiges Jahr auf dem Planeten auf, fünf Monate Standard. Gebaut wurde vorwiegend mit Steinquadern, und ihre Entwürfe waren klassisch gewesen, fast griechisch.
    »Was war mit dem Pax? Haben sie je herumgeschnüffelt?«
    »Einige der Missionare haben an den Diskussionen teilgenommen«, sagte Aenea. »Einer von ihnen, ein Pater Clifford, hat sich mit A. Bettik angefreundet.«
    »Hat er – haben sie – dich nicht angezeigt? Sie müssen immer noch nach uns suchen.«
    »Ich bin sicher, Pater Clifford nicht«, sagte Aenea. »Aber schließlich fingen einige Soldaten des Pax an, auf der westlichen Hemisphäre nach uns zu suchen, wo wir arbeiteten. Die Stämme versteckten uns noch einen Monat. Pater Clifford kam selbst dann noch zu unseren abendlichen Diskussionen, als die Gleiter über dem Dschungel hin und her flogen und nach uns suchten.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich. Ich kam mir vor wie ein Zweijähriger, der Fragen nur stellte, damit die andere Person weiterredete. Es war eine Trennung von nur wenigen Monaten gewesen – einschließlich des von Träumen heimgesuchten Kälteschlafs –, aber ich hatte vergessen, wie sehr ich den Klang ihrer Stimme liebte.
    »Eigentlich nichts«, sagte sie. »Ich habe meine letzte Arbeit zu Ende gebracht – passenderweise ein altes Amphitheater zur Aufführung von Schauspielen und für Versammlungen –, dann sind A. Bettik und ich aufgebrochen. Einige der Studenten ebenfalls.«
    Ich blinzelte. »Mit dir?« Rachel hatte gesagt, dass sie Aenea