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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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uralt und königlich aussah, und dazu Lhomo, Rachel, Theo, A. Bettik und der Dalai Lama. Von den anderen vernunftbegabten Wesen war keins zu sehen.
    Einige von uns gingen auf den Balkon und sahen zu, wie die innere Oberfläche des Sternenbaums hinter uns zurückblieb, während sich das Schiff auf dem blauen Schweif seiner Fusionsflamme dem Zentralgestirn näherte.
    »Willkommen an Bord, Oberst Kassad«, sagte das Schiff, als wir uns auf dem Bibliotheksdeck versammelten.
    Ich sah mit hochgezogenen Brauen zu Aenea und war überrascht, dass sich das Schiff noch an seinen früheren Passagier erinnerte.
    »Danke, Schiff«, sagte der Oberst. Der große, dunkle Mann schien bis zur Selbstvergessenheit nachdenklich zu sein.
    Als wir uns von der inneren Krümmung der Biosphäre des Sternenbaums entfernten, überkam mich ein Schwindelgefühl, das sich deutlich von dem unterschied, das man empfindet, wenn man die Kugel eines Planeten schrumpfen und zurückbleiben sieht. Hier befanden wir uns innerhalb einer Orbitalstruktur, und während man auf den Ästen des Sternenbaums Aussicht auf Lücken zwischen Blättern und Stämmen gehabt hatte und auf der von der Sonne abgewandten Seite den Sternenhimmel und überall weite Räume sehen konnte, sah man aus einer Distanz von hunderttausend Klicks eine scheinbar solide Fläche, da die Blätter zu einer schimmernden Oberfläche verschmolzen – die für alle Welt so aussah wie ein gewaltiger, konkaver grüner Ozean –, und der Eindruck, in einer riesigen Schüssel zu sein, aus der es kein Entkommen gab, war fast überwältigend.
    Die Äste leuchteten blau aufgrund der in den Sperrfeldern gefangenen Atmosphäre, was Tausenden Klicks von umranktem Holz und bebenden Blättern eine Art blaues elektrisches Leuchten verlieh, als wäre die gesamte innere Oberfläche elektrisch geladen. Und überall Leben und Bewegung: Ouster-Engel mit Hundert-Klick-Flügeln flatterten nicht nur zwischen den Ästen und über den Blättern herum, sondern wurden tiefer ins Weltall gezogen – einwärts, zur Sonne, wesentlich schneller als hinaus, an dem zehntausend Klicks dicken Wurzelgeflecht vorbei; eine Myriade kleinerer Lebensformen flimmerte in der blauen Hülle der Atmosphäre – leuchtende Sommerfäden, Feenketten, Papageien, blaue Baumbewohner, Affen von der Alten Erde, große Schwärme tropischer Fische, die in der Schwerelosigkeit schwammen und die von Kometen bewässerten Regionen suchten, Blaureiher, Schwärme von Gänsen und marsianischen Brandyhühnern, Delfine von der Alten Erde – wir waren außer Sichtweite, bevor ich auch nur einen Bruchteil all dessen erfassen konnte, was ich sah.
    Weiter draußen wurde der Umfang der größten Lebensformen und Schwärme von Lebensformen offensichtlich. Aus einer Entfernung von mehreren tausend Klicks konnte ich »unten« schimmernde Herden blauer Untertassen erkennen, die vernunftbegabten Akerataeli, die gemeinsam dahinzogen. Nach unserer ersten Begegnung mit den Bewohnern des Wolkenplaneten hatte ich Aenea gefragt, ob es noch mehr in der Biosphäre des Sternenbaums gäbe als die beiden, die bei der Konferenz anwesend gewesen waren. »Ein paar mehr«, hatte meine Freundin gesagt. »Rund sechshundert Millionen mehr.« Nun konnte ich die Akerataeli sehen, die sich in Schwärmen von Tausenden, möglicherweise Zehntausenden, von den Luftströmungen ohne Anstrengung zwischen den Hunderte Kilometer voneinander entfernten Ästen treiben ließen.
    Und mit ihnen kamen ihre gehorsamen Diener: die Himmelstintenfische und Zeplins und durchsichtigen Medusen und enormen Gasbeutel mit Tentakeln, wie mich einer auf der Wolkenwelt verschlungen hatte. Aber größer. Ich hatte das erste Monster auf eine Größe von rund zehn Klicks geschätzt – diese zeplinähnlichen Arbeitstiere mussten mehrere hundert Klicks lang sein, womöglich länger, wenn man die zahllosen Tentakel, Auswüchse, Fühler, Schnurrhaare, Schwänze, Sonden und Pseudopodien mitzählte, die aus diesen Dingern wuchsen. Während ich sie beobachtete, wurde mir klar, dass alle gigantischen Lasttiere der Akerataeli mit Aufgaben beschäftigt waren – sie verwoben Äste und Stängel und Kapseln zu verzweigten Biomustern, entfernten abgestorbene Äste und Blätter so groß wie ganze Städte von dem Sternenbaum, brachten von den Ousters entworfene Bauwerke an Ort und Stelle oder schleppten Material von einem Teil der Biosphäre zu einem anderen.
    »Wie viele Zeplinwesen kontrollieren die Akerataeli auf dem

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