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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wichtigste Antriebskraft des Universums ist.« Ich stand mit offenem Mund da und sah dem Androiden nach, wie er den Balkon verließ und das überfüllte Bibliotheksdeck betrat.
    Sie standen kurz vor einer Entscheidung.
    »Ich finde, wir sollten die Kurierdrohne mit Gideon-Antrieb mit einer Nachricht losschicken«, sagte Aenea, als ich den Raum betrat. »Direkt losschicken, noch in dieser Stunde.«
    »Sie werden die Drohne konfiszieren«, sagte Sian Quintana Ka’an mit ihrer melodischen Altstimme. »Und sie ist das einzige Schiff mit Nullzeitantrieb, das wir noch haben.«
    »Gut«, sagte Aenea. »Sie sind ein Gräuel. Jedes Mal, wenn eines zum Einsatz kommt, wird ein Teil der Leere zerstört.«
    »Dennoch«, sagte Paul Uray, dessen ausgeprägter Ouster-Akzent sich anhörte, als würde jemand durch Funkstatik sprechen, »bleibt die Möglichkeit, die Drohne als Zustellsystem zu nutzen.«
    »Um nukleare Sprengköpfe oder Plasmawaffen gegen die Armada abzufeuern?«, fragte Aenea. »Ich dachte, diese Möglichkeit hätten wir ausgeschlossen.«
    »Es wäre eine Möglichkeit, sie anzugreifen, bevor sie uns angreifen«, sagte Oberst Kassad.
    »Das würde nichts nützen«, sagte Tempelritter Wahre Stimme des Sternenbaums Ket Rosteen. »Die Drohnen sind nicht für exakte Zielerfassung konstruiert. Ein Kriegsschiff der Erzengel-Klasse würde sie Lichtminuten vom Ziel entfernt zerstören. Ich stimme Derjenigen Die Lehrt zu.
    Schicken wir die Nachricht.«
    »Aber wird die Nachricht ihren Angriff abwenden?«, fragte Systenj Coredwell.
    Aenea machte die knappe Geste, die ich so gut kannte. »Es gibt keine Garantien, aber wenn wir sie überrumpeln, werden zumindest sie ihre Drohnen mit Nullzeitantrieb einsetzen, um den Angriff zu verschieben. Ich finde, es wäre einen Versuch wert.«
    »Und wie wird die Nachricht lauten?«, sagte Rachel.
    »Bitte gib mir Pergament und Stift«, sagte Aenea.
    Theo brachte beides und legte es auf den Steinway. Alle – ich eingeschlossen – drängten sich um Aenea, als sie schrieb:

    An Papst Urban XVI. und Kardinal Lourdusamy.
    Ich komme nach Pacem, in den Vatikan.
    Aenea

    »So«, sagte meine junge Freundin und gab Navson Hamnim das Pergament. »Bitte legen Sie das in die Kurierdrohne, wenn wir andocken, stellen Sie den Transponder auf ›Ausdruck transportieren‹ ein, und schicken Sie sie ins Pacem-System.«
    Der Ouster nahm das Pergament. Ich hatte den Trick noch nicht raus, die Mienen der Ousters zu deuten, merkte aber, dass etwas ihn lähmte.
    Vielleicht war es eine gelindere Form der Panik und Verwirrung, die mir gerade die Brust zuschnürten.
    Ich komme nach Pacem. Was, beim gottverdammten Teufel, sollte das heißen? Wie konnte Aenea nach Pacem gehen und überleben? Unmöglich.
    Aber wohin sie auch ging, eines wusste ich mit Sicherheit: Ich würde an ihrer Seite sein. Was bedeutete, dass sie mich auch umbrachte, wenn sie zu ihrem Wort stand. Und das tat sie immer. Ich komme nach Pacem. War das nur eine List, um ihre Flotte abzulenken? Eine leere Drohung... eine Möglichkeit, sie aufzuhalten? Ich wollte meine Liebste schütteln, bis ihr die Zähne ausfielen und sie mir alles erklärte.
    »Raul«, sagte sie und winkte mich näher.
    Ich dachte mir, dass nun vielleicht die Erklärung kam, die ich mir wünschte, dass sie durch den Raum meinen Gesichtsausdruck sah und erkannte, in was für einem Aufruhr ich mich befand, aber sie sagte nur:
    »Palou Koror und Drivenj Nicaagat wollen mir zeigen, was es heißt, wie ein Engel zu fliegen, möchtest du mitkommen? Lhomo kommt mit.«
    Wie ein Engel fliegen? Einen Moment war ich überzeugt, dass sie sinnloses Zeug stammelte.
    »Sie haben einen zusätzlichen Hautanzug, falls du mitkommen möchtest«, sagte Aenea. »Aber wir müssen gleich gehen. Wir sind fast wieder beim Sternenbaum, und das Schiff wird in ein paar Minuten andocken. Het Masteen muss die Yggdrasill weiter beladen und startklar machen, und ich muss bis morgen auch noch hundert Sachen erledigen.«
    »Ja«, sagte ich, ohne zu wissen, worauf ich mich einließ. »Ich komme mit.« Zu dem Zeitpunkt war ich so verdrossen, dass mir das wie eine wunderbare Metapher für meine ganze zehnjährige Odyssee vorkam: Klar, ich habe keine Ahnung, was ich tue oder auf was ich mich einlasse, aber ich bin dabei.
    Palou Koror, eine der an den Weltraum angepassten Ousters, gab mir den Hautanzug. Natürlich hatte ich früher schon Hautanzüge getragen – das letzte Mal erst vor wenigen Wochen, als Aenea und ich den

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