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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Seele der Person auf einer Ebene ober- und unterhalb des Sichtbaren.
    Und ich wusste, dass die Farben, die Aenea umgaben, das gesamte Spektrum und noch mehr umfassten.
    Pater de Soya ergriff das Wort. »Nein, Ma’am«, sagte er mit leiser und respektvoller Stimme zur Dorje Phamo. »Lhomo und Raul haben nicht Recht. Trotz unserer Wut und unserem Wunsch, es ihnen heimzuzahlen, hat Aenea Recht. Wenn er überlebt, wird Lhomo vielleicht lernen, was wir alle lernen werden, wenn wir überleben. Das heißt, nach der Kommunion mit Aenea erfahren wir den Schmerz derer, die wir angreifen. Erfahren ihn wahrhaft. Buchstäblich. Wir erfahren ihn am eigenen Leib. Erfahren ihn, weil wir die Sprache der Lebenden gelernt haben.«
    Die Dorje Phamo sah auf den kleineren Priester hinab. »Ich weiß, dass das stimmt, Christ. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns nicht wehren dürfen, wenn andere uns wehtun.« Sie hob einen Arm und zeigte zu dem langsam abklingenden Sperrfeld, dem Weltraum und den Fusionsspuren und glühenden Fünkchen darin. »Diese... Monster des Pax... vernichten eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Wir müssen sie aufhalten!«
    »Nicht jetzt«, sagte Pater de Soya. »Nicht, indem wir sie hier bekämpfen.
    Vertraut Aenea.«
    Der Riese namens Sergeant Gregorius trat in den Kreis. »Jede Faser meines Wesens, jeder Augenblick meines Trainings, jede Narbe meiner jahrelangen Kämpfe... das alles drängt mich, jetzt zu kämpfen«, knurrte er.
    »Aber ich habe meinem Captain vertraut. Und jetzt vertraue ich ihm als Priester. Und wenn er sagt, dass wir der jungen Frau vertrauen müssen, dann müssen wir ihr vertrauen.«
    Het Masteen hielt eine Hand hoch. Die Gruppe verstummte. »Dieser Streit ist Zeitverschwendung. Wie Diejenige Die Lehrt Ihnen allen gesagt hat, ist die Yggdrasill nicht bewaffnet, und die Ergs sind unser einziger Schutz. Aber sie können die Phasenveränderung des Fusionsantriebs nicht einleiten, solange sie dieses Maß an Abschirmung aufrechterhalten. Wir haben praktisch keinen Antrieb... wir treiben auf unserem vorherigen Kurs, nur wenige Lichtminuten jenseits unserer ursprünglichen Position. Und fünf Erzengel haben den Kurs geändert, um uns aufzubringen.« Der Tempelritter drehte sich zu uns um. »Alle außer der verehrten Lehrenden und ihrem großen Freund Raul verlassen bitte die Brücke und warten unten.«
    Die anderen gingen ohne ein weiteres Wort nach unten. Ich sah Rachels Blick, bevor sie sich abwandte, und schaute auf. Oberst Kassad war auf dem höchsten Krähennest angelangt und stand unmittelbar neben dem Shrike, und neben der drei Meter hohen Skulptur aus Chrom und Klingen und Dornen wirkte selbst der große Mann zwergenhaft. Weder der Oberst noch die Killermaschine bewegten sich, als sie einander aus nicht einmal einem Meter Entfernung ansahen.
    Ich sah zu dem Simulakrumdisplay zurück. Die glühenden Späne der Pax-Schiffe kamen rasch näher. Über uns klärte sich das Sperrfeld.
    »Nimm meine Hand, Raul«, sagte Aenea.
    Ich nahm ihre Hand und erinnerte mich an alle anderen Gelegenheiten, bei denen ich sie im Lauf der vergangenen zehn Standardjahre berührt hatte.
    »Die Sterne«, flüsterte sie. »Schau zu den Sternen auf. Und hör ihnen zu.«
    Das Baumschiff Yggdrasill schwebte im tiefen Orbit über einer orangeroten Welt mit weißen Polkappen, uralten Vulkanen, die höher waren als das Pinion-Plateau meiner Heimatwelt, und einem Flusstal, das mehr als fünftausend Kilometer um den Bauch der Welt lief wie die Narbe einer Blinddarmoperation.
    »Das ist der Mars«, sagte Aenea. »Oberst Kassad wird uns hier verlassen.«
    Der Oberst war nach seiner eingehenden Betrachtung des Shrike und dem Quantensprung des Schiffes zu uns heruntergekommen. Es gab kein Wort und keinen Ausdruck für das, was wir getan hatten: Eben befand sich das Baumschiff noch im System der Biosphäre, driftete antriebslos mit geringer Geschwindigkeit dahin und wurde von einem Schwarm von Erzengel-Schiffen angegriffen, und im nächsten Augenblick befanden wir uns in einem tiefen und stabilen Orbit um diesen toten Planeten im System der Alten Erde.
    »Wie hast du das gemacht?«, hatte ich Aenea in der Sekunde gefragt, nachdem sie es getan hatte. Ich zweifelte nicht daran, dass sie es getan...
    dass sie uns hierher... versetzt hatte.
    »Ich habe gelernt, die Sphärenmusik zu hören«, sagte sie. »Und dann, einen Schritt zu machen.«
    Ich starrte sie an. Ich hielt immer noch ihre Hand. Ich hatte nicht die

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