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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Schande, dass ich selbst die Flucht ergriff.
    Aenea berührte den kräftigen silbernen Arm. »Lhomo, du kannst mehr für den Kampf tun, wenn du mit uns kommst...«
    Lhomo Dondrub schüttelte den Kopf und ließ die Haube herabfließen.
    Die Audioanlage, die für ihn sprach, hörte sich metallisch an. »Auch dir viel Glück, Aenea. Mögen Gott und der Buddha dir helfen. Mögen Gott und der Buddha uns allen helfen.« Er trat an den Rand der Plattform und sah Het Masteen an. Der Tempelritter nickte, berührte einen Kontaktpunkt am Simulakrum nahe der Baumkrone und sprach flüsternd in eine der Faserleitungen.
    Ich spürte, wie die Schwerkraft geringer wurde. Das äußere Feld flimmerte und veränderte sich. Lhomo wurde hochgerissen, gedreht und über unsere Äste und Luft und Lichter hinaus ins All katapultiert. Ich sah, wie er die silbernen Schwingen entfaltete, sah das Licht seine Flügel bauschen und beobachtete, wie er sich mit einer Schar Ouster-Engel zusammentat, die ihre lächerlichen Waffen trugen und mit dem Sonnenwind zum nächstgelegenen Erzengel flogen.
    Nun kamen auch andere auf die Brücke – Rachel, Theo, die Dorje Phamo, Pater de Soya und sein Sergeant, A. Bettik, der Dalai Lama –, aber alle hielten sich zurück, wahrten respektvollen Abstand zu dem beschäftigten Tempelritter.
    »Sie haben uns im Visier«, sagte Het Masteen. »Und feuern.«
    Das Sperrfeld explodierte rot. Ich konnte das Zischeln hören. Es war, als wären wir ins Zentrum eines Sterns gestürzt.
    Displays flackerten. »Halten«, sagte die Wahre Stimme des Baums Het Masteen. »Halten.«
    Er meinte die Defensivfelder, aber die Schiffe des Pax hielten ebenfalls – weiter auf uns drauf, indem sie ihr Energielanzenfeuer fortsetzten, während wir systemauswärts beschleunigten. Abgesehen von den Displayholos war von unserer Bewegung keine Spur zu bemerken – keine Sterne zu sehen –, nur das prasselnde, zischende, kochende eiförmige Feld zerstörerischer Energie, das ein paar Dutzend Meter über uns und um uns herum auf allen Seiten blubberte und brodelte.
    »Welchen Kurs, bitte?«, wandte sich Het Masteen an Aenea.
    Meine Freundin griff sich kurz an die Stirn, als wäre sie müde; oder ratlos. »Einfach nur hinaus, wo wir die Sterne sehen können.«
    »Wir werden nie und nimmer einen Übergangspunkt erreichen, solange wir so heftig angegriffen werden«, sagte der Tempelritter.
    »Ich weiß«, sagte Aenea. »Nur... hinaus... wo ich die Sterne sehen kann.«
    Het Masteen betrachtete das Inferno über uns. »Vielleicht sehen wir die Sterne nie wieder.«
    »Wir müssen«, sagte Aenea nur.
    Plötzlich ertönten Rufe durcheinander. Ich schaute auf zum Ursprung der Bewegung.
    Nur wenige kleine Plattformen befanden sich über der Brücke – winzige Gebilde, die wie Krähennester eines Piratenschiffs in einem Holodrama aussahen, oder wie ein Baumhaus, das ich einmal in den Sümpfen von Hyperion gesehen hatte –, und auf einer davon stand die Gestalt.
    Mannschaftsklone schrien und zeigten darauf. Het Masteen schaute zu der winzigen Plattform fünfzehn Meter über uns auf und wandte sich an Aenea.
    »Der Herr der Schmerzen begleitet uns.«
    Ich konnte sehen, wie sich die Farben des Infernos außerhalb des Sperrfelds auf Stirn und Brustpanzer des Shrike spiegelten.
    »Ich dachte, es wäre auf T’ien Shan gestorben«, sagte ich.
    Aenea sah erschöpfter aus, als ich sie je gesehen hatte. »Das Ding bewegt sich müheloser durch die Zeit als wir durch den Raum, Raul. Es könnte auf T’ien Shan gestorben sein... und es könnte in tausend Jahren im Zweikampf mit Oberst Kassad sterben... vielleicht kann es gar nicht sterben... wir werden es nie erfahren.«
    Oberst Fedmahn Kassad kam die Treppe zur Brücke heraus, als hätte sie ihn durch die bloße Erwähnung seines Namens gerufen. Der Oberst trug einen archaischen Kampfanzug aus der Zeit der Hegemonie und hatte ein Gewehr bei sich, wie ich es einmal in der Waffenkammer im Schiff des Konsuls gesehen hatte. Er starrte das Shrike wie ein Besessener an.
    »Kann ich dort hinauf?«, fragte Kassad den Tempelritter-Kapitän.
    Het Masteen, der immer noch damit beschäftigt war, Befehle zu erteilen und die Displays im Auge zu behalten, zeigte auf einige Taue und Strickleitern, die zur höchsten Plattform führten.
    »Keine Schießerei auf diesem Baumschiff!«, rief Het Masteen dem Oberst nach. Kassad nickte und kletterte hinauf.
    Wir anderen konzentrierten unsere Aufmerksamkeit wieder auf das Display des

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