Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Intelligenz gespielt habt. Eine wahrhaft unsterbliche Lebensform.«
»Der Core...«, sagte Kardinal Mustafa mit großem Abscheu.
»Gehen Sie beiseite«, befahl Ratgeber Albedo. »Oder...«
»Oder was?« Der Großinquisitor lachte. »Oder ihr werdet mich foltern, so wie ihr diese irregeleitete Frau foltert? Oder wollt ihr mich wieder von eurem Monster totschlagen lassen?« Mustafa bewegte den Arm hin und her durch den angespannten Torso von Nemes, dann durch Albedos solide Gestalt. Der Großinquisitor lachte und wandte sich an Aenea. »Du bist sowieso tot, Kind. Sag dieser seelenlosen Kreatur, was sie wissen will, und wir erlösen dich innerhalb von Sekunden aus deinem Elend, ohne...«
»Ruhe!«, brüllte Albedo und hielt eine Hand wie eine gekrümmte Klaue hoch.
Das Holo von Kardinal Mustafa schrie, griff sich an die Brust, rollte über das Gitter durch Aeneas blutende Füße und das Eisengestell, rollte durch eines von Nemes’ Beinen, schrie wieder und erlosch.
Kardinal Lourdusamy und Monsignore Oddi sahen Albedo an. Ihre Gesichter waren ausdruckslos. »Ratgeber«, sagte der Kardinal-Staatssekretär mit leiser, respektvoller Stimme, »könnte ich sie einen Moment verhören? Wenn wir nicht erfolgreich sind, können Sie mit ihr anstellen, was Sie wollen.«
Albedo sah den Kardinal kühl an, aber nach einem Moment gab er Nemes einen Klaps auf die Schulter, worauf das Ding drei Schritte zurückwich und das aufgesperrte Maul zumachte.
Lourdusamy griff nach Aeneas verstümmelter rechter Hand, als wollte er sie halten. Seine holographischen Finger schienen in das zerstückelte Fleisch meiner Liebsten einzudringen. »Quod petis?«, flüsterte der Kardinal, und zehn Lichtminuten entfernt schrie und wand ich mich in meinem Hochschwerkrafttank und verstand ihn durch Aenea: Was suchst du?
»Virtutes«, flüsterte Aenea. »Concede mihi virtutes, quibus indigeo, valeum impere.«
Ich ertrank in Wut und Traurigkeit und der schwappenden Flüssigkeit meines Hochschwerkrafttanks, entfernte mich mit jeder Sekunde weiter von Aenea und verstand: Kraft. Dass ich die Kraft habe, die ich brauche, um diesen meinen Entschluss durchzuführen.
»Desiderium tuum grave est«, flüsterte Kardinal Lourdusamy. Dein Wunsch ist schwer wiegend. »Quod ultra quaeris?« Was suchst du sonst noch?
Aenea blinzelte Blut aus ihrem guten Auge, damit sie das Gesicht des Kardinals sehen konnte. »Quaero togam pacem«, sagte sie leise, mit fester Stimme. Ich suche Frieden.
Ratgeber Albedo lachte wieder. »Euer Eminenz«, sagte er mit sarkastischer Stimme, »glauben Sie, ich verstehe kein Latein?«
Lourdusamy sah in Richtung des Mannes in Grau. »Im Gegenteil, Ratgeber, ich war sicher, dass Sie es verstehen. Sie ist dem Zusammenbruch nahe. Das sehe ich ihrem Gesicht an. Aber sie fürchtet am meisten die Flammen... nicht das Tier, dem Sie sie verfüttern.«
Albedo sah ihn skeptisch an.
»Geben Sie mir fünf Minuten mit den Flammen, Ratgeber«, sagte der Kardinal. »Wenn das nichts nützt, lassen Sie Ihre Bestie wieder los.«
»Drei Minuten«, sagte Albedo und trat neben das Nemes-Ding, das Aeneas Gesicht zerfleischt hatte.
Lourdusamy wich einige Schritte zurück. »Kind«, sagte er und sprach wieder Netzenglisch, »ich fürchte, das wird sehr wehtun.« Er bewegte die holographischen Hände, worauf blaue Flammenzungen unter dem Gitter zu einer Feuersäule emporloderten, die die nackten Sohlen von Aeneas festgeklammerten Füßen versengten. Haut brannte, wurde schwarz und schälte sich ab. Der Gestank von verbranntem Fleisch erfüllte die Zelle.
Aenea schrie und versuchte, sich aus den Klammern zu befreien. Sie gaben nicht nach. Die hängende Eisenstrebe, auf der sie festgezurrt war, fing am unteren Ende an zu glühen. Sie spürte, wie ihre Haut auch dort Blasen warf. Sie schrie wieder.
Kardinal Lourdusamy winkte erneut mit der Hand, die Flamme sank unter das Gitter und wurde zu einem kleinen Lichtpünktchen, das alles beobachtete wie das blaue Auge eines hungrigen Raubtiers.
»Das ist nur ein Vorgeschmack der Schmerzen, die du spüren wirst«, murmelte der Kardinal. »Und wenn man schwere Verbrennungen hat, dauern die Schmerzen unglücklicherweise an, auch wenn Fleisch und Nerven irreparabel verbrannt sind. Man sagt, es sei der qualvollste aller Tode.«
Aenea knirschte mit den Zähnen, um nicht wieder zu schreien. Blut tropfte von ihren zerfleischten Wangen auf die blassen Brüste... die Brüste, die ich gehalten und geküsst hatte, an denen
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