Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Nahrungsquelle zu sein...«
    Albedo warf den Kopf zurück und lachte, sodass seine perfekten Zähne zu sehen waren. Er breitete die Arme aus und wandte sich wieder den drei Menschenholos zu. »Das ist höchst unterhaltsam«, sagte er immer noch kichernd. »Sie haben das alles für ihr Verhör aufgeboten« – er winkte mit manikürten Fingern in die Kerkerkammer, zum Oberlicht, zu den eisernen Querstreben, auf denen Aenea festgeschnallt war –, »und das Mädchen spielt am Ende mit Ihrem Verstand. Reiner Unsinn. Aber wunderbar unterhaltsam.«
    Kardinal Mustafa, Kardinal Lourdusamy und Monsignore Oddi sahen Ratgeber Albedo höchst aufmerksam an, aber ihre holographischen Finger berührten jeweils ihre holographische Brust.
    Das rot gekleidete Holo von Lourdusamy erhob sich von seinem unsichtbaren Stuhl und kam zum Rand des Gitters. Die holographische Illusion war so perfekt, dass Aenea das leise Rascheln des Brustkreuzes hören konnte, das an seiner Kordel aus roter Seide schwang; Goldfäden waren in die Kordel eingeflochten, die in einer großen goldenen Quaste endete.
    Aenea konzentrierte sich darauf, das baumelnde Kreuz und die saubere Seidenkordel anzusehen, statt auf die Schmerzen in ihren verstümmelten Händen zu achten. Sie konnte spüren, wie sich das Gift lautlos in ihren Gliedmaßen und dem Torso ausbreitete wie die Tumore und Nematoden einer wachsenden Kruziform. Sie lächelte. Was immer sie ihr antun mochten, die Zellen ihres Körpers und ihres Bluts würden eine Kruziform niemals annehmen.
    »Das ist interessant, aber irrelevant, mein Kind«, murmelte Kardinal Lourdusamy. »Und das« – er winkte mit seinen kurzen Wurstfingern in Richtung ihrer Wunden und ihrer Nacktheit, als wäre er davon abgestoßen
    – »ist höchst unangenehm.« Das Holo beugte sich dichter über sie, die intelligenten kleinen Schweinsäuglein starrten sie an. »Und höchst unnötig.
    Sagen Sie dem Ratgeber, was er wissen will.«
    Aenea hob den Kopf und sah dem großen Mann in die Augen. »Wie man ohne Farcaster ‘castet?«
    Kardinal Lourdusamy leckte sich die Lippen. »Ja, ja.«
    Aenea lächelte. »Ganz einfach, Euer Eminenz. Ihr müsst nur einige Unterrichtsstunden besuchen, etwas über das Lernen lernen... die Sprache der Toten, der Lebenden, wie man die Sphärenmusik hört... und dann die Kommunion mit meinem Blut oder dem Blut eines meiner Anhänger nehmen, der den Wein getrunken hat.«
    Lourdusamy wich zurück, als wäre er geschlagen worden. Er hob das Brustkreuz und hielt es wie einen Schild vor sich. »Blasphemie!«, bellte er.
    »Jesus Christus est primogenitus mortuorum; ipsi gloria et Imperium in saecula saeculorum!«
    »Jesus Christus war der Erste, der von den Toten geboren wurde«, sagte Aenea leise, während sich das reflektierte Licht des Kreuzes in ihrem gesunden Auge spiegelte. »Und Sie sollten ihm den Ruhm dafür zugestehen. Und ein Reich, wenn Sie wollen. Aber es war nie seine Absicht, dass Menschen den Launen von denkenden Maschinen entsprechend vom Tod erweckt werden sollten wie Ratten in einem Labor...«
    »Nemes«, sagte Ratgeber Albedo scharf, und diesmal erfolgte kein gegenteiliger Befehl. Das Nemes-Weib an der Mauer kam zum Gitter, fuhr fünf Zentimeter lange Nägel aus und riss damit Aeneas Wangen unterhalb ihrer Augen auf, sodass die Wangenknochen meiner teuren Freundin dem grellen Licht ausgesetzt wurden. Aenea stieß einen langen, schrecklichen Seufzer aus und sackte gegen das eiserne Gestell zurück. Nemes kam mit dem Gesicht näher und ließ die spitzen Zähne in einem breiten Grinsen sehen. Ihr Atem stank nach Aas.
    »Beiß ihr Nase und Lider ab«, sagte Albedo. »Langsam.«
    »Nein!«, brüllte Mustafa, sprang auf die Füße, eilte herbei und hielt Nemes auf. Seine holographische Hand glitt durch das solide Fleisch von Nemes.
    »Einen Augenblick«, sagte Ratgeber Albedo und hielt einen Finger hoch.
    Nemes verharrte mit offenem Mund über Aeneas Augen.
    »Das ist monströs«, sagte der Großinquisitor. »Genau wie ihr mich behandelt habt.«
    Albedo zuckte die Achseln. »Man hatte beschlossen, dass Sie eine Lektion verdient hatten, Euer Eminenz.«
    Mustafa bebte vor Wut. »Glaubt ihr wahrhaftig, dass ihr unsere Herren seid?«
    Ratgeber Albedo seufzte. »Wir sind immer eure Herren gewesen. Ihr seid verfaulendes Fleisch um Schimpansenhirne herum, stammelnde Primaten, die vom Augenblick der Geburt an dem Tod entgegengehen. Eure einzige Rolle im Universum war, dass ihr Hebamme für eine höhere