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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Staub zerfallen. Für dieses Kind waren seit dem Tod ihrer Mutter erst zwei Wochen vergangen.
    »Tut mir Leid«, flüsterte ich, drückte ihre Schulter wieder und spürte den Stoff des alten Hemdes des Konsuls. »Es wird alles gut.«
    Aenea nickte und drückte meine Hand. Ihre war immer noch feucht. Mir fiel auf, wie winzig ihre Handfläche und Finger sich in meiner riesigen Pranke ausnahmen.
    »Möchtest du mit in die Kombüse kommen und Chalmakuchen und Milch mit mir essen?«, flüsterte ich. »Schmeckt gut.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich schlafe jetzt. Danke, Raul.« Sie drückte meine Hand noch einmal, bevor sie sie freigab, und in dieser Sekunde ging mir die große Wahrheit auf: Diejenige Die Lehrt, die neue Erlöserin, was immer Brawne Lamias Tochter werden würde, sie war auch ein Kind – ein Kind, das beim Herumtoben in der Schwerelosigkeit kicherte und in der Nacht weinte.
    Ich ging leise die Treppe hinauf, drehte mich aber noch einmal um und sah nach ihr, bevor ich mich mit dem Kopf über der Höhe des nächsten Decks befand. Sie schmiegte sich unter die Decke und hatte das Gesicht wieder abgewandt, ihr Haar glänzte nur ganz schwach im Licht der Konsolen über ihrer Nische. »Gute Nacht, Aenea«, flüsterte ich, wohl wissend, dass sie mich nicht hören konnte. »Es wird alles gut.«

22

    Sergeant Gregorius und seine beiden Soldaten warten in der Ausfallstorschleuse der Raphael, während sich das Schiff der Erzengel-Klasse dem nicht identifizierten Raumschiff nähert, das gerade den Übergang von C-plus hinter sich hat. Die Raumanzüge sind hinderlich, mit ihren umgeschnallten rückstoßfreien Gewehren und Energiewaffen brauchen die drei Männer den gesamten Platz in der Schleuse. Die Sonne von Parvati spiegelt sich auf ihren goldenen Visieren, als sie sich in den Weltraum hinausbeugen.
    »Ich habe es im Visier«, ertönt die Stimme von Pater Captain de Soya in ihren Kopfhörern. »Entfernung einhundert Meter, verringernd.« Das nadelförmige Raumschiff mit den Heckflossen füllt ihren ganzen Sehbereich aus, während die beiden Raumfahrzeuge sich einander nähern.
    Zwischen den beiden Schiffen blitzen und leuchten defensive Sperrfelder und leiten hoch energetische CBPs und Lanzenangriffe schneller ab, als das Auge wahrnehmen kann. Gregorius’ Visier wird milchig und wieder klar, während der Nahkampf um ihn herum aufblitzt.
    »Gut, sind innerhalb ihrer minimalen Lanzenreichweite«, sagt de Soya, der oben auf der Couch der Gefechtskontrollzentrale sitzt. »Los!«
    Gregorius gibt ein Handzeichen, worauf seine Männer sich exakt im selben Augenblick abstoßen wie er. Aus nadelfeinen Düsen in den Schubtornistern ihrer Kampfanzüge schießen blaue Flämmchen, wenn sie ihre Flugbahn korrigieren.
    »Aufhebung der Felder.... jetzt!«, schreit de Soya.
    Die kollidierenden Sperrfelder heben einander nur ein paar Sekunden auf, aber das ist genug: Gregorius, Kee und Rettig dringen in die geschützte Zone des anderen Schiffes ein.
    »Kee«, sagt Gregorius über Richtstrahl, worauf die kleinere Gestalt die Schubdüsen justiert und auf den Bug des abbremsenden Schiffes zurast.
    »Rettig.« Der andere Kampfanzug beschleunigt zum unteren Drittel des Schiffes hin. Gregorius selbst wartet bis zum letzten Augenblick, bevor er den Vorwärtsschub drosselt, in allerletzter Sekunde eine vollständige Rolle vorwärts macht, wieder auf vollen Schub geht und spürt, wie seine schweren Sohlen die Hülle fast ohne Aufprall berühren. Er aktiviert die Magneten in den Stiefeln, spürt ihren Sog und stellt sich breitbeinig hin.
    »Dran«, ertönt die Stimme Corporal Kees über Richtstrahl.
    »Dran«, sagt Rettig eine Sekunde später.
    Sergeant Gregorius löst die Leine des Enterschlauchs um seine Taille, befestigt ihn auf der Hülle, aktiviert den Haftkontakt und kniet weiter darin.
    Er befindet sich in einem schwarzen Ring von wenig mehr als anderthalb Metern Durchmesser.
    »Von drei«, sagt er ins Mikrofon. »Drei... zwei... eins... Entfaltung.« Er berührt seine Armbandkontrollen und blinzelt, als ein mikrofeiner Baldachin aus Molekularpolymer von dem Ring in die Höhe schießt, sich über seinem Kopf schließt und weiter über ihm aufbläht. Innerhalb von zehn Sekunden befindet er sich in einem zwanzig Meter langen durchsichtigen Sack, eine gepanzerte Gestalt, die in einem riesigen Kondom kniet.
    »Fertig«, sagt Kee. Rettig wiederholt das Wort.
    »Angebracht«, sagt Gregorius, klatscht eine Ladung auf die Hülle

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