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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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spielen, und manchmal ging ich mit hinaus und hörte ein paar Minuten zu, aber ansonsten zog ich das Gefühl der Geborgenheit vor, das mir das Innere des Schiffs vermittelte. Keiner von uns beschwerte sich über die Nebenwirkungen der C-plus-Umgebung, obwohl wir sie spürten – gelegentliche Stimmungsumschwünge und Gleichgewichtsstörungen, das konstante Gefühl, als würde uns jemand beobachten, und ausgesprochen seltsame Träume. Aus meinen eigenen Träumen erwachte ich mit klopfendem Herzen, trockenem Mund und auf schweißgetränkten Laken, wie man es nur bei den schlimmsten Alpträumen kennt. Aber ich konnte mich nie an die Träume erinnern. Ich wollte die anderen nach ihren Träumen fragen, aber A. Bettik sprach nie von seinen – ich wusste nicht, ob Androiden träumen konnten –, und Aenea gestand zwar ein, dass sie seltsame Träume hatte und sich daran erinnerte, wollte sich aber nie darüber unterhalten.
    Am zweiten Tag, als wir in der Bibliothek saßen, schlug Aenea vor, dass wir den Weltraumflug »erfahren« sollten. Als ich sie fragte, wie wir ihn noch mehr erfahren könnten – ich hatte die Hawking-Fraktale vor Augen, als ich sie das fragte –, lachte sie nur und bat das Schiff, das interne Sperrfeld aufzuheben. Sofort waren wir schwerelos.
    Als Junge hatte ich von der Nullschwerkraft geträumt. Als junger Soldat hatte ich im Salzwasser des Südmeers die Augen geschlossen, mich unbeschwert treiben lassen und mich gefragt, ob so die Raumfahrt in den alten Zeiten gewesen sein mochte.
    Ich kann Ihnen verraten, dass sie nicht so war.
    Schwerelosigkeit, besonders so unvermittelte Schwerelosigkeit, wie sie das Schiff auf Aeneas Bitte hin erzeugte, ist schrecklich. Es ist schlicht so, als würde man fallen.
    Es hat jedenfalls den Anschein.
    Ich hielt mich am Stuhl fest, aber der Stuhl fiel ebenfalls. Es war genau so, als hätten wir die vergangenen zwei Tage in einem der riesigen Kabelbahnwagen des Bridle Range gesessen, und plötzlich wäre das Kabel gerissen. Mein Gleichgewichtssinn begehrte auf und versuchte, eine stabile Horizontlinie zu finden. Es gab keine.
    A. Bettik kam von unten heraufgestrampelt, wo er gesteckt hatte, und fragte ruhig: »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein«, sagte Aenea lachend, »wir wollten nur eine Weile den Weltraum unmittelbar erleben.«
    A. Bettik nickte und zog sich Kopf voraus den Treppenschacht hinunter, um sich wieder dem zuzuwenden, woran er gerade arbeitete.
    Aenea folgte ihm zur Treppe und strampelte zur zentralen Öffnung.
    »Siehst du?«, sagte sie. »Wenn das Schiff in der Schwerelosigkeit ist, wird diese Treppe zu einem zentralen Sturzschacht. Genau wie in den alten Spin-Schiffen.«
    »Ist das nicht gefährlich?«, fragte ich und hielt mich statt an der Stuhllehne an einem Bücherregal fest. Zum ersten Mal bemerkte ich die elastischen Kordeln, die die Bücher festhielten. Alles andere, was nicht befestigt war – das Buch, das ich auf den Tisch gelegt hatte, die Stühle um den Tisch herum, ein Pullover, den ich über eine der Stuhllehnen geworfen hatte, der Rest einer Orange, die ich gegessen hatte –, schwebte.
    »Nicht gefährlich«, sagte Aenea. »Unordentlich. Nächstes Mal müssen wir alles wegräumen, bevor wir das interne Feld abstellen.«
    »Aber ist dieses Feld nicht... wichtig?«
    Aenea schwebte aus meiner Perspektive verkehrt herum. Das gefiel meinem Gleichgewichtssinn noch weniger als der Rest dieser Erfahrung.
    »Das Feld verhindert, dass wir zerquetscht oder herumgeschleudert werden, wenn wir uns im Normalraum bewegen«, sagte sie und zog sich über die Mitte des zwanzig Meter tiefen Schachts, indem sie sich am Geländer festhielt, »aber im C-plus-Raum können wir nicht beschleunigen oder bremsen, also... los!« Sie ergriff eine Strebe an der Stange, die in der Mitte der offenen Treppe durch die gesamte Länge des Schiffs verlief, und katapultierte sich Kopf voran hinab.
    »Herrgott«, flüsterte ich, stieß mich von dem Bücherregal ab, stieß gegen das Schott auf der anderen Seite und folgte ihr den zentralen Sturzschacht hinab.
    In der nächsten Stunde spielten wir in der Schwerelosigkeit: Null-g-Fangen, Null-g-Verstecken (wobei wir feststellten, dass man sich an den unmöglichsten Stellen verstecken konnte, wenn die Schwerkraft kein Problem darstellte), Null-g-Fußball, wozu wir einen Plastikhelm aus einem Spind des Vorrats-/Korridor-Decks benutzten, und sogar Null-g-Ringen, das schwerer war, als ich mir vorgestellt hätte. Bei meinem ersten

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