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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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beeindruckt waren von den Büchern seiner Mutter oder überrascht von Ducks Intelligenz. Er selbst würde wie gewöhnlich die meiste Zeit unbemerkt in der Ecke sitzen. Vor allem aber wollte er nicht jedermann als der Junge von Dr. Somers vorgestellt werden. Es wunderte ihn, dass seine Mutter kein Wort über den Namen auf der Adresse verlor.
    »Auf dem Umschlag steht nur was von einem Kind«, sagte er probehalber. »Muss ich mit?«
    »Aber selbstverständlich. Es ist einfach ein Versehefi oder ein Druckfehler; du weißt ja, wie solche Dinge passieren.«
    Nein, er wusste nicht, wie solche Dinge passierten - aber sie passierten oft so, dass ausgerechnet er davon betroffen war.
    Als Juliet Winters den Zweifel in seiner Stimme hörte, wartete sie auf ihn. »Man weiß im College sehr gut, dass ich zwei Kinder habe«, sagte sie gereizt und legte ihm den Arm um die Schultern, um ihn ein wenig anzutreiben. »Alle erwarten, dass du mitkommst, und ich erwarte, dass du dich von deiner besten Seite zeigst.«
    »Wer ist Giles Bentley?«, fragte Duck, die wieder angehüpft kam.
    »Sir Giles«, korrigierte ihre Muster. »Sir Giles war viele Jahre lang Kustos der Bodleian Library. Jetzt ist er im Ruhestand, aber nach allem, was man so hört, ist er immer noch derselbe alte Griesgram wie früher. Ich möchte nicht, dass ihr euch viel in seiner Nähe aufhaltet.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es sage.«
    Blake spürte, dass seine Mutter das Thema nicht vertiefen wollte, aber Duck hatte schon die nächste Frage auf den Lippen.
    »Warum kannst du ihn nicht leiden?«
    »Oh, Duck, wenn du's unbedingt wissen musst«, sagte ihre Mutter, sich mühsam beherrschend. »Er hat euerem Vater und mir Steine in den Weg gelegt, damals, als wir als Studenten an unserer Forschungsarbeit saßen. Er hatte für seine Sammlung eine wichtige Handschrift erworben, in der wir unbedingt hätten nachschlagen wollen. Aber er ließ uns nicht mal einen Blick hineinwerfen.«
    Sie gingen einen schattigen Weg hinter Fellow's Garden entlang. Scheue Vögel flohen beim Klang ihrer Stimmen aus dem Dickicht und verkündeten laut und schrill ihre Empörung.
    »Es war ein bedeutendes Dokument«, sagte sie ruhiger. »Mit dem, was wir daraus zu erfahren hofften, hätten wir Karriere machen können. Aber Sir Giles hat es unter Schloss und Riegel gehalten.«
    »Warum?«
    »Ach, ich weiß es doch nicht!« Sie warf der Tanne, die sich über die anderen Pflanzen erhob, einen finsteren Blick zu. »Machtgier vielleicht. Oder Habgier. Sir Giles hat schnell begriffen, dass es mehr Geld bringt, seltene Bücher für die eigene Sammlung zu kaufen, als sie anderen zugänglich zu machen.«
    Juliet Winters dirigierte Blake und Duck zu einer alten Holztür in einer moosbewachsenen Mauer. Spitze Stacheln überragten sie wie eine Eisenkrone. Sie kramte in der Tasche und zog einen Schlüsselbund heraus.
    »Sir Giles' Entscheidung hat mich weit zurückgeworfen - wer weiß, wie weit — um Jahre vielleicht«, sagte sie missmutig. »Ich konnte dann nur noch versuchen, meine Arbeit wenigstens so gut wie möglich abzuschließen. Aber euer Vater ... er hat aufgegeben.«
    Blake war sprachlos. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass seine Eltern etwas gemeinsam machten — geschweige denn an einem Forschungsprojekt arbeiten —, aber jetzt musste er auch wissen, was sie damals so dringend hatten lesen wollen. Es hörte sich furchtbar wichtig an.
    Seine Mutter steckte einen Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte ihn um. »Ich würde das Manuskript noch jetzt gern mal in die Finger bekommen«, sagte sie und drückte mit der Schulter die Tür auf.
    Sie gingen hindurch und kamen auf eine breite, von Bäumen gesäumte Straße. Die Blätter waren schon zum Teil abgefallen.
    Manche der Bäume hatten Beulen und Auswüchse im Holz ihrer knotigen Stämme, bei anderen sah die grau und grün gesprenkelte Rinde aus wie ein Puzzle. In der Nähe, an einen Pfosten gelehnt, stand ein altes Fahrrad mit schwarzem Rahmen. Duck konnte nicht widerstehen - sie rannte hin und probierte die Fahrradklingel. Sie gab ein trockenes rostiges Krächzen von sich.
    »Was war das für ein Buch?«, fragte Blake vorsichtig. »Ich meine, das Buch, das du gern sehen wolltest.«
    »Es war kein Buch«, sagte seine Mutter. Sie führte die beiden zum Ende der Straße, wo Blake die vertraute dunkel-silbrige Kuppel von Radcliffe Camera sehen konnte - einer weiteren Bibliothek -, die die Türme und Turmspitzen des Stadtzentrums überragte.

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