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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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Sonst nichts. Kein Mensch weit und breit. Es musste seine Einbildung gewesen sein.
    Er ging weiter. Treppenaufgänge verschwanden über ihm in der Dunkelheit, Schritte - seine eigenen - knirschten auf den Pflastersteinen, hallten von den Mauern zurück und verfolgten ihn als Echo. Er ging schneller.
    Im nächsten Innenhof blieb er einen Augenblick stehen, um zu verschnaufen. Gebäude, die ihm tagsüber vertraut waren, sah er jetzt als bezugslose Schatten. Die Blätter der schwarzen schwankenden Bäume rauschten wie Fledermausflügel. Sein Herz klopfte schneller.
    Als er die Bibliothek erkannte, eine dunkle Wand weit weg, rannte er darauf zu.
    Er ging die Treppe hinauf und sah neben dem Eingang das beleuchtete Zahlenkästchen, dessen Ziffern wie Augen funkelten. Für die Hauptgebäude des Colleges wurden keine Schlüssel mehr benutzt, man hatte stattdessen ein Hightech-System einbauen lassen. Ziemlich dumm, fand Blake, denn für jedes Gebäude galt derselbe Code. Offenbar konnten sich die Studenten und zerstreuten Professoren nicht mehr als eine einzige Zahl merken. Für ihn jedenfalls ein Glück, denn seine Mutter hatte ihn die Zahlenfolge auswendig lernen lassen, damit er und Duck auch ohne sie in die Bibliothek gehen konnten. Er gab die Nummer ein - 6305XY - und hörte, wie sich die Tür leise klickend öffnete. Mit einem Seufzer der Erleichterung trat er ein.
    Wie erwartet, war es in der Bibliothek vollkommen dunkel.
    Das leise Ticken der Uhr war das Erste, was er hörte. Es erinnerte ihn an einen langsamen rhythmischen Herzschlag. Blake entspannte sich ein wenig.
    Er dimmte das Licht seiner Taschenlampe, damit es nicht durch die Fenster nach draußen drang, dann richtete er den Strahl durch den Bibliotheksraum. Der Lichtschein ließ die Bücher in den Regalen silbrig schimmern, geisterhaft. Der zentrale Treppenaufgang schwang sich hinauf in pechschwarze Dunkelheit, aber Blake wandte sich jetzt nach links dur^h den Gang mit den Porträts von Thomas Sternhold und Jeremiah Wood. Augen blitzten ihm kurz entgegen und verschwanden wieder, während er langsam durch den von Büchern gesäumten Gang schlich, vorbei an anderen Porträts, weiter hinein in die Dunkelheit.
    Schließlich kam er zu dem Regal, in dem er das Buch mit den leeren Seiten entdeckt hatte - besser gesagt, er kam zu der Stelle, wo das Buch ihn entdeckt hatte. Auch der Band, den Duck ihm vorhin gezeigt hatte, lag noch aufgeschlagen auf dem Tisch: ein kleines Erkennungszeichen, das ihm verriet, wo er suchen musste.
    Aber wo war das Buch mit den leeren Seiten?
    Er dachte, er hätte es auf das dritte Brett in diesem Regal gestellt, zwischen die beiden Bücher, die sich nun locker gegeneinander neigten. Ein schmaler Schatten trennte sie. Blake schob tastend den Finger in die Lücke. Leer.
    Er kämpfte seine Panik nieder und suchte den Boden ab, aber das Buch war auch dort nicht. Er biss sich auf die Lippe. Es konnte doch unmöglich verschwunden sein!
    Verzweifelt strich er mit den Fingern über die Buchrücken, genau wie heute Nachmittag, und flüsterte in einer Art Mantra ein ums andere Mal »Endymion Spring«, um das Buch gewissermaßen herbeizuzwingen ... aber nichts geschah. Es lag weder auf dem Boden, noch stand es im Regal. Das Buch mit den leeren Seiten war spurlos verschwunden.
    Die Bibliothek hütete ihr Geheimnis.

    In diesem Augenblick klatschte in der Nähe des Eingangs ein Buch zu Boden. Das Geräusch hallte durch die Räume, und Blake erstarrte. In der Bibliothek war noch jemand!
    Instinktiv knipste er die Taschenlampe aus und drückte sich neben einem wuchtigen Bücherschrank an die Wand. Er spürte die Dunkelheit fast körperlich, sie bohrte sich in seine Augen und seine Rippen. Er konnte kaum atmen.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals, er lauschte.
    Jeden Moment könnte ein Schritt, ein schwaches Atmen die andere Person verraten ... aber da war nichts. Nur schreckliche drückende Stille. Jede Sekunde lastete schwer auf ihm.
    Endlich, als er die Spannung nicht länger ertragen konnte, knipste er die Taschenlampe an, hielt sofort die Hand davor und der Lichtschein strömte wie Blut zwischen seinen Fingern hindurch. In diesem spärlichen Licht sah er sich um. Düstere Schatten dehnten sich vor seinen Augen.
    Blake verließ vorsichtig sein Versteck. Bücher säumten die Wände, reglos und stumm.
    Mit kleinen unsicheren Schritten arbeitete er sich zentimeterweise zum Eingang vor. Ein Luftzug wehte ihm auf dem Gang entgegen und ließ ihn

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