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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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etliche Bücher auf dem Boden verstreut. Aber sie waren nicht versehentlich aus dem Regal gefallen, sie waren herausgerissen und in wütender Hast durchblättert worden. Papierfetzen lagen auf dem Teppich wie Federn eines gerupften Vogels, und einer der Buchblöcke hing schlaff in seinem Einband.
    Blake schnappte nach Luft.
    Eine Weile stand er wie angewurzelt. Was sollte er jetzt tun? Ihm war, als drehe sich die ganze Bibliothek um ihn. Mit einem Mal überwältigte ihn das Verlangen wegzulaufen, und er stürzte zur Tür.
    So schnell er konnte rannte er die Außentreppe hinunter, quer über die Rasenfläche, in seiner Hast beinahe über die eigenen Beine stolpernd. Er war also tatsächlich nicht allein in der Bibliothek gewesen! Jemand war ihm nachgeschlichen! Die Gedanken schwirrten ihm nur so durch den Kopf, während er quer über das College-Gelände rannte, durch den Kreuzgang und schließlich zurück zum Master's House. War es möglich, dass noch jemand von Endymion Spring wusste?
    Durch einen Spalt in der Gardine blitzte ein Lichtschein auf, schmal wie eine Messerklinge, doch als Blake die steinernen Stufen hinaufgegangen war, hatte sich der Spalt wieder geschlossen.

    Drinnen, neben der Tür stand ein Mann, der mit seinen runden Brillengläsern an eine Eule erinnerte. Er nahm sich gerade eine Scheibe krümeligen Käse vom Büffet. Blake ging hinter ihm in Deckung und blieb eine Weile stehen, vornübergebeugt und keuchend vom schnellen Laufen.
    Er sah auf die Uhr. Keine halbe Stunde war vergangen. Nicht der Rede wert... es sei denn, man wartet zufällig auf jemanden.
    Ein Blick genügte: Es würde Ärger geben. Schweren Ärger.
    Seine Mutter stand in der Nähe einiger miteinander diskutierender Wissenschaftler, aber sie hörte kaum zu. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, starrte finster vor sich hin, kochte innerlich vor Wut. Ihre Körpersprache sagte alles.
    Blake schluckte.
    Duck hatte anscheinend beharrlich Ausschau nach ihm gehalten. Sobald sie ihn entdeckte, stand sie auf und drängte sich zu ihm durch. »Wo warst du?«, fuhr sie ihn an.
    »Draußen«, sagte er. Dann, als ihm keine bessere Ausrede einfiel, fügte er hinzu: »Ist lausig kalt draußen. Kann sein, es schneit bald.«
    Er rieb sich die Arme und hoffte, sie würde ihm glauben. Sie glaubte ihm nicht. Er gab das Theaterspielen auf.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte er und nickte zu seiner Mutter hin.
    »Ziemlich«, sagte Duck. »Sie redet nicht mal mehr mit den anderen Professoren.«
    Das war kein gutes Zeichen. Es bedeutete, dass sie wirklich richtig wütend war - so wütend, dass es dafür keine Worte gab. Die schlimmste Art von Wütend-Sein.
    »Wo warst du wirklich?«, fragte sie in verändertem Ton, eher neugierigjetzt.
    »Hab ich doch gesagt. Spazieren.«
    Er sah, wie seine Mutter aufstand und ihren Mantel holte. Seinem entschuldigenden Grinsen begegnete sie mit einem harten Blick. Blakes Lächeln erstarb.
    »Stimmt gar nicht«, sagte Duck. »Du warst in der Bibliothek.«
    »Was?«
    Er tat gleichgültig, aber seine roten Wangen verrieten ihn.
    »Du bist in die Bibliothek gegangen«, sagte sie. »Ich weiß, dass du da warst. Du hast gedacht, du könntest mich austricksen. Du wolltest das leere Buch finden und das Rätsel allein lösen. Du Schwachkopf. Ich hab doch gesehen, wie du davongeschlichen bist!«
    Er runzelte die Stirn. »Was?«
    »Gesehen hab ich dich«, trumpfte sie auf. »Du hast gedacht, Wunder wie raffiniert du bist, aber ich hab dich die ganze Zeit beobachtet. Du bist so was von blöd, es ist der reinste Witz.«
    Er stutzte und sah ihr in die Augen. »Du warst das also in der Bibliothek!«, rief er. »Ich könnte dich umbringen! Umbringen könnte ich dich!«
    Ein paar Leute drehten sich nach ihnen um, überrascht von seinem heftigen Ausbruch, aber Blake konnte sich nicht beherrschen. Er hatte ein Ventil gefunden für die Angst, die sich in ihm aufgestaut hatte.
    »Warum hast du das getan?«, brüllte er. »Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    Etwas in ihrem Blick brachte ihn zum Schweigen. Sie sah ihn angstvoll und mit aufgerissenen Augen an, den Tränen nahe. Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    Im selben Moment erkannte er seinen Fehler. Sie hatte ihn gar nicht weggehen sehen - das hatte sie nur behauptet, um ihn unsicher zu machen. Wahrscheinlich war sie neidisch, weil er es geschafft hatte, ihren Luchsaugen zu entkommen, und weil er ohne sie weggeschlichen war.
    Gerade wollte sie etwas sagen, da kam ihre Mutter

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