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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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mit dem Mantel über dem Arm zurück. Wortlos bedeutete sie ihnen mitzukommen. Blake und Duck gingen hinter ihr her, den Parkweg entlang.
    »Wir unterhalten uns später«, sagte sie frostig. Ihre Worte hingen wie eine eisige Wolke in der Luft.
     

Sieben
     
    n der Nacht schreckte Blake auf. Das Buch hatte ihn gerufen! Er setzte sich kerzengerade im Bett auf und knipste das Licht an.Nach und nach erschienen die Streifen des Tapetenmusters vor seinen Augen wie die Stäbe eines vertrauten Gefängnisses. Er blinzelte. Dann fiel ihm alles wieder ein: Das Buch war weg. Er hatte es nicht gefunden. Enttäuschung überwältigte ihn, und er ließ sich aufs Kissen zurückfallen.
    Er hatte geträumt, dass die College-Bibliothek in einen großen Zauberwald verwandelt war. Entlang der Gänge wuchsen hohe Bäume, ihre Äste reckten sich an den Wänden empor, ihre Kronen spannten ein buntes Blätterdach unter der Decke aus. Weidäufig ineinander verschlungene Äste bildeten die Regale, und alle standen voller Bücher. Während Blake langsam durch die Bibliothek wanderte, schwebten rote, goldene und leuchtend grüne Papierschnitzel auf den Boden wie Herbstlaub.
    Vögel zwitscherten lärmend über ihm, hüpften von Ast zu Ast und erfüllten die Bibliothek mit ihrem Gesang. Plötzlich aber, wie in einer Explosion aus Federn, flatterten sie auf, schwangen sich hoch in die Luft und ließen die Regaläste still und kahl zurück wie im Winter. Das ganze Gebäude war auf einmal kalt und leer - bis auf das Buch mit den unbedruckten Seiten, das plötzlich wieder auf dem Boden lag und darauf wartete, dass er, Blake, es umdrehte.
    Mephistopheles kam über den Gang geschlendert, aus seinem Maul hing ein Papierfetzen wie eine Feder.
    Blake fröstelte bei der Erinnerung an das Buch. Er war überzeugt, es wolle ihn irgendwie erreichen. Schließlich merkte er, dass sein Frösteln mindestens genauso viel mit der Zimmertemperatur zu tun hatte wie mit seinen Nerven. Er kroch zum Fußende des Bettes und drehte den Thermostat unter dem Fenster auf. Der Heizkörper war eiskalt!
    Er wartete, bis sich die primitiven Rippen erwärmten. So vorsintflutliche Heizungen war er von zu Hause nicht gewöhnt. Die Rohre ächzten und bebten eine Weile, dann füllten sie sich langsam mit Wärme. Es war nur ein Hauch von Wärme, kaum zu spüren, aber doch besser als nichts.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, blinzelte er durch einen Spalt in der Jalousie. Straßenlampen schütteten gelbe Lichtpfützen auf die Millstone Road, und irgendwo in einem der Nachbargärten bellte ein Hund. Sonst war nirgends eine Spur von Leben. Die Häuser lagen dunkel und verlassen da. Die Menschen schliefen.
    Es war mitten in der Nacht.
    Blake legte sich wieder ins Bett und starrte auf die Risse, die wie Riesenspinnen über die Decke krochen. Es irritierte ihn, dass das Buch mit den leeren Seiten verschwunden war, nachdem er es gerade erst gefunden hatte. Es hatte sich ungewöhnlich angefühlt, so, als seien unglaubliche Dinge zwischen seinen Seiten verborgen. Sein Papier besaß eine Fähigkeit, unsichtbare Worte lebendig zu machen, eine magische Kraft, die er noch nicht durchschaute. Es war, als stecke ein eigener Wille in dem Buch - ein Dschinn vielleicht, eine geheime Macht. Aber wie war das möglich?
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus. Das Buch war verschwunden. Er hatte die Gelegenheit vertan, hinter sein Geheimnis zu kommen.
    Er knipste das Licht aus und lag im Dunklen. Ein Gefühl von Unzulänglichkeit breitete sich über ihn wie eine Decke. Und dann hörte er plötzlich in der Stille seines Zimmers ein leises geheimnisvolles Knistern außen am Fenster. Vielleicht Schnee. Vielleicht Regen. Aber es war so schön warm und gemütlich in seinem Bett, und er war so müde, dass er nicht aufstand und nachsah.
    Langsam verschwammen seine Gedanken und trugen ihn hinüber in den nächsten Traum.

    Er war wieder in der Bibliothek. Das geheimnisvolle Buch wartete darauf, dass er es vom Boden aufhob.
    Bevor es verschwinden konnte, schloss er die Finger fest um den abgenutzten Lederband und öffnete ihn. Wie von selbst blätterten sich die leeren Seiten um und zeigten ihm schließlich das Rätsel in der Mitte des Buches:
    Noch während Blake die Worte vor sich hinsagte, wurde er plötzlich in eine Schneelandschaft versetzt, die aussah wie zu Hause. Weiße Flächen lagen frei und offen um ihn wie die Seiten eines aufgeschlagenen Buches. In der Ferne glitzerte ein zugefrorener Teich durch das

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