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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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sich auch Duck. »Ein Zauberspruch stand darin.«
    »Nein«, korrigierte Blake schnell. »Kein Zauberspruch.«
    »Eher ein Rätsel, nicht wahr?«, sagte der Professor und hob seine dichten Augenbrauen.
    »Woher wissen Sie das?« Blake warf ihm einen erstaunten Blick zu, doch der Mann sah ihn nur ernst an und machte keine Anstalten, sein Geheimnis zu verraten.
    »Erzähl mir erst noch, wie du das Buch gefunden hast«, sagte er und beugte sich vor, als wolle er sich nicht die kleinste Einzelheit entgehen lassen.
    Langsam begann Blake, vom gestrigen Nachmittag in der Bibliothek zu erzählen. Davon, dass er mit den Fingern gegen die Buchrücken getrommelt hatte, wollte er lieber nicht reden, womöglich war der Professor in diesem Punkt so kleinlich wie seine Mutter. Er könnte ihn gar verdächtigen, gestern Abend die Bücher in der Bibliothek beschädigt zu haben - und er wollte nicht noch tiefer in Schwierigkeiten geraten.
    »Und konntest du lesen, was darin stand?«, fragte der Professor, nachdem Blake zu Ende erzählt hatte. Er beobachtete den Jungen scharf. Blakes blaue Augen waren hell wie Eis.
    »Ja, natürlich.« Was für eine dumme Frage, fand Blake. »Also, zuerst dachte ich, in dem Buch steht überhaupt nichts, aber dann habe ich mittendrin doch ein paar Zeilen gefunden.«
    Der Professor beugte sich noch weiter vor. »Und was stand da?«, fragte er mit angehaltenem Atem.
    Blake biss sich auf die Lippe. Er hatte das Gefühl, der Mann durchbohre ihn mit seinen Blicken. Wie er da auf seinem Thron saß, erinnerte ihn der Professor an die ernsten Gelehrten auf den Porträts, die überall im College gegenwärtig waren. Nun hing alles von seiner nächsten Antwort ab. Doch wie sehr sich Blake auch bemühte, er konnte sich nicht an den Wortlaut von Endymion Springs Gedicht erinnern. Die Worte ließen sich nicht fassen.
    »Ich weiß es nicht mehr«, sagte er schließlich. Er zerrte an seinem Kragen, der ihm auf einmal zu eng wurde. »Ich kann mich nicht richtig erinnern. Irgendwie hatte es mit den Jahreszeiten zu tun. Es hieß, das Buch wird auseinanderfallen, wenn etwas Bestimmtes nicht geschieht.« Vor lauter Konzentration legte er das Gesicht in Falten. »Ich weiß nur nicht, was geschehen sollte. An die genauen Worte kann ich mich nicht erinnern. Sie ergaben keinen Sinn.«
    »Und ich habe sie nicht gesehen«, sagte Duck, die diese Bemerkung offenbar für wichtig hielt.
    »Wie bitte? Hast du denn das Rätsel nicht noch einmal gelesen?«, fragte Jolyon gespannt. »Oder haben sich die Worte schon wieder aufgelöst?«
    Blake sah auf seine leeren Hände. »Ich habe das Buch nicht mehr«, gestand er. »Es ist weg.«
    »O nein!«
    Die Stimme des Mannes schien im Boden zu versickern, so leise sprach er. Blake spürte, wie die gespannte Erwartung aus dem Raum wich, als wäre ein Buch, an dem sie gemeinsam ihre Freude gehabt hatten, plötzlich mitten in der Geschichte zugeschlagen worden.
    Regen prasselte aufs Dach und verstärkte sein Unbehagen. Plötzlich hing tiefe Resignation im Büro des Professors.
    »Es tut mir Leid«, sagte Blake, und im selben Moment grollte der erste Donner in der Ferne. Der Mann aber wischte die Entschuldigung beiseite. War er wütend oder nur besorgt? Blake konnte es nicht sagen. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte«, sagte er niedergeschlagen. »Deshalb habe ich das Buch wieder ins Regal gestellt. Ich fand es nicht richtig, es aus der Bibliothek zu schmuggeln.«
    »Nein, nein, du hast ganz richtig gehandelt«, nickte der Professor und starrte auf den Boden, als suche er etwas unermesslich Wertvolles, das ihm gerade durch die Finger geschlüpft war. Er schlug das rechte über das linke Bein, löste die Beine wieder voneinander, brütete vor sich hin.
    Plötzlich fiel Blake noch etwas ein. »Aber gestern, nachdem ich mit Ihnen gesprochen hatte, bin ich noch einmal in die Bibliothek gegangen und wollte das Buch suchen«, sagte er. »Ich hatte nach Ihrer Reaktion das Gefühl, es könnte vielleicht wichtig sein.«
    Sofort hob der Professor den Kopf, fragend, hellhörig.
    »Und?«
    Blake sah kurz auf die schemenhafte Gestalt gegenüber. Er senkte den Blick. »Ich konnte es aber nicht mehr finden«, murmelte er düster. »Ich bin zu dem Regal, in dem ich es am Nachmittag gesehen hatte, aber das Buch war nicht da. Es war verschwunden. Jemand muss es genommen haben.«
    Ein bedrücktes Schweigen breitete sich aus, tiefer und dunkler als vorher. Im dämmrigen Licht des Raumes warf Duck ihrem Bruder einen

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