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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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brauchte keine zweite Aufforderung. Er sprang die Steinstufen hinauf, immer zwei auf einmal, und kam sich dabei vor wie ein Bergsteiger im Inneren eines Schneckenhauses. Duck folgte langsamer und tastete beim Treppensteigen mit den Fingern über die unebenen Mauern. Enge Räume konnte sie nicht leiden, und hier gab es nicht einmal ein Seil oder ein Geländer zum Festhalten. Sie stieg mit größter Vorsicht die glatten ausgetretenen Stufen hinauf.
    Oben musste Blake einen Moment verschnaufen, doch gleich darauf blieb ihm ein zweites Mal die Luft weg — vor Überraschung jetzt. Das hier musste der magischste Ort in ganz Oxford sein! »Wow!«, rief er aus und sah sich erstaunt um.
    Eine einzelne gerillte Säule in der Mitte des Raumes öffnete sich nach oben wie zu einem Regenschirm und stützte die niedrige Gewölbedecke, die wie ein kunstvoll verziertes Spinnennetz aus goldenem Stein über ihnen hing. Schmale Bogenfenster erlaubten einen Blick über das College aus der Vogelperspektive: eine von Fabelwesen bewohnte Landschaft mit Türmen, Zinnen und Schieferdächern, über der sich im Moment dunkle Wolken ballten.
    Wie der Mann, so sah auch der Raum wunderbar chaotisch aus. Überall lagen Bücher: auf Pulten gestapelt, an Tischbeine gelehnt, unter Lampen und auf Hocker getürmt. Sogar auf den Sesseln lagen Bücher - wie schlafende Katzen -, und Blake fragte sich, ob er sich darauf setzen oder sie höflich zur Seite schieben sollte. Aber wohin? Es gab nirgends einen Zentimeter freien Platz. Auch über den Boden verstreut lagen Bücher, als wären sie von einem Wirbelwind hingeschleudert worden.
    Blake suchte nach einer Möglichkeit, seine Jacke abzulegen, fand aber keine. Er legte sie ordentlich über seinen Arm, den Rucksack behielt er in der Hand. Der Papierdrache verhielt sich still.
    Jolyon wollte Ducks Regenmantel nehmen, aber sie lehnte ab.
    »Den zieht sie nie aus«, erklärte Blake und setzte sich zu seiner Schwester auf das Sofa, auf dem noch die wenigsten Bücher lagen. Ein, zwei Bände, die ihm im Weg waren, nahm er herunter und platzierte sie auf einen gefährlich schwankenden Bücherstapel auf dem Boden. Jolyon saß ihnen gegenüber auf einem hölzernen Stuhl mit Klauenfüßen, ähnlich einem Thron, und sah aus wie ein Geschichtenerzähler oder ein gütiger König. Ein Lichtstrahl, der durch das Fenster hinter ihm hereinfiel, tauchte seinen Umriss in Silber und ließ die Bücher in den Regalen golden aufleuchten.
    »Was können Sie mir über Endymion Spring sagen?«, fragte Blake sofort, denn er brannte darauf, das Geheimnis des Buches mit den unbeschriebenen Seiten zu erfahren.
    Hier, in seinem Arbeitszimmer, schien der Professor längst nicht so aus dem Häuschen zu geraten, als er den Namen hörte. Doch wenn Blake mit einer einfachen klaren Antwort gerechnet hatte, wurde er enttäuscht. Der alte Mann streckte seinen tintenverschmierten Finger in die Luft.
    »Geduld, mein Junge«, mahnte er. »Was ich vorher gern wissen würde - woher hast du den Namen? Hast du gehört, wie jemand davon gesprochen hat? Deine Mutter vielleicht?«
    Blake schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat den Namen nie erwähnt.«
    Jolyon schien überrascht. »Bist du sicher?«
    Blake dachte gründlich nach. »Nein ... ich glaube jedenfalls nicht«, sagte er, jetzt weniger entschieden.
    »Und gestern? Während des Dinners?«, fragte der Professor weiter. »Hat dort jemand davon gesprochen?« Diese Frage kam langsam und bedächtig, so als könnte das College von Eindringlingen wimmeln, die alle das Buch in die Hände bekommen wollten.
    »Nein«, sagte Blake. Er runzelte die Stirn und rutschte ungeduldig hin und her. Er wunderte sich, warum der Mann so viele merkwürdige Fragen stellte. Ob er bezweifelte, dass ein zwölfjähriger Junge ein Buch wie Endymion Spring finden könnte? Er beschloss, auf den Punkt zu kommen. »Nein, ich habe gestern in der Bibliothek ein Buch gefunden, auf dem dieser Name stand. Es war aber kein gewöhnliches Buch, weil nichts drinstand. Deshalb habe ich Sie gestern danach gefragt.«
    »Oh«, sagte der Professor leise, kaum hörbar. Er wich dem Blick des Jungen aus.
    Verwirrt von Jolyons Reaktion fragte Blake zögernd: »Ist es denn ein wichtiges Buch, Professor?«
    Der Mann sah ihn lange schweigend an, dann nickte er. »Ja, Blake, es ist allerdings sehr wichtig.«
    Eine düstere Vorahnung jagte Blake eine Gänsehaut über den Rücken.
    Endlich, beeindruckt von Professor Jolyons unheilschwangerem Ton, meldete

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